Voll vernetzt von Airport zu Airport

Vom Frankfurter Airport in die Benelux-Länder oder gar über den Ärmelkanal nach London - der Radius von Luftfrachtersatzverkehren kann mitunter groß ausfallen. Auch der 2018 gegründete Kühllogistiker Thermologistic mit Sitz direkt am Frankfurter Flughafen bringt Luftfrachtsendungen per Lkw vom Airport Frankfurt zu allen deutschen und europäischen Flughäfen. Ein Geschäft, das sich lohnt: Vor allem der Transport verderblicher Waren, das sogenannte Perishable-Geschäft, ist aktuell der einzige Bereich in der Luftfracht, der noch Wachstum generiert, weiß Thermologistic-Geschäftsführer Bernd Schmied. So habe der Perishable-Bereich bei seiner Kundschaft am Frankfurter Flughafen bei der Tonnage um rund 25 Prozent zugelegt. Wenngleich die Stimmung in einigen Bereichen der Transportbranche zurzeit gedämpft sein mag - den Perishable-Markt hält Schmied daher für krisensicher: "Die Konsumenten wollen einfach 365 Tage im Jahr frisches Obst und Gemüse aus aller Herren Länder essen." Thermologistic hat im ersten Jahr mit dem reinen Luftfrachtgeschäft angefangen und baut die Geschäftsfelder sukzessive aus. "Bereits 2019 konnten wir eine erhebliche Umsatzsteigerung verzeichnen und gehen für 2020 von einem Wachstum von rund 50 Prozent aus", sagt Schmied. Maßgeschneiderter Trailer-Fuhrpark Entsprechend wurde zuletzt in den eigenen Fuhrpark und damit die Kapazitäten investiert: Für rund 800.000 Euro wurden 13 neue Auflieger aus dem Hause Schmitz-Cargobull angeschafft. Für die speziellen Anforderungen im Luftfrachtersatzverkehr (Transport von Luftfrachtsendungen mit Luftfrachtbrief auf der Straße) wurden die neuen Einheiten mit Rollerbetten von Joloda sowie mit Doppelstockeinrichtungen für eine zweite Ladeebene ausgerüstet. Einige der GDP-zertifizierten Trailer verfügen zudem über Trennwände für bitemperierte Transporte. Gesichert werden die Auflieger mittels Tapa-Lock-System. Dies dient laut Schmied nicht nur als Diebstahlschutz, sondern ist in den letzten Jahren auf den Routen nach Großbritannien aus einem ganz anderen Grund immer wichtiger geworden: "Leider versuchen immer wieder Geflüchtete als blinde Passagiere in Lkw über den Ärmelkanal zu gelangen. Während der Fahrt können unsere Auflieger nicht geöffnet werden." Nicht nur die Trailer sind für die Anforderungen der Kühllogistik maßgeschneidert, bei temperierten Transporten ist zudem Ortung und Temperaturdokumentation ein wichtiges Feature. Dazu hat Thermologistic mehrere IT-Systeme miteinander verzahnt: So nutzt das Unternehmen in seinen eigenen Lkw Fahrzeugtelematik von TomTom, Trailertelematik von Schmitz Cargobull und als Transport-Management-System Cargobase von der Firma Reteco, das wiederum per Schnittstelle an die zentrale Datendrehscheibe Nic-Place des Kemptener Softwarehauses Kasasi angeschlossen ist. Die Daten aus dem 40 Fahrzeuge umfassenden Eigenfuhrpark sowie die Daten der Telematiksysteme von Unternehmern, die für Thermologistic fahren, werden über Nic-Place aggregiert und ins TMS zurückgespielt. Insgesamt werden über Nic-Place 200 Fahrzeuge verwaltet. "So wissen nicht nur wir jederzeit, wo sich unsere Assets befinden und wie der Temperaturverlauf aussieht - diese Information können wir auch unseren Kunden wenn gewünscht in Echtzeit zur Verfügung stellen", freut sich Schmied. Über die Datendrehscheibe würden zudem alle Alarmmeldungen, sei es zu Temperaturabweichungen oder dem Verlassen von Geofences, gesteuert. Einige Kunden wünschen zudem Push-Benachrichtigungen, die über Abfahrt und Ankunft weit hinausgehen. Bei Fahrten nach Großbritannien etwa meldet das System auch die Ankunft in Calais und die Ankunft in Folkestone inklusive automatisch generierten Temperaturreports. Echtzeitzugriff auf alle Telematikdaten Bis die Integration aller Systeme und Alarmfunktionen abgeschlossen war, habe es laut Schmied einige Zeit gedauert, der Aufwand habe sich aber gelohnt: "Jetzt können wir in Echtzeit auf alle Telematik- und Temperaturdaten zugreifen, völlig unabhängig davon, welches System unser Partnerunternehmen nutzt", sagt der Geschäftsführer. Dass Thermologistic vom Start weg auf die Digitalisierung der Prozesskette gesetzt hat, ist für Schmied selbsterklärend: "Wir haben 2019 6000 Komplettladungstransporte durchgeführt. Ohne diese Form der Automatisierung wäre dies mit der relativ kleinen Personaldecke, die wir als junges Unternehmen haben, nicht möglich." Mehr zum Thema finden Sie unter #Telematik www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Für die temperaturgeführte Logistik braucht man nicht nur modernes Fuhrpark-Equipment. Der Kunde möchte auch stets wissen, wo seine Ware ist und ob die für den Transport vorgeschriebene Temperatur eingehalten wird. Thermologistic, Kühllogistiker aus Frankfurt, hat dazu mehrere IT-Systeme miteinander verzahnt. Über das Unternehmen Thermologistic mit Sitz am Frankfurter Flughafen hat sich auf temperaturgeführte Transporte spezialisiert, wovon rund 60 Prozent auf den Bereich Luftfrachtersatzverkehr entfallen. Mit den Partnerunternehmen 7Days und Sotracom übernimmt das 2018 gegründete Unternehmen die komplette Perishable-Logistik für Lufthansa Cargo. Thermologistic ist nach ISO 9001:2015 und IFS Logistics zertifiziert. Geschäftsführer Bernd Schmied ist seit Ende der Achtzigerjahre im Luftfrachtersatzverkehr tätig. Vor der Gründung von Thermologistic war er unter anderem für die Thermotraffic-Gruppe als Niederlassungsleiter Frankfurt tätig. mh

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