Smartphone

Schon fast geschenkt waren die neuen Smartphones (verglichen mit den alten Scannern), mit denen der Logistikdienstleister Beeger seine Fahrer ausgestattet hat. Die Samsung-S3-Telefone schlugen mit 250 Euro zu Buche, die alten Handhelds von Motorola kosteten etwa 1600 Euro - nur die Hardware.Seit Mitte 2014 setzt das mittelständische Familienunternehmen die Smartphone-App "Mobile Track" des IT-Dienstleisters Euro-Log ein. Die Anwendung wird für die Abhol- und Zustellscannung sowie die Unterschriftenerfassung bei den bis zu 7000 monatlichen Sendungen genutzt. Bis zum Sommer vergangenen Jahres hatte der Spediteur eine Scanner-Lösung mit Software von AIS für die Disposition im Einsatz. "Deren Hauptproblem war die hohe Anfälligkeit der Scanner und die dadurch entstehenden Kosten für Reparaturen beziehungsweise Neuanschaffungen", begründet Frank Reichert, Niederlassungsleiter bei Beeger, den Wechsel.Nach drei bis vier Jahren waren die Scanner in der Regel kaputt. Nicht selten musste zuvor schon einmal das Display getauscht werden - für 1000 Euro (siehe Kasten)."Die Smartphones nutzen wir jetzt ein Jahr. Noch ist keins kaputtgegangen", sagt Reichert. Zur Sicherheit hat er für jedes Telefon eine dicke Schutzhülle aus Gummi spendiert. Zudem hat er den Eindruck, dass seine Fahrer die Geräte ähnlich sorgfältig behandeln wie ihre privaten Smartphones. Selbst wenn die eigentlich für Endverbraucher bestimmten Telefone nur ein Jahr im harten Speditonsalltag durchhalten würden, stünde es in Sachen Ersatzinvestition noch 750 zu 1600 Euro.Mit der Speditionssoftware verbundenBeeger, mit Standorten in Apen und Syke, ist Kooperationspartner der Online Systemlogistik. Mit einem Fuhrpark von rund 35 Nahverkehrsfahrzeugen wird die Stückgutverteilung in dem Postleitzahlengebiet 26 bis 28 organisiert.Mit der App können die Fahrer nicht nur scannen. Mit ihrem neuen Werkzeug machen sie beispielsweise Fotos von beschädigter Ladung oder zur Dokumentation der Warenübergabe. Diese überträgt das Programm in Echtzeit an die Speditionssoftware Komalog von Transdata.Den gleichen Weg gehen auch die Daten und Statusmeldungen, die der Fahrer erzeugt, wenn er beim Abholen oder Zustellen der Sendung deren Barcode scannt. Dabei hat er zudem die Möglichkeit, den Tausch von Lademitteln zu verbuchen. Parallel schickt Mobile Track die Ablieferbelege an das Speditionssystem des Kunden oder der Online-Kooperation.Durch die App kennen die Mitarbeiter in der Disposition aber nicht nur den aktuellen Status der Sendung, sie wissen auch stets über den Aufenthaltsort der Fahrer Bescheid. Denn das Programm sendet regelmäßig die Geokoordinaten der Android-Geräte an das Inhouse-System, das sie auf einer Karte anzeigt. Dank dieser Funktion werden Probleme auf der Strecke, beispielsweise Staus, sichtbar und es kann gegebenenfalls umdisponiert werden. Für den Einsatz als Scanner im Lager eignet sich das Smartphone indes noch nicht. Für hohe Sendungszahlen im Wareneingang und -ausgang ist das Scannen über die Kamera des Telefons zu langsam. Hier setzt Beeger vorerst weiter auf klassische Laserscanner.Die Smartphones bekommen die Fahrer morgens mit den Papieren zum Tourbeginn und müssen sie abends wieder abgeben. Über Nacht werden der Akku mit Strom versorgt und die Daten abgeglichen. Zudem hat Beeger die festen Subunternehmer mit in das System eingebunden. "Wenn die mal mit einem anderen Fahrer kommen, können wir ihn so mit einem Gerät ausstatten", erklärt Reichert. Verblieben die Geräte fest bei den Fahrern, ginge das nicht. Zudem könne man so mal "auf die Geräte schauen und sie mal reinigen".Vertrauen statt SicherheitssoftwareEine spezielle Sicherheitssoftware hat Reichert auf den Telefonen nicht installieren lassen. Die Mitarbeiter können den vollen Funktionsumfang des Gerätes nutzen. Also auch E-Mails versenden oder im Web surfen. "Das ist ein Versuch, bei dem wir unseren Fahrern vertrauen", sagt Reichert. Zusätzliche Kosten fallen dadurch wegen der Flatrate nicht an. Einzige Ausnahme: Die Fahrer wählen Sonderrufnummern an. Besagte Nummern tauchen aber im Einzelverbindungsnachweis auf und so lässt sich schnell herausfinden, ob das die geschäftlich notwendige Telefonauskunft oder eine Hotline gegen die Langeweile war.Zudem haben viele Fahrer ohnehin ein privates Smartphone und so glaubt Reichert, dass sie private Dinge lieber auf ihrem Gerät machen, "man hinterlässt ja doch Spuren im Browserverlauf".Kostenvorteil SmartphoneDer Einsatz von Scannern war doppelt so teuerAuf drei Jahre gerechnet kostete die alte Scannerlösung monatlich 95 Euro pro Gerät. Dagegen kommt Beeger beim Einsatz eines Smartphones, inklusive der App Mobile Track, auf 52 Euro pro Monat. Inkludiert sind die Anschaffungskosten, Wartungsvertragskosten sowie laufende Kosten pro Monat.Damit spart Beeger pro durch Smartphone und App ersetztem Scanner 43 Euro. Bei aktuell 35 Smartphones macht das ein monatliches Plus von 1505 Euro. Zusätzlich entfällt eine pauschale Gebühr für den Datenaustausch von 200 Euro im Monat, die beim Einsatz der Scanner-Lösung fällig wurde. Hinzu kommt die Arbeitszeitersparnis im Umgang mit der App. Beispielsweise haben Software-Updates bei den Scannern fast zehn Mal so lange gedauert wie bei dem Smartphones.Die Einstiegskosten für die Inbetriebnahme des neuen Systems waren zudem mit rund 1000 Euro günstiger als seinerzeit bei der Einführung der Scanner-Lösung. sv

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