VerkehrsRundschau-Index: Neuer Rekordwert

Diese Jahresendrallye hatte es in sich. Die Entwicklung der Frachtraten im Straßengüterverkehr in Deutschland war im vierten Quartal 2021 in gleich mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, wie aus den neuesten Zahlen des VerkehrsRundschau-Index hervorgeht. Es wurde nicht nur ein neuer Rekordwert erklommen. Auch der Rückblick auf die vergangenen Quartale zeigt, dass derzeit einiges los ist im Transportmarkt. Doch zunächst mal die Fakten: Der VerkehrsRundschau-Index ist im vierten Quartal 2021 um 3,25 Punkte oder 2,47 Prozent auf 135,02 Punkte geklettert. Das ist der höchste Wert seit Bestehen des Index 2005. Der bisherige Rekord aus dem zweiten Quartal 2019 - also noch deutlich vor der Corona-Krise - lag bei 132,09 Punkten. Zweite Besonderheit: Der Anstieg mit 2,47 Prozent ist beachtlich und überraschend groß. Das wird zum einen deutlich, wenn man auf die letzten Quartale blickt. Der höchste zu beobachtende Zuwachs wurde im zweiten Quartal 2021 mit 1,99 Prozent erzielt. Jetzt wurde dieser Wert nochmals um fast 0,5 Prozent übertroffen. Der sechste Preisanstieg in Folge Aber selbst wenn man bis zur Entstehung des VR-Index im Jahr 2005 zurückblickt, gab es nur drei Quartale, in denen ein stärkerer Anstieg zu beobachten war: zu Beginn der Erhebung 2005 mit 5,04 Prozent, im dritten Quartal 2006 mit 3,6 Prozent und im zweiten Quartal 2008 mit 2,76 Prozent. Und eine letzte Besonderheit: Im vierten Quartal 2021 ist der Index zum sechsten Mal in Folge geklettert. Einen Anstieg über einen so langen Zeitraum hat es bislang nur in den Jahren 2010/2011 und 2018/2019 gegeben. Wenn man all diese Zahlen liest, dann könnte man meinen, dass die Transportdienstleister hochzufrieden sein müssten. Es gelingt ihnen offenbar, spürbar höhere Entgelte zu erzielen. Das war ja in der Vergangenheit nicht immer so, ganz im Gegenteil. Da hatten die Auftraggeber häufig das bessere Ende für sich. Der Spruch "Es findet sich immer noch jemand (Dümmerer), der für weniger Geld fährt" war in der Transportbranche in etwa so bekannt wie derzeit das Coronavirus. Dem scheint jetzt nicht mehr so zu sein. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Fahrermangel sich immer stärker bemerkbar macht und damit die Kapazitäten nicht endlich, aber doch begrenzt erweiterbar sind - trotz des großen Reservoirs an Anbietern aus Osteuropa. Aber angesichts der gestiegenen Frachtraten davon auszugehen, dass die Transportdienstleister sich in einer komfortablen Lage befinden, entspricht auch nicht der Wahrheit. Es gibt nämlich gute Gründe, warum die Preise steigen: Die Kosten im Transportgewerbe explodieren nahezu. Dieselpreise um 28,1 Prozent gestiegen Ganz offensichtlich lässt sich das an der Entwicklung der Dieselpreise ablesen (siehe dazu auch VR 25/2021, Seite 22). Immerhin machen im Fernverkehr die Kosten für Kraftstoffe etwa 25 Prozent der Gesamtkosten aus. Steigen also die Dieselpreise, dann bedeutet das eine enorme Belastung für die Fuhrunternehmen. Seit Beginn des Jahres 2021 müssen sie deutlich tiefer in die Tasche greifen. Im Januar 2021 betrug der Dieselpreis noch 95,99 pro Hektoliter. Elf Monate später hat das Statistische Bundesamt einen Durchschnittspreis von 122,96 Euro festgestellt. Das entspricht einem Anstieg von 26,97 Euro oder 28,1 Prozent. Für die Dienstleister bedeutet das einen Anstieg der Gesamtkosten um sieben Prozent seit Jahresbeginn. Jetzt kann man diesen Wert nicht eins zu eins übertragen, weil viele Dienstleister einen Dieselfloater vereinbart haben und damit die Dieselpreise daher ein durchlaufender Posten sind. Aber wie in der VR-Umfrage (siehe VR 25/2021) festgestellt, ist der Dieselfloater nicht so verbreitet, wie man vielleicht meint. Zudem werden die Preissteigerungen nicht immer vollständig und vor allem zeitnah weitergeleitet. Die höheren Dieselpreise sind nicht die einzigen Verteuerungen, mit denen die Dienstleister zu kämpfen haben. Auch für das Personal mussten und müssen sie deutlich mehr zahlen. Als ein Beispiel sei die Vereinbarung genannt, auf die sich Arbeitgebervertreter und Gewerkschaft in der Speditions- und Logistikbranche in Niedersachsen zum Jahresende 2021 geeinigt haben. Demnach sollen die 50.000 Beschäftigten laut Verdi ab dem 1. Januar 2022 5,8 Prozent mehr Lohn erhalten und ab dem 1. Januar 2023 weitere 4,2 Prozent mehr. Im Fernverkehr machen die Personalkosten für den Lkw-Fahrer sowie anteilig in der Verwaltung etwa 30 Prozent der Gesamtkosten aus. Leicht zu erkennen, dass damit auf die Dienstleister ein weiterer Kostenblock zurollt beziehungsweise diese Belastung bereits im Jahr 2021 auf einem ähnlichen Niveau gewesen sein dürfte. Zumindest hört man immer wieder, dass für Fahrer übertarifliche Löhne gezahlt werden, um sie an das Unternehmen zu binden. Damit noch nicht genug: Weitere Kosten müssen die Dienstleister aufgrund der Corona-Pandemie bewältigen. Die seit November geltende 3G-Regelung ist mit hohem administrativem Aufwand verbunden. Einige Fahrer sind weder geimpft noch genesen und können nicht immer einen tagesaktuellen Test vorweisen. Daher war aus dem Gewerbe kurz nach Inkrafttreten der Regel immer wieder zu hören, dass Lkw beim Warenempfänger nicht abgefertigt wurden und eine erneute Zustellung erfolgen musste. Ein hoher zusätzlicher Aufwand verbunden mit zusätzlichen Kosten für die Dienstleister. Preise klettern im Spotmarkt noch stärker Somit ist dieser starke Anstieg des VR-Index im vierten Quartal 2021 durchaus nachvollziehbar und hat nicht die Kassen der Logistikdienstleister klingeln lassen, sondern dürfte vor allem dazu gedient haben, die Kostensteigerungen aufzufangen. Und dass Lkw-Frachtraum im vierten Quartal offenbar wieder deutlich teurer geworden ist, wird auch an den Zahlen deutlich, die Transporeon im Transport Market Monitor veröffentlicht. Demnach sind die Spotmarktpreise im vierten Quartal 2022 um 6,5 Prozent gestiegen, was der Höchststand in den letzten drei Jahren bedeutet. Da Spotmarkt-Preise deutlich stärker schwanken, ist auch der stärkere Anstieg im Vergleich zum VR-Index nicht ungewöhnlich. Mit den Zahlen für das vierte Quartal liegt auch die Jahresauswertung beim VR-Index vor. Die Frachtraten sind 2021 um 2,94 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Damit ist das Vor-Corona-Niveau bereits wieder erreicht worden. 2020 waren die Frachtraten um 2,49 Prozent eingebrochen. Welche Preis- und Mengenerwartungen die Unternehmen für das laufende Jahr haben, können Sie auf unserem Profiportal VR-Plus nachlesen. Außerdem liefern wir Ihnen ausführliche Infos zum konjunkturellen Umfeld 2022 in einem Online-Seminar. In Kürze Der VerkehrsRundschau-Index ist im vierten Quartal 2021 auf einen neuen Rekordwert geklettert. Mit 135,02 Punkten war der Preisindex für den Güterverkehr noch nie so hoch seit seinem Bestehen im Jahr 2005. Erhebungsmethodik und Teilnehmer Was man zum VerkehrsRundschau-Index wissen muss Seit 2005 lässt die VerkehrsRundschau (VR) von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Damit ist der VR-Index der älteste Preisindex für Lkw-Transporte in Deutschland. Zur Methodik und Erscheinungsweise Im vierten Quartal 2021 haben 90 Unternehmen bei der Befragung mitgemacht, etwas mehr Dienstleister als Verlader. Von den Dienstleistern haben 32,6 Prozent 20 und weniger Mitarbeiter. Bei den Verladern geben 74,1 Prozent an, mehr als 100 Mitarbeiter zu haben. Sie sind also durchschnittlich gesehen größer als die Dienstleister. Bei der Abfrage der Frachtraten sind nur Transporte berücksichtigt worden, deren Güter palettierbar sind und keine besondere Handhabung erfordern. Folgende Kriterien nehmen Einfluss auf die Preisgestaltung:- Entfernungen- Sendungsgrößen- Quell- und Zielraum - Transporte innerhalb und zwischen Ballungsgebieten- Art des Vertragsverhältnisses zwischen Verlader und Transporteur - keine langfristigen Kontrakte- Preisbildung der Aufträge ohne Annahme einer RückfrachtDer Index erscheint vierteljährlich. Die Daten werden erhoben vom Marktforschungsinstitut Kynetec (ehemals Kleffmann Group). cd Mitmachen beim VR-Index lohnt sich gleich mehrfach Wollten Sie schon immer mal wissen, wo Sie mit Ihren Frachtraten stehen? Werfen Sie als Verlader Geld zum Fenster hinaus und zahlen Sie zu viel im Vergleich zu den regulären Marktpreisen? Bekommen Sie als Transportdienstleister weniger Geld als Ihre Kollegen und sollten daher höhere Preise durchsetzen? Wenn Sie auf diese Fragen Antworten suchen, machen Sie jetzt beim VerkehrsRundschau-Index mit. Die Teilnahme an der Online-Befragung ist kostenlos. Sie erhalten eine Benchmark-Auswertung, bei der Sie in einer Tabelle ablesen können, in welcher Preisklasse Sie um wie viel Prozent von den Durchschnittspreisen abweichen. Eine Analyse, die Sie nirgendwo sonst bekommen. Zudem wird Ihre Teilnahme mit einem Geschenk belohnt, das umso größer ausfällt, je häufiger Sie mitmachen. Neugierig geworden? Dann wenden Sie sich an das Meinungsforschungsinstitut Kynetec (ehemals Kleffmann Group), das Ihnen Anonymität garantiert (Nico Herbig, Tel.: 02591/9188-316). cdMehr Infos unter: www.verkehrsrundschau.de/index Mehr Daten zum VR-Index und zum Transportmarkt auf VR-Plus und in einem Online-Seminar am 19. Januar Der VerkehrsRundschau-Index liefert nicht nur Infos zur Entwicklung der Transportpreise im Straßengüterverkehr. Im Rahmen der Exklusiv-Umfrage für die VerkehrsRundschau (VR) werden zahlreiche weitere Kennzahlen erhoben. Die können Abonnenten auf dem VR-plus-Portal abrufen. Zu diesen Daten gehören zum einen viel detailliertere Transportpreise, aufgeteilt nach Produktkategorien (Palette, Teil- und Komplettladungen) und nach unterschiedlichen Entfernungsstufen. Zudem fragt die VR die Teilnehmer ab, wie sich die Mengen in den letzten Quartalen entwickelt haben. Häufig jedoch noch interessanter ist der Ausblick. So gibt es auf dem Portal die Einschätzungen der Teilnehmer zu der Entwicklung der Mengen und Preise: Steigt die Nachfrage nach Lkw-Frachtraum weiter? Klettern die Frachtraten auch im laufenden Quartal und im Gesamtjahr 2022? Und wenn ja, in welchem Umfang? Es werden aber auch weitere Kennzahlen abgefragt wie die durchschnittliche Lkw-Standzeit an den Laderampen oder der durchschnittliche Lohnkostensatz für einen Fahrer pro Tag. Dazu gibt es zu jeder Grafik eine entsprechende Interpretation.Mehr Informationen unter: www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen Einen Teil dieser Infos erhalten Sie auch in einem Online-Seminar der VerkehrsRundschau am 19. Januar von 10 bis 11 Uhr. Darüber hinaus werden darin die Ergebnisse anderer Transportindizes vorgestellt und Prognosen zum Wirtschaftswachstum in Deutschland und Europa analysiert. Wir gehen auch der Frage nach, wie sehr die Lieferengpässe die Entwicklung hemmen. Mehr zu dem Seminar und zur Anmeldung unter: www.verkehrsrundschau.de/events cd

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