Berlin. Das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) und der Verband Pro Bahn haben das vor über zwei Jahren vom Bundesverkehrsministerium angekündigte „Ausbauprogramm Elektrische Güterbahn“ kritisiert. Sie sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Luftnummer.“ Die beiden Verbände verweisen dabei auf einen veröffentlichten 459-seitigen Bericht zweier Gutachterbüros, der schon seit Oktober im Ministerium vorlag. Aus 173 untersuchten Vorhaben sollen demnach lediglich acht Strecken mit insgesamt 270,3 Kilometern Länge mit einer Oberleitung versehen worden sein.
„Das passt weder zum realen Bedarf noch zu den Versprechen der Regierung, bis 2025 rund 3500 Kilometer Strecke zu elektrifizieren“, sagte der NEE-Vorstandsvorsitzende Ludolf Kerkeling. Die Gutachter und das Bundesverkehrsministerium hätten „alle Ziele aus den Augen verloren“, kritisieren die beiden Verbände. Mit dem Programm sollte die „Resilienz“ des Netzes bei Störfällen gestärkt werden. Damit stand nicht einmal der potenzielle Zusatzverkehr auf elektrifizierten Strecken im Vordergrund, was von den Güterbahnen schon mit Kopfschütteln begleitet wurde. Denn Elektrifizierung senkt die Kosten der Güterbahnen deutlich und macht sie so wettbewerbsfähiger zum Lkw. Das BMVI wollte neu elektrifizierte Strecken für potenzielle Umleitungen im Stör- und Baustellenfall nutzen können.
„Das ist durchaus auch ein lohnenswertes Ziel, wie das Fehlen leistungsfähiger Umleitungstrecken nach der Havarie des Rastatter Tunnels 2017 gezeigt hat“, sagte Kerkeling. Von den acht Strecken würden jedoch nur zwei dieses Kriterium erfüllen, während die anderen lediglich einen großen Verladepunkt an das elektrifizierte Netz anbinden würden. Ludolf Kerkeling fügte hinzu: „Der Hinweis des Ministeriums auf alternative Antriebe nützt uns herzlich wenig. Für den Güterverkehr gibt es auf dem Markt weder Akku- noch Wasserstoffloks.“ (tb)