Berlin. Der von den USA ausgelöste Handelskonflikt hat die deutschen Autobauer noch nicht getroffen. Im ersten Halbjahr liefen die Geschäfte im In- und Ausland besser als im den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Doch aus Sicht des Verbands der Automobilindustrie (VDA) wachsen die Risiken.
VDA-Präsident Bernhard Mattes zeigte sich am Dienstag zudem besorgt über geplante strengere CO2-Grenzwerte in der EU. „Die Politik darf die Unternehmen nicht überfordern, sonst ist die industrielle Basis in Europa gefährdet“, sagte Mattes in Berlin. Schon das 95-Gramm-Ziel, eine Absenkung des Ausstoßes auf diesen Wert bis 2021, sei sehr anspruchsvoll und nur erreichbar, wenn der Anteil von E-Autos kräftig zunimmt
In Deutschland kauften Privatleute und Unternehmen bis Juni mehr Autos als in der ersten Jahreshälfte 2017. Die Zahl der Neuzulassungen stieg um 2,9 Prozent auf 1,84 Millionen, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte. Im Juni waren es 341.300 Autos, ein Plus von 4,2 Prozent verglichen mit dem Vorjahresmonat.
Auftragseingang ist stabil
„Der Auftragseingang aus dem Inland ist stabil, der ausländische Auftragseingang hat zugelegt“, beschrieb Mattes die Lage. Weltweit erwarteten die deutschen Fahrzeughersteller für dieses Jahr eine Rekordproduktion von 16,7 Millionen Autos, ein Plus von etwa einem Prozent.
Die inländische Pkw-Produktion ging nach VDA-Angaben in den ersten sechs Monaten um 3 Prozent auf 2,84 Millionen Autos zurück. Die Ausfuhren aus Deutschland verringerten sich um 2 Prozent auf 2,19 Millionen Fahrzeuge.
Die Dieselkrise wirkt sich immer weiter aus: Der Anteil von Dieselautos bei den Pkw-Neuzulassungen in Deutschland sank auf knapp ein Drittel (32,1 Prozent). Im ersten Halbjahr 2017 hatte er noch bei 41,3 Prozent gelegen. Mattes verteidigte den Dieselmotor neuen Typs und warnte vor Fahrverboten: „Je weniger Diesel verkauft werden, desto höher sind die CO2-Werte bei den Neuzulassungen.“ Der moderne Diesel sei notwendig, um die Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen.
Sorge über Handelskonflikt wächst
Mattes drückte seine „große Sorge“ über die internationale Handelspolitik aus. Mögliche Importzölle der USA auf Fahrzeuge aus Europa seien ebenso schädlich wie als Gegenmaßnahme angekündigte Zollerhöhungen Chinas auf Autos aus den USA. „Jedes zweite Auto, das wir in den USA fertigen, geht in den Export“, erläuterte der Verbandschef.
Ganz an den Anfang der Halbjahresbilanz stellte Mattes das Eingeständnis der Branche, angesichts der Dieselaffäre „massiv an Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren“ zu haben. Nun arbeite man daran, beides zurückzugewinnen. „Dazu gehört, dass wir tun, was wir sagen, dass Verlässlichkeit und Transparenz unser Handeln bestimmen.“ (dpa/ag)