Atlanta. Der US-Paketriese United Parcel Service verschiebt die geplante Akquisition der holländischen Post-Tochter TNT Express auf einen unbestimmten Zeitpunkt Anfang kommenden Jahres. Ursprünglich sollte der Deal bis zum 9. November 2012 abgeschlossen worden sein, nachdem der zuvor angestrebte 31. August als Termin für den Zusammenschluss bereits geplatzt war.
Durch die jetzt erfolgte erneute Aufschiebung der Übernahme beugt sich UPS dem Druck der Europäischen Wettbewerbswächter. Diese hatten zusätzliche Informationen über die Geschäftsabläufe beider Expressanbieter speziell auf dem europäischen Markt verlangt. Sollten die Brüsseler Kontrolleure dabei partielle Wettbewerbseinschränkungen feststellen oder eine Quasi-Monopolstellung von UPS/TNT innerhalb einiger Regionen oder EU-Mitgliedsländer feststellen, dürfte die Fusion nach Ansicht von Branchenexperten nur mit sehr hohen Auflagen genehmigt werden.
Zukunft der TNT-Flugzeuge ungewiss
Völlig unklar ist derzeit, was aus der in Lüttich beheimateten Frachtflugdivision TNT Airways S.A. wird. Nach den geltenden EU-Gesetzen darf ein amerikanisches Unternehmen die Flugzeuge nicht unter US-Recht betreiben. TNT Airways verfügt über eine Flotte von knapp 50 Flugzeugen, die überwiegend von Partnergesellschaften im Auftrag von TNT betrieben werden. Nach Angabe von Lüttichs Airportchef Luc Partoune entfällt 45 Prozent der an seinem Platz umgeschlagenen Tonnage derzeit auf TNT.
Nach eigenen Angaben bietet UPS im Rahmen der Übernahmeofferte für jede Aktie von TNT Express 9,50 Euro in bar. Sollte die Fusion wie beabsichtigt klappen, entstünde mit einem Jahresumsatz von mehr als 45 Mrd. Euro der weltweit größte Logistikanbieter. Durch den Zusammenschluss versprechen sich UPS und TNT Einsparungen von jährlich zwischen 400 und 500 Mio. Euro. Als Gesamtkosten für den Zusammenschluss nennen die Firmen, über vier Jahre verteilt, rund eine Milliarde Euro. (hs)