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Uni-Arbeit zu Stickoxiden: Fahrverbote wegen Schifffahrt kaum wirksam

09.04.2018 13:00 Uhr
Michael Schreckenberg
Michael Schreckenberg
© Foto: Thomas Schulze/dpa-Zentralbild/picture-alliance

Wie sähe die Stickoxid-Belastung 2030 ohne Diesel-Autos aus? Ein Student kommt in seiner Masterarbeit zu dem Ergebnis, dass Fahrverbote wegen der Schifffahrt nahezu unwirksam seien. Gutachter Michael Schreckenberg erklärt im Interview, warum.

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Duisburg/ Düsseldorf. Sind Dampfer auf dem Rhein viel größere Dreckschleudern als Diesel-Autos? Ein Physik-Student der Universität Duisburg Essen kommt in seiner Masterarbeit zu dem Ergebnis: Auch mit Diesel-Fahrverboten wäre die Stickoxid-Belastung in Städten am Rhein weiterhin zu hoch. Grund dafür soll die Binnenschifffahrt sein.

Gutachter der Masterarbeit ist der Physiker und Hochschullehrer Michael Schreckenberg. Er fragt sich, ob Diesel-Fahrverbote in Städten vor dem Hintergrund der Ergebnisse überhaupt noch rechtzufertigen sind. Am kommenden Donnerstag (12. April) ist Schreckenberg im Düsseldorfer Landtag deshalb eingeladen. Er soll bei der Sachverständigen-Anhörung im Verkehrsausschuss zum Thema Diesel-Fahrverbote zu Wort kommen. Details zur Studie verrät er im Interview.

Was ist das für eine Studie?
Schreckenberg: Die Studie ist eigentlich eine Masterarbeit. Und bevor nun alle sagen „Ach, nur eine Masterarbeit”, muss ich entgegnen: Eine Masterarbeit ist im Allgemeinen mehr als nur eine Studie. Und diese sehr gute, 130 Seiten umfassende Arbeit eines Physikstudenten wird Ausgangspunkt für weitere Studien sein, da bin ich sicher.

Worum geht es in der Arbeit genau?
Lennart Korsten hat mit Daten von 2015 des Gas- und Wärme-Instituts in Essen unter anderem untersucht, wie sich die Stickoxid-Belastung in den Städten verändern würde, wenn es im Jahr 2030 keine Diesel-Pkw mehr gäbe. Das Ergebnis: Wenn man alle Diesel-Fahrzeuge, die an der Ruhr- und Rhein-Schiene vorkommen, umrüsten würde auf Benzin, wäre das Problem nur an der Ruhr gelöst.
In allen großen Städten entlang des Rheins hätten wir aufgrund der Schifffahrt immer noch eine viel zu hohe Belastung, so in Köln, Düsseldorf und Bonn. Mit dabei sind auch Städte wie Xanten, die auf den Straßen verkehrlich nicht belastet sind. Auch in Monheim, Voerde, Kalkar und Wesseling wäre die Stickoxid-Belastung im dargestellten Szenario „Substitution von Diesel-Pkw” zu hoch - eben durch die Schifffahrt.

Enthält die Masterarbeit auch Handlungsempfehlungen?
Nein, es werden viele verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen Umrüstungen von Diesel-Fahrzeugen analysiert und Prognosen abgegeben. Aber das Ergebnis gibt sicherlich Anlass über Handlungsempfehlungen nachzudenken: Wie müssen Schiffe umgerüstet werden? Und: Kann man Diesel-Fahrverbote in Städten überhaupt noch rechtfertigen, wenn das eigentliche Ziel nicht erreicht wird?

Was sagt Ihr Student dazu, dass seine Arbeit so große Aufmerksamkeit erlangt? Im WDR-Fernsehen ist auch berichtet worden...
Ich hatte es ihm schon prognostiziert, dass das passieren wird. Die Ergebnisse bieten viel Zündstoff. Er ist aber dennoch überrascht. Ein bisschen unangenehm ist ihm dieser Rummel auch. Sogar Ministerpräsident Armin Laschet hat die Masterarbeit angefragt.

Zur Person: Michael Schreckenberg (61) ist theoretischer Physiker und Hochschullehrer an der Universität Duisburg-Essen. Er ist vor allem auf dem Gebiet der Physik von Transport und Verkehr tätig. (dpa)

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