Troisdorf/Börlange. Fassungslosigkeit, aber auch ein wenig Ratlosigkeit: So lässt sich derzeit die Lage in der Zentrale von TX Logistik in Troisdorf beschreiben angesichts des Entzugs des Sicherheitszertifikats für die schwedische Tochter TX Logistik AB. Die Entscheidung der schwedischen Aufsichtsbehörde Transportstyrelsen hat gravierende Konsequenzen: Ab dem 5. Oktober darf TX Logistik keine Züge mehr in und nach Schweden, aber auch nicht nach Dänemark und Norwegen fahren lassen. Mit Verlust des Sicherheitszertifikats verliert TX Logistik AB automatisch auch die Berechtigung, als Bahnunternehmen in Norwegen und Dänemark tätig sein.
Bereits im November 2014 stellte die schwedische Behörde Mängel fest
Angebahnt hatte sich dieses Szenario bereits länger. Denn bereits im November 2014 hatte die schwedische Aufsichtsbehörde Transportstyrelsen TX Logistik AB auf Missstände im Sicherheitsmanagementsystem des Unternehmens hingewiesen. TX Logistik habe dann jedoch zugesagt, diese Mängel zu beheben, sagte Anders Ullvén, Abteilungsleiter Eisenbahnunternehmen bei Transportstyrelsen, gegenüber der VerkehrsRundschau. Doch ein detailliertes System-Audit im Anfang September 2015 habe weitere, gravierende Mängel festgestellt. „Wir haben TX Logistik auch geschildert, was unsere weiteren Schritte sein werden“, so Ullvén.
Frank Lehner, Vorstand TX Logistik, bestätigte gegenüber der VerkehrsRundschau dieses Procedere. „Was wir jedoch nicht wussten und uns überrascht hat ist die Kurzfristigkeit der angekündigten Maßnahmen“, sagte Lehner. Man sei nicht informiert gewesen, dass ein Entzug des Sicherheitszertifkats so schnell und vor allem ohne weitere Rücksprache erfolgen könne. Zwischen der Ankündigung und dem Vollzug lag nur eine Woche.
Bislang war TX Logistik in keine sicherheitsrelvanten Vorfälle verwickelt
Lehner zeigte sich auch insofern überrascht, als dass TX Logistik in Schweden noch nie in einem Unfall verwickelt gewesen sei oder es sonstige sicherheitsrelevante Vorfälle gegeben habe und TX Logistik dort immerhin schon seit 2005 im Markt ist. Auch in anderen Staaten Europas habe TX Logistik die erforderlichen Sicherheitsbestimmungen immer erfüllt.
TX Logistik hat laut Ullvén jetzt drei Wochen Zeit, Einspruch gegen diese Entscheidung einzulegen. Dazu muss TX Logistik einen entsprechenden Einspruch formulieren und das zuständige Gericht ein Urteil sprechen. „Wir können zu einem so frühen Zeitpunkt noch nicht absehen, wann wir wieder die Erlaubnis bekommen, weil wir noch nie eine solche Situation erlebt haben. Wir tun jedoch alles, um das Zertifikat wieder zu erhalten“, sagte Lehner. Dazu ist auch eine Arbeitsgruppe in Schweden tätig, in die auch Vorstandsvertreter und Top-Management eingebunden sind.
TX Logistik arbeitet an Alternativkonzepten
Doch was passiert, wenn das Zertifikat nicht bis zum 5. Oktober erteilt wird? „Wir haben unsere Kunden und Partner informiert und erstellen gerade Alternativkonzepte für die Transporte“, sagte Lehner. Das könne über den Landweg, auch mit anderen Bahnen sein, dafür käme aber auch der Fährverkehr in Frage. Doch auch dazu wollte sich Lehner zum jetzigen Zeitpunkt nicht genauer äußern. Insgesamt sind bei TX Logistik vier internationale, fünf nationale schwedische Verkehre und eine nationale Verbindung in Norwegen betroffen.
Ullvén gab gegenüber der VerkehrsRundschau verschiedene Gründe an, warum seine Behörde TX Logistik AB das Sicherheitszertifikat entzogen hat. So habe es Defizite im Sicherheitsmanagementsystem gegeben. Als Beispiel nannte er eine teilweise nicht vorhandene oder nicht ausreichende Risikoanalyse. Weiterhin fehlten klare Verfahren darüber, wie die Gesundheit der Mitarbeiter kontrolliert und dokumentiert werde. Es habe auch keine Informationen darüber gegeben, dass die Zugführer die richtige Ausbildung zum Befahren der jeweiligen Strecken haben. Dazu hatte die Behörde stichprobenartig Lokführer kontrolliert, bei denen der entsprechende Nachweis fehlte. „Das schließt nicht aus, dass die Lokführer über die notwendige Qualifikation verfügen. Aber TX Logistik konnte dies nicht nachweisen. In diesem Fall sehen die Bestimmungen vor, dass wir die Sicherheitslizenz nicht weiter erteilen können“, begründete Ullvén den Schritt seiner Behörde. (cd)