Hannover/Hamburg. Hamburger Lösung für Hapag-Lloyd: Der Reise- und Schifffahrtskonzern Tui verkauft die Mehrheit an der Containerreederei an eine Gruppe Hamburger Investoren. Über ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Konsortium „Albert Ballin“ bleibt die TUI zu einem Drittel an der Containerreederei beteiligt. Das teilte die TUI nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Das Konsortium „Albert Ballin“, das künftig zwei Drittel an Hapag-Lloyd halten wird, begrüßte die Entscheidung und kündigte an, die Reederei weiter zu entwickeln und ihren Marktanteil auszubauen. Die Investoren des Hamburger Konsortiums sind der Transport- und Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, die HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement (Freie und Hansestadt Hamburg), die Versicherungsgruppen Hanse Merkur und Signal Iduna sowie die Banken HSH Nordbank und M.M.Warburg & CO Gruppe. Das Bankhaus Warburg bündelt zugleich die Interessen mehrerer privater Investoren. Der Rivale der Hamburger, die Reederei Neptune Orient Lines (NOL) aus Singapur, hatte sich am Freitag aus dem Bieterverfahren zurückgezogen. Die Beschäftigten von Hapag-Lloyd hatten wiederholt vehement gegen einen Verkauf ihres Unternehmens an NOL protestiert. Sie befürchteten den Verlust von Jobs und Kompetenzen. Das Geschäft mit der Hamburger Gruppe sieht vor, dass Tui zunächst sämtliche Anteile der Hapag-Lloyd G an eine Tochtergesellschaft des Hamburger Konsortiums zu einem Unternehmenswert von 4,45 Milliarden Euro – inklusive Schulden – verkauft. Zugleich erwirbt der Reiseveranstalter eine unternehmerische Beteiligung von 33,33 Prozent für einen Kaufpreis von 700 Millionen Euro an der neuen Gesellschaft. Unterm Strich nimmt TUI durch den Verkauf dem Vernehmen nach rund 1,4 Milliarden Euro ein. Mit dem Geld will das Unternehmen sein Reisegeschäft ausbauen und eine Sonderdividende an die Aktionäre ausschütten. Tui-Chef Michael Frenzel sagte, die Tui habe trotz „widriger Umfeldbedingungen» einen Preis erzielt, der den fairen Wert auch unter normalen Marktbedingungen widerspiegle. „Der Verkauf von lediglich zwei Dritteln der Hapag-Lloyd hat diesen Preis ermöglicht.“ Die unternehmerische Beteiligung gebe der TUI die Chance, am künftigen Ergebnispotenzial zu partizipieren. Die Mitgesellschafter hätten ein Vorkaufsrecht für die Tui-Anteile an Hapag-Lloyd, hieß es. Zudem habe die TUI ein Andienungsrecht gegenüber dem Hamburger Konsortium, das erstmalig zum 1. Januar 2012 ausgeübt werden könne – das bedeutet, von diesem Zeitpunkt an muss das Hamburger Konsortium die Tui-Anteile übernehmen, falls Tui dies will. Die Stadt Hamburg beteiligt sich mit 484 Millionen Euro an dem Konsortium und ist damit mittelbar mit einem Anteil von 23 Prozent an Hapag-Lloyd beteiligt. Der norwegische Tui-Großaktionär John Fredriksen will über seine Konsequenzen aus dem beschlossenen Hapag-Lloyd-Verkauf in den kommenden Tagen entscheiden. „Wir werden die Entscheidung prüfen und uns in den kommenden Tagen dazu äußern, wie wir weiter vorgehen“, sagte ein Fredriksen-Sprecher. Fredriksen, der gut 15 Prozent an Tui hält, hatte die Abspaltung der Container- Reederei vom Konzern Anfang des Jahres noch selbst betrieben, sich später aber dagegen gewandt, da nach seiner Ansicht derzeit kein angemessener Verkaufspreis zu erzielen sei. Zudem hatte er bereits vor Monaten verlangt, dass die Aktionäre selbst in einer außerordentlichen Hauptversammlung über den Verkauf der Reederei abstimmen müssen, da es sich um eine Änderung des Geschäftsmodells handele. (dpa/sv)
Tui verkauft Containerreederei Hapag-Lloyd

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