Weinheim. Wenn es um zuverlässige und sichere Thermo-Transporte von Healthcare-Produkten geht, führt kein Weg an Thermomed vorbei“, heißt es auf der Webseite von Thermomed. Das Unternehmen ist in der Transoflex-Gruppe, Tochter der Österreichischen Post, für die Pharmalogistik zuständig. Branchenkennern zufolge ist es mit seinen 700 Mitarbeitern, 40 Depots und 300 eigenen Zustellfahrzeugen hierzulande Marktführer in diesem sensiblen Produktsegment. Hinter den Kulissen des Pharmalogistikdienstleisters schlagen aber dem Vernehmen nach derzeit die Wogen hoch.
Die Geschäftsführung von Transoflex wolle die Depots in München, Straubing und Hamburg an Dritte fremdvergeben und stehe dazu in konkreten Verhandlungen mit externen Dienstleistern, behauptet Manuel Sauer, Fachsekretär der Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) Bezirk Nordhessen. Insgesamt 65 Zustellund Fernverkehrsfahrer wären von diesem Vorhaben betroffen, sagt er. Sie sollen seinen Informationen zufolge aus Thermomed im Rahmen eines Betriebsübergangs nach Paragraf 613 an neue Depot-Betreiber übergehen. Erste Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und der Transoflex- Geschäftsführung hätten schon dazu stattgefunden – bislang mit offenem Ergebnis, so Sauer. Und dies könnte erst der Anfang einer größeren Ausgliederungswelle sein, die die Firma wohl plane, befürchtet der Verdi-Mann. Sprich: Es könnten weitere Depots an Dritte outgesourct werden, sofern Thermomed dafür Partner gewinne. Sauers Sorge ist, dass die dann dort beschäftigten Mitarbeiter nicht nur in Zukunft möglicherweise weniger verdienen, sondern auch keinen Betriebsrat mehr haben. Zu den gesamten Verdi-Aussagen von der VerkehrsRundschau befragt, nahm die Transoflex-Geschäftsführung allerdings keine Stellung.
Wechsel der Geschäftführung
Fest steht nur: Carsten Glos, der bislang die Geschäfte der Thermomed als Geschäftsführer geleitet hat, wird das Unternehmen zum Jahresende verlassen. Stattdessen sollen die Transoflex-Geschäftsführer Kai Schmuck, Oliver Rupps und Ulrich Schupp auch Thermomed verantworten. Zusätzlich soll wohl ein Ex-Doc-Morris-Manager künftig den Pharma-Produktbereich leiten, sagt ein Branchenkenner, der namentlich nicht genannt werden will. Optimierung auf Kosten anderer Für diesen Branchenkenner klingen die Verdi-Aussagen plausibel. Der Kostendruck seitens der Österreichischen Post auf Transoflex sei groß, weiß er. Schließlich habe sie seinerzeit für den Kauf des Unternehmens „viel, viel Geld zahlen müssen“, und dieser Kaufpreis müsse sich nun amortisieren. Aufgrund der niedrigen Renditen im KEP-Markt sei dies für Transoflex aus eigener Kraft aber schwierig, sagt er, obwohl das Unternehmen mittlerweile seine Depots an Fremdunternehmen vergeben habe und an den Depots nur noch niedrige eigene Anteile halte.
Deshalb sei es „sehr wahrscheinlich“, so der Branchenkenner, dass Transoflex diese Strategie nun auch bei der nach wie vor rentablen Thermomed in Erwägung ziehe und deren Depots sukzessive an Dienstleister vergebe: „So kann sich Transoflex optimieren, wenngleich auf Kosten anderer“, sagt er. Denn die Firma könne so Personalkosten einsparen und eigene Risiken reduzieren und müsse seinen Depotpartnern nur die Rückrechnungskosten und eine gewisse Management-Gebühr entrichten. Ob alles das aus Qualitätssicht aber sinnvoll sei, sagt er, sei eine ganz andere Frage. (eh)