Frankfurt am Main. Die global vernetzten Lieferketten geraten bis 2030 zunehmend ins Visier von Terroristen, Piraten und Cyber-Kriminellen. Dies teilte die Wirtschaftprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC) am 20. Juni mit. Aus einer Studie der PWC und des Supply Chain Management Institut gehe hervor, dass die befragten Branchenexperten aus Industrie, Forschung und Politik eine Zunahme gezielter Angriffe auf die Lieferketten erwarten.
Globale Vernetzung birgt Risiken
„Die Lieferbeziehungen zwischen Produzenten, Zulieferern und Konsumenten sind in den vergangenen Jahren immer komplexer und damit auch störanfälliger geworden. Heute konzentrieren sich 90 Prozent des weltweiten Handelsvolumens auf knapp 40 Transportknotenpunkte. Fällt auch nur eines dieser ‚Hubs' aus, sind die wirtschaftlichen Folgen bereits nach kurzer Zeit erheblich und rund um den Globus zu spüren", erläutert Klaus-Dieter Ruske, Leiter des Geschäftsbereichs Transport und Logistik bei PWC.
Als Folge der wachsenden Bedrohung könnten die Sicherheitsausgaben der Transport- und Logistikunternehmen deutlich steigen. Investitionen in die Sicherheit der IT-Systeme sieht die Studie zukünftig als einen der bedeutendsten Kostenfaktoren in der Logistik-Branche. Außerdem erwartet PWC längere Transportzeiten wegen schärferer Sicherheitsvorkehrungen. Aufgrund der besonderen Risiken bestimmter Regionen könnte es zu einer Verlagerung der Handelsrouten kommen. Anschläge auf stark frequentierte Knotenpunkte könnten die Volkswirtschaften der angrenzenden Regionen destabilisieren. So verliert Ägypten nach Angaben von PWC bereits heute über 640 Millionen US-Dollar pro Jahr, weil Reeder die Frachtpassage über den durch Piraterie bedrohten Golf von Aden und den Suez-Kanal meiden. Trotz der zunehmenden Risiken sahen die Befragten keine Abkehr von weltumspannenden Lieferketten.
Lieferketten sollen auf Sicherheit geprüft werden
Der Studie nach werden Logistikunternehmen in Zukunft ihre gesamte Lieferkette einem verpflichtenden Sicherheitscheck unterziehen müssen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit hierfür wurde mit 70 Prozent bewertet. „Unternehmen müssen zum Schutz ihrer Lieferkette alle denkbaren Gefahrenszenarien analysieren und geeignete Gegenmaßnahmen entwickeln", sagte Ruske. „So sollte jedes Unternehmen darauf vorbereitet sein, den Ausfall eines Zulieferers schnell kompensieren zu können". Von staatlichen und zwischenstaatlichen Institutionen erwarten die Befragten demgegenüber keine entscheidenden Impulse für mehr Sicherheit.
Für die Studie „Transportation & Logistics 2030 - Securing the supply chain" befragte PWC nach eigenen Angaben weltweit 80 Branchen-Experten. Sie diskutierten und bewerteten in einem mehrstufigen Verfahren Thesen zur Zukunft der Logistik hinsichtlich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und Bedeutung für den Transport- und Logistiksektor. (nck)
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