Wien. In einer europäischen Studie hat die Unternehmensberatung Horváth & Partner die Geschäftsmodelle von 16 Bahnunternehmen in Österreich, Deutschland, Frankreich, Belgien, Schweiz und Großbritannien unter die Lupe genommen. Die Kernaussage dabei: Wenn Bahngesellschaften glauben, alles machen zu können, kommen sie schnell unter massiven Kostendruck und wirtschaftlich ins Drudeln. Daher sei weniger letztlich mehr, resümiert Bjorn Bohlmann, gegenüber der VerkersRundschau. Er ist einer der Mitautoren der Studie, in der in Österreich beispielsweise die Österreichischen Bundesbahnen beleuchtet wurden. In Deutschland waren es unter anderem DB Cargo, Lokomotion, Captrain und TX Logistik.
Die ÖBB-Tochter Rail Cargo Group sieht Bohlmann gut unterwegs: „Dieses Bahnunternehmen ist forcierter aufgestellt als beispielsweise in Deutschland DB Cargo“, sagte er. Das spiegelt sich in Österreich auch im hohen Modal-Split der Bahn am gesamten österreichischen Güterverkehr wider: Mit 33 Prozent hat der Schienengüterverkehr in Österreich im Vergleich zu anderen EU-Ländern eine herausragende Position. Im EU-Durchschnitt liegt der Modal-Split gerade mal bei rund 15 Prozent.
Der Bahngüterverkehr ist in Österreich nach Einschätzung von Bohlmann sehr stark mit industriellen Verladern verbunden und die ÖBB sind stark auf den Ost-West-Verkehr sowie auf das Alpentransitgeschäft fokussiert. Während die Deutsche Bahn auf allen europäischen Korridoren Flagge zeige, habe sich Österreichs Güterbahn auf Ost-West-Verkehre spezialisiert, forciere den Intermodal-Verkehr und sei selbst im kostenseitig schwierigen Einzelwagengeschäft im Gegensatz zu anderen europäischen Bahnen in der Fläche präsent.
Nicht überall mit allen Ressourcen tätig zu sein stellt sich für die Bahngesellschaften per Saldo als die bessere Lösung heraus, so das Studien-Fazit. (mf/ag)