Starkes Gespann

Die Franz Lehnen GmbH in Sehlem stellt aktuell einen Tieflade-Sattelzug aus Mercedes Arocs 2663 LS 6x4 und Faymonville Multimax NZ 4 Tiefladesattel in Dienst. Die VerkehrsRundschau hat das Gespann einem Praxistest unterzogen. Da muss die Kombination variabel einsetzbar sein, denn Lehnen betreibt neben der Kipperflotte einen Fuhrpark von 180 Baumaschinen - von der Zweitonnen-Walze bis hin zum 60-Tonnen-Raupenbagger. Die Gesamtgewichte liegen mit Dauergenehmigung bei 60 Tonnen, mit Einzelgenehmigung auch schon mal bei 66 Tonnen. Die Testtour umfasst sechs Be- und Entladestellen und verläuft über 180 Kilometer. Gefahren wurde mit Gesamtgewichten zwischen 55 und 60 Tonnen und bis zu drei Meter Fahrzeugbreite. Der Multimax-Tiefladesattel verfügt über drei zwangsgelenkte Hinterachsen sowie eine Vorlauflenkachse, die nur bei entsprechender Beladung automatisch abgesenkt wird. Der Zug ist leer im genehmigungsfreien Bereich mit 2,55 Metern Außenbreite sowie 16,50 Metern Länge unterwegs. Die zwangsgelenkten Achsen des Multimax laufen exakt in der Spur der Arocs-Hinterachsen. Für schwierige Einsatzverhältnisse steht eine Nachlenkung mit Einspurkontrolle zur Verfügung. Sie lässt sich über eine Fernbedienung mit Drucktasten von der Kabine aus betätigen. Das macht den Tiefladezug wendig - vor allem, wenn der Fahrer den Zug anwinkeln muss, um Raupenfahrzeuge von der Straße aus ins Gelände abzusetzen. Wendemanöver ohne zwangsgelenkte Achsen wären kaum machbar. Wenn es eng wird, zeigte sich die nur 2,30 Meter breite Kabine als hilfreich. Einfach zu handhaben Die Verbreiterung von Ladefläche und Rampenspur von 2,54 auf bis zu 3,0 Meter ist hydraulisch in Minutenschnelle erledigt und fällt mit 500 Kilogramm Zusatzgewicht noch moderat aus. Eine Besonderheit ist das geschlossene, batteriebetriebene Elektro-Hydraulikaggregat beim Sattelauflieger. Damit arbeitet er ohne laufenden Motor der Zugmaschine autark und leise. Statt jede Verbreiterungskonsole einzeln auszuziehen und nachfolgend die Bohlen einlegen zu müssen, kann der Fahrer bequem den Rechts-/Links-Auszug betätigen. Die Verbreiterung lässt sich stufenlos ausfahren und passgenau an die Maschinenbreite angleichen. Das ist sicher, einfach und spart viel Zeit. Die Länge der Ladefläche beträgt 8,60 Meter und kann um 2,90 oder bis zu einer Gesamtzuglänge von 19,10 Metern ausgezogen werden. Zudem lassen sich die Radmuldenabdeckungen mit dem Zwischentisch als Überbrückungselemente für den Auszug nutzen. Damit ist der Multimax flexibel und kann vom Kettenbagger bis zum Radlader alles transportieren. Durchdachte Ladungssicherung Baggerschaufeln oder ähnliche Gerätschaft lässt sich auf der Schwanenhalsplattform abgelegen und verzurren. In die integrierte Löffelstielmulde zwischen den zwangsgelenkten Tiefladeachsen lassen sich die Schwerspannketten für den hinteren Teil der Fahrwerksösen verstauen. Sie sind somit schnell zur Hand. Die voll versenkbaren Zurrösen im Aufliegerrahmen sind gekröpft - so lassen sich die Ketten im idealen Winkel mit den Fahrwerksösen verbinden. Danach wird der Baggerarm samt Schaufel in der Löffelstielmulde abgelegt. So gibt es in der Regel keine Probleme mit der Fahrzeughöhe. Vorne ist die Ladungssicherung am Raupenfahrwerk noch einfacher: Hier gibt es einen abgeschrägten Rampentisch mit eingelassenen Schwerlastösen. Daran lassen sich die Spannketten dauerhaft befestigen. So ist bereits immer eine Seite mit dem Auflieger verbunden, und der Fahrer braucht jeweils nur eine Kettenseite in die Fahrwerksöse für die Diagonalzurrung einzuklinken. Auch das geht schnell und ohne Anstrengung. Eine gute Idee ist das Stirnwand-Gerätelager. Darin kann der Fahrer alle Ketten und Zurrwerkzeuge übersichtlich aufhängen und mit einer Rollplane abdecken. Ein paar kleine Verbesserungen Aktuell wünscht man sich beim Multimax noch gestanzte Zahlen anstelle der aufgeklebten Markierung für die Ladeflächenverbreiterung - weil diese schnell verwischen. Von Vorteil wären auch nummerierte Rasterzapfen der Ladelängenverstellung. Damit ließen sich schneller und ohne langes Nockenzählen die Radladermulden für unterschiedliche Reifendimensionen bilden. Und dann vielleicht noch ein Aufkleber. Er soll daran erinnern, dass beim Verbreitern der Ladefläche systembedingt eine Lochbildung erfolgt und so beim Begehen der Ladefläche erhöhte Vorsicht geboten ist. Macht einen sehr guten Eindruck Die Warntafeln für die Überbreite besitzen Aufsteckdorne für zusätzliche Blinkleuchten - auch das ist eine gute Idee aus der Praxis. Der Mercedes-Benz Arocs 2663 kommt etwas hochbeinig daher. Entsprechend weit oben sitzt die erste Trittstufe zum Aufstieg ins Fahrerhaus. Das 2,30 Meter breite Classicspace-Fahrerhaus mit ebenem Boden offeriert knapp 1,60 Meter Innenhöhe. Das Interieur zeigt sich funktionell und pflegeleicht. Für den Regionalverkehr reicht das Platz- und Stauraumangebot. Vor allem gefällt das ergonomisch durchdachte und fahrerorientierte Cockpit mit leicht ablesbaren Instrumenten, einem informativen Farbdisplay und Multifunktions-Lenkrad. Auch der Fahrer-Klima-Schwingsitz bietet hohen Komfort und mannigfaltige Einstellungsmöglichkeiten. Dank 625 PS, guter Elastizität und ansprechendem Durchzugsvermögen sind selbst 60 Tonnen Gesamtgewicht kein Problem. Das spontane Ansprechen des Triebwerks auf Fahrpedalbewegungen gefällt. Die Maximalleistung des Turbocompound-Reihensechszylinders mit 15,6 Litern Hubraum liegt schon bei niedrigen 1600/min an. Das maximale Drehmoment von 3000 Newtonmeter steht knapp über Leeraufdrehzahl zur Verfügung. Einzigartiges Anfahr- und Bremssystem Ein Pluspunkt ist die Turbo-Retarder-Kupplung als Anfahr- und Bremssystem. Sie kombiniert eine hydraulische Anfahrkupplung mit einem Retarder. Damit kann der Fahrer feinfühlig und verschleißfrei anfahren und bei niedrigsten Geschwindigkeiten unbegrenzt ruckfrei rangieren. Der schnelle Drehmomentaufbau verhindert ungewolltes Zurückrollen und ermöglicht gleichzeitig einen dynamischen Antritt beim Anfahren in Steigungen. Dank raffinierter Regelung kann man trotzdem mit beladenem Zug im Berg bei eingelegtem Vorwärtsgang bewusst langsam zurückrollen lassen und bei Bedarf sofort wieder schnell anfahren. Dieses "Abseilen" wird übers Fahrpedal gesteuert - ohne Betätigung der Bremse und damit ohne Verbrauch von Druckluft. In Gefällen steht die TRK als wirksame Dauerbremse mit einer Leistung von 476 PS zur Verfügung. Dazu kommt die hohe Motorbremsleistung der "High Performance Engine Brake" von bis zu 646 PS - in Summe 979 PS. Bemerkenswert ist das perfekte Zusammenspiel des Motors und der automatisierten und für den Baueinsatz abgestimmten PowerShift-3-Schaltung. Parabelfederung vorn, luftgefederte Hinterachsen und eine perfekte Fahrwerksabstimmung sorgen für hohen Fahrkomfort - leer wie beladen, auf der Straße und in der Baustelle. Eine Sattelkupplung mit Verschiebeeinrichtung erhöht die Flexibilität. Damit ist eine Optimierung der Achslasten möglich. Zudem können unterschiedliche Sattelanhänger und dank Zusatzhydraulik auch Kipp-Auflieger gefahren werden. Außerdem ließe sich eine Ballastpritsche aufsetzen, um in Verbindung mit einem Anhängebock an der Endtraverse auch Drehschemel-Tiefladeanhänger im Schwertransport ziehen zu können. Weitere Herausforderung am Testtag war ein Radlader. Bei dem mussten Register gezogen werden: Abdeckung von der Ladeflächenmulde entfernen, Fahrzeug verbreitern und Ladefläche ausziehen sowie mit einem verschiebbaren Zwischentisch ein weiteres Radmuldenpaar bilden. Das Ausziehen der Ladefläche erfolgt durch Rangieren der Zugmaschine, was dank der feinfühligen TRK kein Thema ist. Das Bewegen des Zwischentischs erfolgt von Hand. Beides lässt sich allein bewerkstelligen. Beim Hantieren der 75 Kilogramm schweren Radmuldenabdeckungen und Auffahren des Ungetüms ist jedoch Teamwork mit einem zweiten Mann gefragt. Gemeinsam spezifiziert Da Lehnen alle Neuanschaffungen mit den Fahrern abspricht, zeigt sich die Kombination am Ende als ideal, um alle Aufträge sicher, schnell und komfortabel zu erledigen. Mehr Tests finden Sie in unerer Testdatenbank www.verkehrsrundschau-plus.de Lehnen Unternehmensgruppe Mit langer TraditionDie Unternehmensgruppe Lehnen mit Stammsitz in Sehlem ist ein Familienunternehmen mit über 80-jähriger Tradition. Die Gruppe beschäftigt inzwischen als Partner im Tief- und Straßenbau mehr als 220 Mitarbeiter. Sie besteht aus den Baufirmen Franz Lehnen GmbH & Co. KG, Gotthard Lehnen GmbH & Co. KG und L-Travaux Sàrl, aus den Steinbruchsund Gewinnungsbetrieben Neumagener Hartsteinwerk - Franz Lehnen GmbH und Liewer Hartsteinwerk GmbH & Co. KG sowie aus der AMM - Asphaltmischwerke Mosel GmbH & Co. KG. Damit umfasst das Leistungsportfolio der Gruppe die gesamte Palette des heutigen Tief- und Straßenbaus, vom Autobahnbau über den Bau von Bundes- und Landstraßen und die Erschließung von Baugebieten bis hin zur Erstellung von Hof- und Außenanlagen.Vom Rohstoff zum EndproduktDen Großteil der Baustoffe, die für diese Tätigkeitsgebiete benötigt werden, produzieren die Steinbruchs-, Gewinnungs- und Recyclingbetriebe sowie die Asphaltmischanlage der Unternehmensgruppe. Somit bietet die Unternehmensgruppe Lehnen Tief- und Straßenbau, und das von A-Z: von der Rohstoffgewinnung und Veredelung bis hin zum fertigen Endprodukt - der Straße beziehungsweise dem Bauwerk. Günter Willwert Kommentar Das meint der Tester Im Vergleich zum Vorgänger-Gespann, einer Kombination aus Zweiachs-Allradkipper und Fünfachs-Drehschemel-Tiefladeanhänger, hat der Sattel-Tiefladezug mit Arocs 2663 und Multimax NZ 4 mehrere Vorteile: Das Fahrverhalten ist mit dem luftgefederten Doppelachs-Aggregat viel besser. Außerdem konnten bei geringerem Verbrauch die Transportgeschwindigkeiten erhöht werden. Dank Turbo-Retarder-Kupplung legt der Getrieberechner meist die fünfte Gangstufe ein, und man kommt komfortabel mit weniger Zugkraftunterbrechungen in Fahrt - auch bei Gesamtgewichten bis 60 Tonnen. Der Faymonville-Tiefladerauflieger sorgt mit den hydraulischen Auffahrrampen und der Ladeverbreiterung bei wechselnden Maschinenbreiten für ein schnelles Be- und Entladen. Die zwangsgelenkten Achsen ermöglichen beim Rangieren einen schnelles Anwinkeln, um Kettenfahrzeuge auf engster Verkehrsfläche von der Straße aus ins Gelände abladen zu können. Sehr gut ist auch das Elektro-Hydraulikaggregat, das als geschlossenes System die empfindlichen Ventile vor Verschmutzung schützt. Außerdem arbeitet die Aufliegerhydraulik autark.Günter Willwert Lkw-Tester

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