Sprudelnde Umsätze, volle Kostentransparenz

Das Wetter ist unser bester Verkäufer", bringt Sven Schulmeyer, Dispositionsleiter von Hassia Mineralquellen mit Sitz im hessischen Bad Vilbel die saisonalen Besonderheiten eines Getränkeherstellers auf den Punkt. Im Idealfall erstreckt sich die Hochsaison von Mai bis September; vor allem außerhalb der Ferien bei gleichzeitig schönem Wetter sind die Umsätze demnach überdurchschnittlich gut. Dieser saisongetriebene Geschäftsverlauf schlägt sich entsprechend in der Transportlogistik des Unternehmens nieder. In der Nebensaison verantwortet Schulmeyer täglich rund 80 Touren, die in einem Umkreis von bis zu 250 Kilometern ausgeliefert werden. Etwa 40 Prozent davon übernehmen die eigenen im Werkverkehr eingesetzten 23 Fahrzeuge, der Rest wird an externe Transporteure vergeben. Während der Hochsaison - in der bis zu 150 Touren pro Tag anfallen - steigt der Anteil der Spediteure auf 80 Prozent an. "Es gibt zwei Hauptkriterien für die Vergabe der Touren an unsere Spediteure: Die Länge der zu fahrenden Strecke und der Serviceaufwand beim Kunden", erklärt Schulmeyer. Es werden demzufolge also nicht nur Ferntouren von externen Dienstleistern übernommen, sondern vor allem Fahrten, wo beim Kunden zusätzliche Dienstleistungen anfallen. Regelmäßig beauftragt wird in diesen Fällen das auf Getränkelogistik spezialisierte Unternehmen Gettrans, das sozusagen als Hausspediteur fungiert. "Wir beauftragen aber auch kleinere Dienstleister und Subunternehmer. Über Großspeditionen wird lediglich ab und an Sammelgut transportiert", erklärt Schulmeyer. Welche der einzelnen Touren letztendlich nach außen vergeben werden, richtet sich bei den Hessen streng nach wirtschaftlichen Kriterien. "Kundenbelieferungen, bei denen die Ware verräumt und gleichzeitig das Leergut auf Paletten gestellt werden muss, sind für uns die kostenintensivsten Touren", so Schulmeyer. Die Prämisse laute daher, die eigenen Fahrzeuge voll auszulasten, während die kostenintensiveren Touren an die Speditionen übergeben werden. Zentraler Faktor Abladezeit Diese täglichen Make-or-buy-Entscheidungen trifft Schulmeyer mithilfe der in allen Fahrzeugen verbauten Telematik und der damit korrespondierenden Software COSware. Das modulare Softwaresystem greift für die Berechnung der Gesamtkosten auf die in den Stammdaten hinterlegten Fahrzeugkosten sowie die tourabhängigen Zeit- und Entfernungswerte inklusive der anfallenden Mautkosten zurück. Gleiches gilt für die benötigte Lenkzeit, denn die Software merkt sich nicht nur die Entfernungen zwischen den einzelnen Be- und Entladestellen, sondern auch die durchschnittlichen Standzeiten bei den angefahrenen Kunden. "Die Abladezeit beim Kunden ist das wichtigste Kriterium für die Kostenkalkulation in unserem Geschäft", betont Schulmeyer. Da die beauftragten Spediteure in der Regel zu zweit unterwegs seien, könnten sie unter Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten auch zwei Touren am Tag fahren und zudem Serviceleistungen beim Kunden mit deutlich kürzeren Standzeiten verrichten. Zufriedene Kunden sind den Preis wert Serviceleistungen haben bei Hassia denn auch einen hohen Stellenwert: Die Kunden können anhand einer Vielzahl von Faktoren bestimmen, wann und wie sie ihre Getränke geliefert haben wollen. Neben Zeitfenstern lassen sich zum Beispiel die mitzubringenden Ladehilfsmittel, die Fahrzeugkonstellation und sogar der persönliche Wunschfahrer bestimmen. Diese Informationen sind in den Kundenstammdaten von COSware hinterlegt und werden bei der manuellen Planung berücksichtigt. "Das Einhalten der Restriktionen erhöht zwar die Logistikkosten, doch die damit verbundene Kundenzufriedenheit ist uns diesen Preis wert", versichert Schulmeyer. Den Input für die Kostenberechnung jeder einzelnen Tour via COSware liefert das angeschlossene Telematiksystem. Hier wird seit gut einem Jahr die mobile Telematiklösung von AIS genutzt. "Die Telematikdaten werden zunächst an unser ERP-System übermittelt, das wiederum mit COSware korrespondiert. COSware berechnet auf Basis dieser Daten schließlich auf die Palette genau die Kosten, die bei einer Tour entstehen", erklärt Schulmeyer die Abläufe. Dabei werden sowohl die Daten der eigenen Fahrzeuge als auch die der externen Dienstleister berücksichtigt: "Die Lkw unseres eigenen Fuhrparks haben On-Board-Units auf Canbus-Basis verbaut. Darüber hinaus sind alle eigenen Fahrzeuge mit Endgeräten ausgerüstet, auf denen die Telematik-App von AIS installiert ist. Auch die Spediteure, die für uns unterwegs sind, nutzen diese App." Auch Schwesterfirmen profitieren Die dank Telematik und Tourenplanungssoftware erzielten Einspareffekte kommen übrigens nicht nur der Zentrale in Bad Vilbel zugute, sondern auch den Hassia-Schwesterunternehmen in Lichtenau, Markgröningen, Schmalkalden, Bad Doberan, Karben, Calden und Maintal. Von dort starten jeden Tag rund 60 weitere Touren, die ebenfalls mit COSware geplant werden. Die volle Transparenz über die Kosten der Transportlogistik zahlt sich für Schulmeyer in mehrfacher Hinsicht aus: "Heute planen wir immer sehr effizient an der Grenze des Machbaren, während wir früher aus Vorsicht lieber mal eine Abladestelle weggelassen haben." Zum anderen decken die technologischen Hilfsmittel noch einen anderen wichtigen Aspekt ab: So werden Telematikdaten hausintern für Fahrerbewertungen und -schulungen genutzt. "Gerade als Mineralwasserabfüller liegt uns der Naturschutz sehr am Herzen und wir achten nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen darauf, dass die Fahrer den Verbrauch im Blick haben", so Hassia-Dispositionsleiter Schulmeyer. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Tourenplanung www.verkehrsrundschau.de/dossiers Daten und Fakten Hassia-Gruppe Die Hassia-Gruppe zählt mit dem Stammhaus Hassia Mineralquellen in Bad Vilbel und den Unternehmenstöchtern Lichtenauer Mineralquellen, Glashäger Brunnen, Thüringer Waldquell Mineralbrunnen, Wilhelmsthaler Mineralbrunnen sowie den Keltereien Rapp's, Höhl und Kumpf zu den größten Mineralbrunnenbetrieben in Deutschland. Das hessische Familienunternehmen erwirtschaftete 2016 bei einem Gesamtabsatz von 782 Millionen Litern einen Umsatz von 243 Millionen Euro. Das Unternehmen beschäftigt 1050 Mitarbeiter. Das Einzugsgebiet des Standorts Bad Vilbel liegt zwischen 150 und 250 Kilometern. Vom Standort Bad Vilbel werden täglich zwischen 300 und 400 Kunden beliefert, das täglich bewegte Volumen beträgt bis zu 130.000 Transporteinheiten (12x1-Liter-PET-Kasten). Auf einen Lkw passen 1400 Kästen (12x1 Liter) beziehungsweise fast die doppelte Anzahl an 6er-Kästen. Der eigene Fuhrpark von Hassia in Bad Vilbel besteht aus 23 Gliederzügen und Motorwagen. Ferntouren und serviceintensive Lieferungen werden insbesondere in der Hochsaison durch externe Spediteure abgewickelt. mh

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