Speditionsporträt: Familienbande bei Rieper

In Kürze 1856 wurde das Familienunternehmen Rieper aus Jork gegründet. Von Beginn an gehörten Transportdienstleistungen zum Angebot - erst mit Pferdefuhrwerken, dann mit einer Postkutschen-Linie. Bis heute sind zahlreiche Nebengewerbe entstanden, die man erfolgreich bedient. Als Johann Rieper 1856 sein Unternehmen mit Pferdefuhrwerken und -kutschen gründete, konnte er sicher nicht ahnen, was knapp 170 Jahre später daraus werden würde. Spedition und Transportdienstleistung im Bereich Schüttgut und Tank gibt es immer noch. Hinzukommen aber der Heizöl- und Mineralöl-Handel, ein Auto- und Reifenservice plus eine Tankstelle samt Pkw- und Lkw-Waschanlage. Und nicht zu vergessen der Pannendienst. In der siebten Generation erfolgreich Kern des Unternehmens ist eine starke Fokussierung auf die Familie. Claus Rieper leitet den Servicebereich. Cousin Holger Rieper kümmert sich um die Spedition. Deren Väter Klaus und Johann halten sich im Hintergrund und überlassen der jungen Generation die Entscheidungen. Mit Jan Peter, dem Sohn von Claus, ist inzwischen die siebte Generation ins Unternehmen eingestiegen. Der Kontakt der VerkehrsRundschau zu Rieper kam zustande, weil das Schwestermagazin TRUCKER einen Promotion-Trailer suchte. Auch so etwas gibt es in Jork - samt eindrucksvollem Scania-Hauber als Zugmaschine. Dieses Gespann spiegelt in mehrfacher Hinsicht wider, was das Familienunternehmen auszeichnet: Man arbeitet hart - Auflieger und Zug-maschine entstanden in Eigenregie und quasi in der Freizeit. Man weiß zu feiern und gesellig zu sein, deshalb der Party-Auflieger. "Und aus solchen Dingen sind immer wieder neue Geschäftsideen entstanden", erklärt Holger Rieper. Denn das Gespann kann man mieten. Mit dieser Einstellung ist das Familien-unternehmen die letzten knapp 170 Jahre stetig gewachsen und konnte immer wieder neue Geschäftsideen für sich erschließen. Waren Werkstatt und Reifendienst zunächst reiner Selbstzweck, so dauerte es nicht lange, bis man sich auch Fremdkunden öffnete - nicht anders bei der eigenen Tankstelle oder den Pkw- und Lkw-Waschanlagen. Immer neue Geschäftsmodelle "Nicht zu vergessen unser Pannendienst", ergänzt Claus Rieper. "Auch das ist ein Projekt, an dem wir zunächst nebenher gearbeitet haben und aus dem dann unser voll ausgestatteter 7,5-Tonner-Werkstattwagen wurde, mit dem wir gestrandete Lkw wieder flottmachen - eigene und fremde." "Ein weit verzweigtes Angebot hilft auch intern", ergänzt Holger Rieper. "Etwa, wenn mal eine Sparte nicht so gut läuft oder ein Fahrer temporär keine Fahrerlaubnis hat. So können wir ihn im Reifendienst einsetzen!" Holger Riepers Fokus liegt dennoch auf dem Fuhrbetrieb. Viele Fahrer sind schon ewig dabei, so wie Tankzugfahrer Werner, der 1979 anheuerte und jetzt in der fünften Dekade dabei ist. Im Gespräch mit den Fahrern merkt man schnell, dass die Stimmung gut, der Umgang untereinander und mit den Chefs familiär ist. "Tatsächlich versucht unsere Dispo unsere Wünsche so weit wie möglich zu berücksichtigen", erzählt Werner. "Wir können uns die Arbeit weitgehend selbst einteilen und wissen frühzeitig, wann es wohin geht und wann wir wieder zu Hause sind." Falls die Disposition mal nicht so klappen sollte, gibt es bei Rieper drei VW Caddy, mit denen die Mobilität der Fahrer und deren Heimkommen gesichert wird. Nur 30 Prozent volatile Aufträge "Tatsächlich haben wir zu gut 70 Prozent feste Auftraggeber und können unseren Fahrern weitgehend bieten, wonach ihnen der Sinn steht: Nahverkehr, Nahverkehr mit Übernachtung oder auch Fernverkehr", erläutert Holger Rieper. Auch bei der Fahrzeugwahl im Rahmen der vorhandenen Marken und bei sinnvoller Ausstattung dürfen die Chauffeure mitreden. Beim Thema Nachwuchsgewinnung setzt Holger Rieper ebenfalls neue Ideen um: "Wer sich für eine Anstellung bei uns interessiert, fährt zunächst mal als Beifahrer mit, schaut sich alles an und schläft ein paar Nächte drüber. Wer sich schließlich für die Ausbildung oder Umschulung entscheidet, macht innerhalb von drei Monaten den Führerschein und die nötigen Qualifikationen - natürlich auf unsere Kosten - und bekommt trotzdem volles Gehalt. So konnten wir die letzte Zeit schon zehn neue Fahrer für uns gewinnen." Dazu trägt aber sicher nicht nur das Ausbildungsmodell, sondern auch das Motto von Rieper "Alles eine Firma, alles eine Familie" bei. Fahrermangel kennt das Unternehmen aus Jork nicht. "Aktuell suchen wir keine Fahrer. Aber wenn sich jemand bewirbt und zu uns passt, finden wir eine Lösung", meint Holger Rieper. Cousin Claus ergänzt lachend: "Ich würde gerade einen Kfz-Gesellen für Lkw suchen. Wenn jemand Lust hat, soll er sich melden!" Bei der Frage, was Rieper seinen Fahrern bietet, folgt eine ziemlich ausführliche Liste: Individualisierung der Fahrzeuge, an der das Familienunternehmen sich im sinnvollen Umfang beteiligt, überdurchschnittliche Bezahlung mit Stundenlohn und Zuschlägen, Weihnachts- und Urlaubsgeld, mindestens 28 Tage Urlaub, eine betriebliche Altersversorgung ab sechs Monaten Zugehörigkeit, eine Dekadenprämie und, "ganz wichtig, ,Willkommenheit' und Verständnis für die Alltagsprobleme", wie Holger Rieper ergänzt. Diversifizierung hilft enorm Der Fokus der Transportsparte liegt auf dem Tanktransport, aber Rieper bietet auch Schüttgut-Transporte an. "Ungeachtet dessen, dass es dafür in unserem Kundenkreis immer wieder Bedarf gibt, sind wir so bei unseren Einsätzen etwas flexibler und müssen keine Fahrzeuge abstellen, falls mal im Tanktransport weniger läuft", erklärt Holger Rieper die zusätzlichen sechs Kippsattelauflieger. Der Fuhrpark besteht aktuell aus 30 Zugmaschinen von drei Herstellern - MAN, Mercedes-Benz und Scania. Der Mitarbeiterstamm des gesamten Unternehmens zählt 90 Personen; neben der Stammniederlassung in Jork gibt es noch Dependancen in Buxtehude und Hamburg. Der Standort Buxtehude gibt ebenfalls einen Hinweis auf die Schüttgut-Transporte, denn dort betreibt Rieper eine Kiesgrube, baut Sand ab und beliefert zahlreiche Kunden im Bereich Garten- und Landschaftsbau. "Außerdem haben wir dort eine Steinbrecher-Anlage und produzieren Recyclingmaterial für den Wegebau. Die setzen wir auch auf Baustellen ein, um vor Ort Bauschutt aufarbeiten zu können", sagt Holger Rieper. Kein Leasing bei Rieper Beim Thema Fuhrpark haben die Riepers eine klare Meinung: "Was wir haben, gehört uns - wir kaufen. Und wir geben nur Geld aus, das wir bereits verdient haben. Das macht uns unabhängig und flexibel." Die Reparatur der Fahrzeuge führen sie ebenfalls in Eigenregie durch. "Einzig die Tankprüfungen werden extern erledigt", ergänzt Holger Rieper. Die Geschäftsbereiche agieren als separate Kostenstellen, obgleich sie zu einer Firma gehören. Alle Sparten im Unternehmen verstehen sich als eigene "Profit-Center" und müssen ergo auch jede für sich Geld verdienen. Übrigens: Einer, der mit auf die Finanzen schaut, ist Schwager Stefan, der seit 2018 im Unternehmen ist und sich dem administrativen Bereich verschrieben hat. Und da ist er wieder, der Familiengedanke, der erfolgreich macht.

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