Spedition Schüchen

Spedition SchüchenDie Schüchen-InsolvenzMit 740 Mitarbeitern und attraktivem Kundenportfolio galt die Spedition Schüchen in Raunheim als einer der Muster-Mittelständler der Branche. Letzte Woche meldete das Unternehmen unerwartet Insolvenz an. Die möglichen Ursachen für die Zahlungsunfähigkeit. I m Jahr 1939 gründete Wilhelm Schüchen die Spedition Schüchen International in Raunheim. 73 Jahre später meldete sein Enkel Felix Schüchen, der wenige Jahre zuvor das Unternehmen übernommen hatte, Insolvenz an (siehe Kasten). Rund 740 Mitarbeiter an zehn Standorten in Deutschland müssen jetzt bangen sowie 200 feste Transportpartner, die für das Unternehmen tätig sind. Wie es mit ihnen und der Spedition Schüchen weitergeht, ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig offen. „Preise, die nicht zum Lachen sind“Nur so viel steht fest: Betroffen von der Insolvenz sind die persönlich haftende Schüchen Beteiligungs GmbH sowie alle zehn deutschen Niederlassungen der Schüchen International GmbH & Co. KG, also die Standorte Sassenburg, Bramsche, Baunatal, Wenden-Gerlingen, Köln, Raunheim, Heddesheim, Saarlouis, Großmehring sowie Mylau, so der vorläufige Insolvenzverwalter Markus Ernestus von der Mannheimer Kanzlei Ernestus Rechtsanwaltsgesellschaft auf Anfrage. Nicht von dem Insolvenzantragsverfahren betroffen sind dagegen die Holding der Spedition, die Schüchen Cargo Equipment GmbH und die Schüchen-Auslandsgesellschaften in Prachatice/Tschechien, Graz/Österreich sowie die 33-Prozent-Schüchen-Beteiligung an dem Automobillogistiker-Netz Astral in Köln. So weit zur Faktenlage. Rumort hatte es um das hessische Traditionsunternehmen, das insbesondere im Segment Automobillogistik stark ist, offenbar seit gut neun Monaten, wie ein Branchenkenner weiß. Warum die Spedition jetzt zahlungsunfähig wurde, lässt sich nur vermuten, da Felix Schüchen für Rückfragen nicht zur Verfügung stand und Insolvenzverwalter Ernestus sich erst einen Überblick verschaffen will. Nach ersten Recherchen dürfte eine Gemengelage diverser Ursachen zur Insolvenz geführt haben. Ein Grund sind sicher „die Preise in der Automobilindustrie, die nicht zum Lachen sind“, so der Branchenkenner. Neben dem Preisverfall werde es für mittelständische Gebietsspediteure fallweise schwerer, ihre LKW-Flotten auszulasten, meinen Branchenkenner. Ursache hierfür sei, dass die Automobilhersteller nicht mehr nur mit lokalen Lieferanten zusammenarbeiteten, sondern sich verstärkt auch Produktionsteile von ausländischen Zulieferern beschaffen. Schwierig für alle Unternehmen in der Autoindustrie war auch der rasante Einbruch der Branche im Jahr 2009 sowie der extreme Aufschwung in den darauf folgenden Jahren. Diese Extreme zehrten auch bei vielen Logistikdienstleistern an der Eigenkapitaldecke – mit Auswirkungen bis heute. Für Insolvenzverwalter Ernestus steht derweil im Moment nur eines im Vordergrund: „die Stabilisierung des Geschäftsbetriebes“. Sprich: Die Räder müssen weiterrollen. Und die gute Nachricht sei: „Im Großen und Ganzen haben uns fast alle Kunden Unterstützung zugesichert. Nur vereinzelt sind Auftraggeber weggebrochen“, so Ernestus. Zudem sei mit Toll Collect, den Frachtenvermittlern und einem Tankkartenanbieter Einigung erzielt worden, betont er. Auch was die nun anfallenden Transporte angeht, habe man eine Regelung gefunden: Die eigenen LKW der Spedition fahren weiter und die Löhne der Mitarbeiter sind über das Insolvenzausfallgeld gesichert. Zudem sei mit fast allen 200 Subunternehmern der Spedition Kontakt aufgenommen worden; auch sie wollen weiter mit Schüchen zusammenarbeiten.Ob alles das fruchtet, steht noch in den Sternen. Nach den ersten Eindrücken des vorläufigen Insolvenzverwalters gibt es aber für das Unternehmen „durchaus eine Chance am Markt“, wie es Ernestus formuliert. Das Insolvenzverfahren wird voraussichtlich am ersten Mai 2012 eröffnet werden. Dann können alle Gläubiger, zum Beispiel betroffene Frachtführer, im Übrigen auch ihre vor der Insolvenz entstandenen offenen Forderungen gegenüber Schüchen bei dem Insolvenzverwalter anmelden ... ❙❚■ Eva HassaSchüchen International nach dem Insolvenz-antrag: Der Geschäftsbetrieb läuft weiterSchüchen InternationalDie Spedition Schüchen International mit Sitz in Raunheim erwirtschaftete im Jahr 2010 mit rund 700 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von 110 Millionen Euro. 2009 und 2010 schrieb das Unternehmen laut Geschäftsbericht Verluste nach Steuern von jeweils rund 5,8 Millionen Euro. Schüchen ist deutschlandweit an zehn Standorten präsent sowie mit Standorten in Österreich und Tschechien. Das Unternehmen ist für namhafte Automobilhersteller wie Opel, BMW und VW tätig. eh

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