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Spediteure und Hersteller wollen Lang-LKW

20.12.2010 11:00 Uhr
Hersteller rechnen damit, dass jährlich 2000 Lang-LKW in Deutschland verkauft werden könnten
© Foto: ddp/Jürgen Schwarz

Nach Ansicht der Hersteller ist der Feldversuch mit Lang-LKW überflüssig, denn seit Jahren liefern sie solche Lastwagen bereits ins Ausland

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Triptis/Berlin. Die Gegner schmähen sie als Monster-Trucks, bei den Herstellern ist von Öko-Lastern die Rede: Die Meinungen über die 25,25 Meter langen Lastwagen gehen in Deutschland auseinander. Im kommenden Jahr soll nun ein bundesweiter Feldversuch starten und das Interesse der Fuhrunternehmen ist groß. Schätzungsweise einhundert Spediteure mit bis zu 300 solcher überlangen LKW wollen daran teilnehmen. Die von der Wirtschaftskrise arg gebeutelten Hersteller wie Schmitz Cargobull und Fliegl erhoffen sich Absatz-Impulse, wenn die Lang-LKW regulär auf deutschen Straßen rollen.

"Es gab schon zig Modellversuche, die weitgehend positiv ausgefallen sind. Ein weiterer ist reinster Blödsinn", moniert Helmut Fliegl, Chef der Fliegl Fahrzeugbau im ostthüringischen Triptis. Er vermutet dahinter eine Verzögerungstaktik. Seit etwa 15 Jahren baut sein Unternehmen solche Lastwagen, die hier "Super Train", "Road Train" und "Combi Train" heißen. Doch auf deutschen Straßen sind sie bisher nicht zugelassen, werden aber nach Skandinavien oder Russland verkauft.

Glaubt man den Befürwortern, dann geht an solchen Lastzügen kein Weg vorbei, will Deutschland keinen Verkehrsinfarkt erleiden. "Zwei Lang-LKW transportieren dasselbe Volumen wie drei herkömmliche LKW- Kombinationen", schildert der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann, die Vorteile. Damit bräuchten sie weniger Platz auf der Straße und verringerten die Staus. "Sie sind echte Öko-Laster, weil sie Emissionen und Kraftstoff sparen." Die Ersparnis liege bei etwa 20 Prozent. Kritiker führen dagegen Sicherheitsrisiken an und befürchten noch mehr Güterverkehr auf den den Straßen.

Acht Bundesländer haben sich gegen den Feldversuch ausgesprochen

Wann der bundesweite Feldversuch im kommenden Jahr startet, ist nach Auskunft des Bundesverkehrsministeriums unklar. Derzeit befassten sich drei Arbeitsgruppen mit Fahrzeugsicherheit, Fahrertraining und Strecken, erklärte eine Sprecherin. Zwar könne der Bund das Projekt per Ausnahmeverordnung allein durchsetzen, doch sollen möglichst viele Bundesländer mit ins Boot geholt werden. Aber bei einigen von ihnen überwiegt die Skepsis. So hatten im Oktober acht Länder auf der Verkehrsministerkonferenz gegen Feldversuche in ganz Deutschland gestimmt.

Auf deutschen Straßen dürfen derzeit nur Lastwagen mit einer Länge von maximal knapp 19 Metern unterwegs sein. Doch auch bei einer zulässigen Länge von gut 25 Meter würde es bei einer Gewichtsobergrenze von 40 bis 44 Tonnen bleiben. Daher sind solche Fahrzeuge vor allem für den Transport leichter Konsumgüter interessant. Denn sie können dann mehr Volumen von A nach B schaffen.

Bisherige Feldversuche ergaben: Kreisverkehre, Kreuzungen und Autobahnbaustellen sind kein Problem

Modellversuche gab es schon einige, etwa in Thüringen, Nordrhein- Westfalen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. In Thüringen wurde auf einer 105 Kilometer langen Strecke zwischen Hermsdorf und Ohrdruf Zwieback transportiert. Die Experten der Fachhochschule Erfurt haben das Projekt begleitet. Ihr Fazit: Kreisverkehre, Kreuzungen und Autobahnbaustellen waren für die extralangen Laster kein Problem. Durch das 50 Prozent höhere Ladevolumen konnten täglich fast zwei Lastwagen-Touren eingespart werden. Das heißt jährlich 12.000 Liter Diesel und 32 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid weniger.

Die Hersteller der Trailer drücken angesichts solcher Ergebnisse aufs Tempo. Das Unternehmen Schmitz Cargobull, das unter anderem in Gotha (Thüringen) und Toddin (Mecklenburg-Vorpommern) produziert, fertige pro Jahr rund 1000 Einheiten für überlange Lastwagen, die nach Russland, Skandinavien oder Australien gehen, erklärt Vorstand Ulrich Schöpker. "Von der technischen Seite bringt uns als Hersteller der Feldversuch sehr wenig." Er hoffe aber, dass er die Akzeptanz dieser Gefährte erhöhe. "Es liegen genügend Erfahrungen vor, dass es funktioniert. Es muss endlich eine Entscheidung getroffen werden."

Hersteller wurden stark von der Krise gebeutelt und hoffen auf einen Aufschwung durch den Lang-LKW

Die Wirtschaftskrise hat den Herstellern arg zugesetzt, so dass sie auf einen regulären Einsatz der Lang-LKW hoffen, der ihrem Geschäft Schwung verleihen soll. Allein bei Schmitz Cargobull war der Absatz von 67.000 auf 12.500 Trailer im vorigen Jahr eingebrochen. 2010 sollen es laut Schöpker 35.000 werden. Große Veränderungen in der Produktion seien nicht nötig, da die Lastzüge aus Modulen kombiniert werden, die schon heute im Einsatz sind.

Ähnlich sind die Erwartungen bei Fliegl. Geschäftsführer Helmut Fliegl schätzt, dass in Deutschland jährlich rund 2000 solcher Lastzüge verkauft werden könnten. "Für uns wären das dann etwa 500." Auch bei ihm ist der Absatz zuletzt stark eingebrochen von einst 7500 auf nur noch 2500 Lastwagen. Am besten wäre eine EU-weit einheitliche Regelung, findet Fliegl. (dpa)


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