Sparen beim Fahren

Was auf den ersten Blick wie ein Spielplatz für IT-Freaks aussieht, macht auf den zweiten Blick wirtschaftlich Sinn: die modulare Telematikstrategie der Nagel-Group. Gleich vier Systeme und eine Konsolidierungsplattform setzt der Lebensmittellogistiker ein. Dazu zählen Geräte zur mobilen Datenerfassung (MDE) im Bereich der Feindistribution mit eigener Softwareanbindung; Blackboxen für die Trailer, sie zeichnen Temperaturen, technische Daten und die aktuelle Position auf sowie eine selbst entwickelte App für Smartphones. Sie übernimmt das Tracking und die Rückmeldung des Sendungsstatus bei Spot-Verkehren und One-Way-Touren. Zusammengeführt werden die ganzen Informationen auf einer Konsolidierungsplattform. "Damit können wir unseren Kunden echten Mehrwert bieten", sagt Jens Bunert, Projektleiter bei der Nagel-Group, auf der 5. Anwendertagung Telematik der VerkehrsRundschau in Fulda (siehe Kasten oben rechts). Praktiker treffen auf Juristen Über das System können die Auftraggeber aktuelle Sendungsinformationen oder die Abliefernachweise online abrufen. Ziel des Ansatzes ist es, für jeden Zweck das passende System zu haben. Für zwei Transport-Töchter im internationalen Einsatz passte der Nagel-Standard so aber nicht. Also musste ein neues, viertes System her: ein Bordcomputer, der primär logistische Funktionen unterstützt. Kern des Auswahlprozesses (siehe Kasten unten) war es, einen Konsens zwischen den Beteiligten der Nagel-Group zu finden. "Auf der einen Seite haben sie den Einkauf, die Rechtsabteilung und den Datenschutz und auf der anderen die Funktionswünsche der anwendenden Bereiche", berichtet Bunert. Fahrerliga senkt den Verbrauch Auch die Veltins-Tochter WGL Westdeutsche Getränke Logistik hat vor nicht allzu langer Zeit in ein Telematiksystem investiert. Den Verbrauch senken, nennt Martin Lauen, Leiter IT/Organisation der Veltins Dienstleistungstochter WGV Service, einen der Hauptgründe. Aufgrund ihrer Größe schult die WGL ihre Fahrer mit eigenem Personal. Aber die Wirkung der Schulung verpufft nach einigen Wochen wieder. "Mit dem Telematiksystem, das herstellerübergreifend Fahrer- und Fahrzeugdaten zur Verfügung stellt, wollten wir die Nachhaltigkeit der Schulungen sicherstellen", sagt Lauen. Seitdem gibt es neben einer Fahrerliga auch ein Prämiensystem für die Fahrer. Fahrer, die trotz Schulung dauerhaft unterdurchschnittliche Leistungen bringen, werden zum Gespräch mit den Fahrtrainern gebeten. Es gab aber auch positive Effekte: "Vor dem Aushang haben sich anfangs Fahrertrauben gebildet und manche sind danach von sich aus zu den Trainern gegangen und haben gefragt, wie sie es besser machen können", berichtet Lauen. Der Dieselverbrauch habe sich verringert, bilanziert Lauen. Allerdings lasse sich nicht sagen, um wie viel Prozent, da regelmäßig alte gegen neue Fahrzeuge getauscht würden. "Die verbrauchen ja auch weniger". Noch einen positiven Effekt hatte das System. Die WGL konnte ihre Standzeiten an den Rampen verringern. Das Telematiksystem dokumentierte die Fahrzeugpositionen und darüber hinaus die Standzeiten. So konnte der Logistikdienstleister mit seinen Verladern analysieren, woran es hapert und die Touren zeitlich besser abstimmen. "Ein gutes Instrument, wenn die Auftraggeber geringere Preise fordern." Der Preis ist nicht allein entscheidend Bei der Auswahl eines neuen Telematiksystems ist der Preis wichtig, aber nicht alles. "Andere Anbieter waren teurer und unflexibler", erinnert sich Oliver Dreeßen, IT-Manager beim Logistikdienstleister Logit Syncreon an seinen Auswahlprozess. Der Dienstleister hat sich auf Logistiklösungen im IT-Umfeld spezialisiert. "Unsere Fahrer sind immer auch Techniker". Um deren Arbeitsprozesse in der Telematik abzubilden, musste der Anbieter zahlreiche neue Workflows programmieren. Für solche Vorhaben seien daher gut erreichbare und persönliche Ansprechpartner aufseiten der Telematikfirma wichtig. Die Veranstaltung 5. Anwendertagung Telematik Mit der Workshop-Veranstaltung hat die VerkehrsRundschau Anwender, Anbieter und an Telematiksystemen Interessierte zusammengebracht. Das Besondere: Zusätzlich zu drei Fachvorträgen von Experten hatten die rund 130 Teilnehmer in mehreren parallelen Workshops die Gelegenheit, eine Reihe von marktführenden Telematiklösungen hautnah zu erleben. Referenzkunden berichteten darüber, wozu sie Telematik nutzen und wie sich der Einsatz der vorgestellten Lösungen in ihrem Unternehmen rechnet. sv

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