Paris. Nach Norbert Dentressangle ist jetzt auch die SNCF-Frachtsparte Geodis in den Verdacht geraten, bei der Beschäftigung osteuropäischer Fahrer durch Subunternehmer gegen die französischen Sozialgesetze verstoßen zu haben. Dies bestätigte der Vorsitzende des Aufsichtsrats der französischen Eisenbahngesellschaft Alain Picard nach einem Bericht der Pariser Les Echos auf Fragen eines Pressevertreters. Die Untersuchungen sollen schon seit Juni letzten Jahres laufen und auch mehrere mittelständische Unternehmen insbesondere in der Region Franche-Comté betreffen. In den meisten Fällen gehe es um Subunternehmer-Praktiken von Töchtern in Osteuropa. Die europäischen Sozialgesetze würden dabei sehr unterschiedlich interpretiert, was die französischen Rechtsbehörden zu der Vermutung Anlass gegeben habe, dass diese Grauzone dazu genutzt werden könne, die heimischen Regeln zu umgehen.
Laut Picard ist es „voll und ganz legal“, wenn Transportgruppen in Polen oder Rumänien Filialen unterhielten. Das handhabten alle großen französischen ebenso wie die ausländischen Gruppen so. Von den 5800 Fahrern, die Geodis beschäftige, kämen 400 aus den östlichen Ländern. Die sei nicht nur legal, sondern auch notwendig, wenn man nicht nur seine Kunden bedienen, sondern auch im internationalen Transport wettbewerbsfähig bleiben wolle.
Geodis hat solche Transportführer auch für Transporte im eigenen Land eingesetzt, und zwar für Kabotageleistungen. Wegen der damit verbundenen Rechtsunsicherheiten habe man sich aber entschlossen, für derlei Binnentouren nur noch französische Fahrer zu beauftragen, sagte Alain Picard.
Das Gerichtsverfahren gegen die Gruppe Dentressangle vor der Strafkammer in Valence ist auf den 5. Mai verschoben worden. Dass mit Geodis jetzt auch gegen eines der Schlachtschiffe des heimischen Straßengütertransports ermittelt wird, zeige, dass die Behörden ihre Kontrollen verschärfen und ein Signal an die Branche geben wollen, interpretiert Les Echos die jüngste Entwicklung. (jb)