Sorgenpaket Brexit

Mehr als drei Milliarden Sendungen haben die Paket- und Expressdienste in Deutschland im vergangenen Jahr zugestellt. Das zeigt die soeben veröffentlichte KEP-Studie "Wachstum über Grenzen hinweg" des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK) in Berlin. Das ist neuer Rekord! Doch so gut es hierzulande läuft, ein Thema treibt dem BIEK-Vorsitzenden Florian Gerster Sorgenfalten auf die Stirn: der geplante Austritt Großbritanniens aus der EU. Auch wenn die Einzelheiten - harter oder weicher Brexit - noch lange nicht feststehen, wagt der Bundesverband in seiner Studie eine vorsichtige Schätzung, wie sich der EU-Austritt auf den Kurier-, Express- und Paketmarkt (KEP) auswirken könnte. Auf bis zu 150 bis 200 Millionen Euro in beiden Ländern beziffern die Autoren die möglichen Mehrkosten. Wunsch nach weicher Landung Grundlage der Berechnung ist das ermittelte Sendungsvolumen von rund 40 Millionen KEP-Sendungen nach (23 Millionen) und aus (17 Millionen) Großbritannien. Am Ende müssten die Verbraucher die zusätzlichen Kosten tragen, schätzt Gerster, dessen Hoffnungen sich an die Politik richten. Wenn UK den Binnenmarkt verlasse, müsse die Politik dafür sorgen, "zumindest die Landung in einem neuen System weich zu machen", sagt der frühere SPD-Politiker. Die starke internationale Verflechtung Deutschlands und das Wachstum im Außenhandel spielten besonders für den KEP-Markt eine wichtige Rolle. Großbritannien war im Jahr 2016 mit einem Außenhandelsvolumen von knapp 122 Milliarden Euro der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands. Seit 2010 hat das Volumen um 26 Prozent zugelegt. Effizienzverluste und Kostensteigerungen im internationalen Handel wären die unausweichliche Folge des eingeschränkten Freihandels, befürchtet der BIEK-Vorsitzende. Dass das Land im EU-Binnenmarkt bleiben könnte, ist für ihn derzeit nur eine "verwegene Hoffnung". Geschätzte 150 bis 200 Millionen Euro Brexit-Mehrkosten allein im KEP-Markt und E-Commerce sind eine Größenordnung, die der BIEK aufgeschlüsselt hat. Laut der Studie entstehen Kosten durch die Anpassung der IT-Systeme. So müssten Software, Programme und Eingabemasken zur Generierung von Ausfuhr- und Einfuhrdokumenten überarbeitet werden. Zudem müssten Dienstleister ihre Kunden über die neuen Anforderungen für Sendungen nach Großbritannien informieren. Ganz zu schweigen von möglichen Verzögerungen bei der Zollabfertigung. Zudem rechnet der BIEK mit zusätzlichem Personal, um die Sendungen von und nach Großbritannien abzufertigen, abzurechnen, zu prüfen und den Versand zu dokumentieren. "Das am Ende der Austrittsverhandlungen erzielte Abkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich muss vereinfachte Zollverfahren, eine aufgeschobene Mehrwertsteuer und uneingeschränkte Verkehrsrechte für den Austausch zwischen beiden Wirtschaftsräumen umfassen", fordert deshalb BIEK-Geschäftsführer Marten Bosselmann. Unentbehrlich sei auch eine Übergangszeit ab Ende der Verhandlungen (März 2019) bis zum Aushandeln eines neuen Freihandelsabkommens. Die Studie zur Entwicklung der KEP-Marktes erstellt die Unternehmensberatung KE-Consult Kurte&Esser jährlich im Auftrag des Biek. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "KEP" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Hermes Europe Echte Zollgrenze oder Zollunion Hermes transportiert zahlreiche Sendungen sowohl innerhalb Großbritanniens als auch im grenzüberschreitenden Handel zwischen UK und dem Kontinent."Das Geschäft in und mit UK ist für uns - wie auch für andere Logistiker - also ein durchaus bedeutsames", sagt Ingo Bertram, Pressesprecher von Hermes Europe. "Insofern wird auch Hermes vom Ausstieg Großbritanniens aus der EU betroffen sein.Wie sehr könne man derzeit nicht abschätzen. Dafür gibt es laut Bertram aktuell noch viel zu viele unklare Faktoren - so hätte zum Beispiel eine "echte" Zollgrenze ganz andere Auswirkungen auf den Warenverkehr, als wenn Großbritannien in der Zollunion verbleibt oder ähnlich assoziiert würde."Wir beobachten die weitere Entwicklung sehr genau", sagt der Hermes-Sprecher. jök

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