Mit welchen IT-Lösungen wollen Sie das Stückgutgeschäft profitabler machen?
Kai Hasenpusch: Wir sind davon überzeugt, dass wir mit intelligenten Systemen viel erreichen werden. Wir entwickeln ein völlig neues Transport-Managementsystem, ergänzen dies durch intelligente Systeme in unserem Service, um unseren Mitarbeitern einen einheitlichen, vollumfänglichen Überblick über unsere Kunden zu geben. Mittels Rufnummernkennung bringen wir unseren Servicemitarbeitern beim Anruf des Kunden automatisch sämtliche notwendigen Informationen aus unserem System auf den Bildschirm. Diese Neuerung gehört bei uns zum Programm Customer Service Excellence. Wir arbeiten aber auch an digitalen Lösungen für unsere Fahrer und Kunden. Deshalb haben wir eine App für Smartphones entwickelt, die sich Versender aus dem Hellmann-Store herunterladen können. Das Ganze funktioniert wie eine Taxi-App.
Welche Effizienzvorteile hat das?
Der Versender muss uns zukünftig nicht mehr anrufen, um seine Abholaufträge aufzugeben. Er kann sich einfach eine App herunterladen, welche wir bereits programmiert haben, und uns so über seine GPS-Koordinaten und seine Fahrzeugauswahl über eine notwendige Abholung informieren. Auftragsbestätigung und Abholung werden dann zukünftig automatisiert den Fahrzeugen zugewiesen und durchgeführt, genauso wie im heutigen Taxibetrieb. Das bedeutet, der ursprüngliche manuelle Prozess wird zukünftig via „machine to machine“ gestaltet. Unsere Prozesse werden sich durch diese neuen Tools komplett verändern.
Hellmann schafft also die Disponenten ab?
Nein, natürlich nicht! Unsere Disponenten werden aber zum Teil sicher andere Aufgaben übernehmen. Sie werden mehr mit Auswertungstools arbeiten, um Touren weiter zu optimieren und Unternehmer beziehungsweise deren Fahrer besser beraten zu können.
Wie viele Jobs sollen eingespart werden?
Gar keine! Das ist nicht das Ziel. Wir sind in den letzten Jahren sehr stark gewachsen und benötigen dafür auch zusätzliche Mitarbeiter. Aber angesichts des Fachkräftemangels brauchen wir neben der rein personellen Verstärkung natürlich zusätzliche Lösungen, diesem Wachstum zukünftig zu begegnen. Die neuen IT-Tools werden uns helfen, unsere personellen Ressourcen effizienter zu nutzen.
Welche Vorteile versprechen Sie sich für Ihre Systempartner in der System Alliance?
Heute ist es so, dass wir zwischen 8 und 12 Uhr Sendungen bei unseren Kunden abholen und uns ein Großteil der Kunden erst nach 17 Uhr per DFÜ die Datensätze übermittelt. Als Versandspediteur können wir unseren Empfangspartnern also erst am späten Abend oder in der Nacht diese Daten übermitteln, sodass diese erst um zwei, drei Uhr nachts ihre Zustelltouren planen können. Künftig werden die Sendungsdaten mit der Abholung der Ware sofort an die Empfangsspediteure übermittelt. Sprich: Diese können sofort mit der Planung ihrer Zustelltouren beginnen. Das beschleunigt die Prozesse enorm.
Wann soll das Projekt abgeschlossen sein?
Wir wollen diese neuen Tools in unsere 16 Niederlassungen deutschlandweit innerhalb der nächsten drei Jahre ausgerollt haben.
Wie hoch ist das Investitionsvolumen?
Diese Lösung umfasst mehrere Bausteine, von denen jeder entsprechende Investitionskosten mit sich bringt. Fest steht nur, dass wir diesen Weg gehen wollen, weil wir durch die Einsparung bei unseren personellen Ressourcen sehr schnell eine Amortisation haben werden.
Das Interview führte VR-Redakteurin Eva Hassa
Hintergrund:
Die Margen im Stückgutgeschäft sind knapp bemessen. Der Logistiker Hellmann will mit neuen IT-Lösungen die Prozesse im Unternehmen effizienter gestalten und somit die Profitabilität wieder steigern. Mittels einer neuen App sollen Verlader Abholaufträge aufgeben und sich über den Abholstatus informieren können. Die Disponenten sollen so andere Aufgaben übernehmen können. (ak)