Paris. SNCF Geodis, die Frachtbranche der französischen Staatsbahn, will den Stückgut-Transporteur Sernam nun doch nicht übernehmen. Das berichtete die Nachrichtenagentur „AFP“. Geodis begründet den Rückzieher damit, dass es bezüglich der entsprechenden Position der EU-Kommission zu viele Unsicherheiten gebe. Sie seien so groß, dass der Verwaltungsrat der Gruppe letztlich kein grünes Licht für die beabsichtigte Rückführung von Sernam in den Schoß der Staatsbahn gegeben habe, erklärte ein Geodis-Sprecher.
Den Rückzug von dem Projekt hatte als erste „La Lettre de l’Expansion“ angekündigt und geschrieben, nach einer rechtlichen Würdigung des Vorhabens seien die Geodis-Verantwortlichen zu dem Ergebnis gekommen, wegen der seit mehreren Jahren anhängigen Brüsseler Verfahren in Sachen Sernam und der von dieser erhaltenen öffentlichen Subventionen in der Zeit, als Sernam noch integrierter Bestandteil der Staatsbahn SNCF war, sei das Risiko eines ablehnenden Bescheids der EU-Wettbewerbshüter zu groß. Falls die französische Staatsbahn zur Rückzahlung der seinerzeit bezogenen öffentlichen Gelder verurteilt werde, ginge es dabei im Zweifel um mehr als 150 Millionen, wenn nicht mehrere hundert Millionen Euro. Auch jeder andere Übernahmekandidat könne sich dieser Forderung nicht entziehen.
Die ehemalige SNCF-Tochter Sernam wird seit 2005 durch den Pariser Investor Butler Capital kontrolliert und ist seit Dezember zahlungsunfähig. Im Januar wurde das Insolvenzverfahren eingeleitet. Übernahmeinteressenten müssen ihr Angebot bis spätestens 27. Februar abgeben. (jb)