Paris. Die französische Staatsbahn SNCF hat ein umfassendes Restrukturierungsprogramm eingeleitet. Für das laufende Jahr sind 377 Stellen zum Abbau vorgesehen. Auch der Frachtbereich ist betroffen. Nach Gewerkschaftsangaben will die Bahn bei Fret SNCF 200 Stellen streichen. Ferner wolle man Ruhestandsmaßnahmen und Mobilität fördern, berichtet die Bahngewerkschaft Unsa ferroviaire weiter.
Hintergrund ist die Absicht der Staatsbahn, bis Januar kommenden Jahres die Bahnfrachtsparte zu filialisieren. Im Juni 2018 hatte das Parlament mit einer „Neuen Bahnvereinbarung“ (Nouveau pacte ferroviaire) den Weg dafür freigemacht. Die vier Frachtdirektionen in Lille, Clichy bei Paris und Lyon sollen zusammengelegt werden. Zur Streichung stehen folgende Bereiche an: Human Ressources, Vertrieb, Betriebssicherheit und Management.
SNCF-Chef Guillaume Pepy hatte im Februar erklärt, der Streik vom Frühjahr letzten Jahres gegen das Parlamentsvorhaben zur Neustrukturierung der Bahn habe „die französische Bahnfracht extrem viel gekostet“, die ohnehin schon strukturell defizitär sei. Die wegen des Ausstands zu anderen Transportanbietern abgewanderten Kunden seien nicht alle wieder zurückgekommen. Auf Nachfragen der französischen Presse mit der Bitte um mehr Details über die praktischen Auswirkungen des geplanten Stellenabbaus gab die Staatsbahn keine Auskunft, auch nicht auf die der VerkehrsRundschau.
Nach Ansicht von Xavier Lemaire von der Gewerkschaft SUD-Rail ist die große Frage, ob sich Paris und Brüssel auf die geplante Filialisierung einigen können, - sprich: was die EU für ihre Zustimmung an Gegenleistungen erwarten wird und ob man die Bahnfrachtsparte mit frischem Kapital ausrüsten soll oder nicht. Offen ist ferner, ob der Staat deren Schulden übernehmen wird. (jb)