Sicher im Lager arbeiten

Sorgfältige Unterweisung der Mitarbeiter, Bereitstellen vorgeschriebener Schutzkleidung und Aufstellen von Warnhinweisen: Wer diese und andere Vorschriften aus den Unfallverhütungsvorschriften (UVV) genau umsetzt, ist in puncto Arbeitssicherheit in seinem Lager oder Logistikzentrum auf einem guten Weg. Doch entsprechen auch die eingesetzten Maschinen und technischen Hilfsmittel den Vorschriften? In dieser Frage müssen sich die Betreiber von Logistikeinrichtungen darauf verlassen, dass die Hersteller von Lagergeräten und Intralogistikanlagen sichere Produkte liefern. Für viele Geräte, die in Logistikzentren eingesetzt werden, gilt die Maschinenrichtlinie (siehe Kasten). Die neue Maschinenrichtlinie trat 2009 in Kraft und soll innerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes (EU, Schweiz, Türkei) dafür sorgen, dass es ein einheitliches Sicherheitsniveau gibt. Sie beschreibt die wesentlichen Risiken bei dem Betrieb einer Maschine und gibt Schutzmaßnahmen vor. Erfüllt eine Maschine die Anforderungen der Richtlinie, so wird sie mit dem CE-Zeichen versehen, das sichtbar an der Maschine angebracht werden muss. Das CE-Zeichen ist quasi der sicherheitstechnische Reisepass für ein Produkt. Mit ihm kann jeder Hersteller, Betreiber oder Inverkehrbringer die Maschine in jedem Land der EU auf den Markt bringen. Doch wer verleiht das CE-Zeichen? Laut Artikel 12 der Maschinenrichtlinie muss der Hersteller oder sein Bevollmächtigter ein Konformitätsbewertungsverfahren durchführen, in dem er prüft, ob die Maschine den Anforderungen der Richtlinie genügt und gegebenenfalls die Normen erfüllt, die unter die Richtlinie fallen. Im Wesentlichen sind das die C Norm DIN EN 15095, die EN ISO 12100 und die EN ISO 13849-1. Bei den meisten Maschinen reicht das Verfahren der Konformitätsbewertung mit interner Fertigungskontrolle bei der Herstellung aus. Das bedeutet: Für jedes repräsentative Baumuster der betreffenden Baureihe erstellt der Hersteller oder sein Bevollmächtigter ausführliche technische Unterlagen, die für die Überprüfung der Übereinstimmung der Maschine mit den grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen erforderlich sind. Er stellt zudem sicher, dass die hergestellten Maschinen den technischen Unterlagen entsprechen. Für eine Reihe besonders risikobehafteter, im Anhang IV der Richtlinie ausgeführten Maschinen, reicht dieses Verfahren allerdings nicht. Hierzu zählen beispielsweise Hebebühnen für Fahrzeuge oder Maschinen zum Heben von Personen oder von Personen und Gütern, bei denen die Gefahr eines Absturzes aus einer Höhe von mehr als drei Meter besteht. Dies ist bei bemannten Regalbediengeräten in Lagern häufig der Fall. Für diese Maschinen muss eine Baumusterprüfung oder ein Verfahren der umfassenden Qualitätssicherung durchlaufen werden. Für beides muss eine neutrale "benannte Stelle" eingeschaltet werden. TÜV SÜD Product Service ist als benannte Stelle in Sinne der Maschinenrichtlinie akkreditiert. "Wir schauen uns die Geräte beim Hersteller und Betreiber an", sagt Michael Reuschel, Experte für Maschinensicherheit bei TÜV SÜD Product Service. Die Prüfkriterien sind naturgemäß so unterschiedlich wie die Maschinen selbst. Bei Regalbediengeräten werden unter anderem die Belastungsgrößen und die Fahrgeschwindigkeit unter die Lupe genommen. Entspricht das Gerät den Anforderungen, wird eine Konformitätsbescheinigung beziehungsweise eine Bescheinigung für die Baumusterprüfung ausgestellt. Diese Bescheinigung können sich die Käufer von Geräten vom Hersteller vorlegen lassen. Das Verfahren mag zwar kompliziert klingen, ist für die Hersteller aber vergleichsweise einfach, weil eine Bescheinigung für den gesamten europäischen Wirtschaftsraum gilt. Anders im nördlichen Amerika: Die US-Behörden erkennen das CE-Zeichen nicht an. Und aufgrund des mehrstufigen Rechtssystems sind die Anforderungen für Serienprodukte, Kleinserien und Einzelmaschinen sehr komplex - und erfordern eine separate Zulassung. Für den österreichischen Hersteller LTW Intralogistics entwickelte TÜV SÜD Product Service in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Schwestergesellschaft TÜV SÜD America ein Verfahren, das die Zulassung von LTW-Lösungen auf dem amerikanischen Markt deutlich vereinfachte. Preliminary Inspections (Vorabinspektionen) und Workshops erledigt TÜV SÜD Product Service noch im Werk in Österreich. Dadurch weist die zu liefernde Logistikanlage bereits bei Ankunft in den USA einen korrekten, UL-konformen Standard. UL steht für Underwriters Laboratories und ist die wichtigste Sicherheitsnorm in den USA. Die notwendige Final Field Inspection am Einsatzort in den USA übernimmt TÜV SÜD America. Auch für andere Einsatzländer managt TÜV SÜD den technischen Marktzugang für deutsche Maschinenhersteller. Der GMA-Service (Global Market Access) recherchiert weltweit die Zulassungsbedingungen und unterstützt bei deren Erfüllung. Die Maschinenrichtlinie Die Richtlinie 2006/42/EG des europäischen Parlaments und des Rates - kurz: Maschinenrichtlinie - regelt ein einheitliches Schutzniveau zur Unfallverhütung für Maschinen und unvollständige Maschinen beim Inverkehrbringen innerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) sowie der Schweiz und der Türkei. In Deutschland wurde die Maschinenrichtlinie durch das Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) und die darauf fußende Maschinenverordnung - 9. ProdSV in nationales Recht umgesetzt. Seit dem 29. Dezember 2009 ist die Maschinenrichtlinie in ihrer derzeitigen Fassung verbindlich anzuwenden. Der weit gefasste Maschinenbegriff gemäß Artikel 1 sorgt dafür, dass die Maschinenrichtlinie auch in Lager und Kommissionierung eine erhebliche Bedeutung hat. Die Richtlinie gilt für: Maschinen; auswechselbare Ausrüstungen; Sicherheitsbauteile; Lastaufnahmemittel; Ketten, Seile und Gurte; abnehmbare Gelenkwellen; unvollständige Maschinen. TÜV SÜD Ansprechpartner TÜV SÜD Product Service GmbH, Michael Reuschel, Bereichsleiter für Maschinensicherheit und Explosionsschutz, Tel.: 0711/7005-295; E-Mail: michael.reuschel@tuev-sued.de

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