Schwerpunkt Reifen

Schwerpunkt Reifen Aller guten Dinge sind ... Der Schwerpunkt Reifen zeigt neueste Trends, erklärt, warum der Rollwiderstand trotz steigender Spritpreise nicht das einzig Wichtige ist und warum Reifen so teuer wurden. Bei den Reifen-Herstellern sind derzeit aller guten Dinge zwei: Conti und Goodyear trieben die stetig steigenden Spritpreise zur Entwicklung ihrer „Zweier“-Serien, die im Falle Goodyears zuletzt mit einem „+“-Zeichen versehen wurde. Trotzdem warnt Bernd Korte, Entwicklungschef der Conti-LKW-Pneus vor einer einseitigen Betonung des Rollwiderstandes: „Man kann einen Reifen auf noch weniger Rollwiderstand optimieren – das geht dann aber irgendwann zulasten der Sicherheit. Und wie viele Transporte scheitern in der kalten Jahreszeit an der Rampe oder leicht glatten, leichten Anstiegen?“ Entsprechend sollte man immer auf die Gesamtleistung der Pneus achten, die sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt. Beim Thema „Reifenlabel“ dämpft er vorsorglich die Erwartungen: Seiner Meinung nach seien vom Start weg keine „A“- oder gar „A+“-Einstufungen wie bei den Kühlschränken zu erwarten, zumindest beim Rollwiderstand. Trotzdem arbeiten alle daran. Nach dem auf Sparsamkeit getrimmten Trailerpneu Marathon LHT 2 legt Goodyear bei den LKW-Pneus wieder nach, deren jüngste Versionen LHS II+ und LHD II+ sieben Prozent weniger Rollwiderstand bieten sollen. Das soll die Reifen in dieser Kategorie an die Spitze des Wettbewerbs und weiter Richtung Label „A“ bringen. Überprüft hat das der TÜV Süd, der im Prüfbericht Nr. 76246887-1 ermittelte, dass die Neuen den Produkten der wichtigsten drei Wettbewerber in Sachen Rollwiderstand immer überlegen seien. Nur bei den Antriebsachsreifen konnte ein Marktbegleiter Paroli bieten. Bei Nassbremstests sollen die Neuen ebenfalls Bestwerte erzielt haben. Grund für die Verbesserung des Roll-widerstandes soll eine neue Sileflex-Laufflächenmischung sein, die sich aus einer neuen Silica-Naturkautschuk-Mischung zusammensetzt. Sieben Prozent weniger Rollwiderstand bedeutet ein Prozent weniger Spritverbrauch, der sich laut Good-year auf 500 Euro im Jahr summieren kann (Komplettzug mit 32 l/100 km Verbrauch, Spritpreis 1,20 Euro/Liter). Damit lässt sich gut am immer größer werdenden Hebel der Kraftstoffpreise ziehen, die laut Goodyear bis zu 34,9 Prozent der gesamten Betriebskosten ausmachen, während der Pneu nur 2,4 Prozent kostet. Ein Punkt, den Bernd Korte von Conti genauso argumentiert. Leider steigen auch die Preise für Naturkautschuk weiter, wovon laut Korte gut 40 Kilo in einem LKW-Reifen stecken. Darum wird auch Goodyear die Preise für die „+“-Serie anheben, was sich aber durch die Optimierung über den Spritpreis schnell wieder amortisieren soll. Eine Gürtelverstärkung unter der Lauffläche soll die Tragfähigkeit um bis zu sieben Prozent erhöhen, womit Goodyear den Lastindex erhöht. So schafft der LHS II+ in 355/50 R 22,5, dessen Durchmesser dem 295/60 R 22,5 entspricht, statt 6,7 Tonnen 7,5 Tonnen – oder gibt sich mit 7,8 statt 9,0 bar Reifendruck zufrieden, was der Laufleistung und der Straßenabnutzung zugutekommt. Der LHS II in 375/50 R 22,5, der dem 315/60 R 22,5 entspricht, trägt dann 8,0 statt 7,1 Tonnen oder rollt mit 7,75 statt 9,0 bar. Das Mehr an Laufflächengummi soll für eine „überproportional höhere“ Laufleistung sorgen und den Rollwiderstand nach Goodyear-Messungen um fünf bis sechs Prozent reduzieren. Im Trailersegment ermöglicht der 385/65 R 22,5 mit seinem 164er-Lastindex (entspricht fünf Tonnen) die Zehn-Tonnen-Achse, mit der einige Trailerhersteller ihre Zweiachser ausstatten. Die sollen als vierachsiger 38-Tonnen-Zug eine Alternative zum 40-Tonner mit fünf Achsen sein. Den „gläsernen“ Reifen stellt Goodyear mit dem RFID-Chip im Pneu vor. Der lässt sich mit dem Reifenmanagement-Programm „Fleet-Online-Solutions“ kombinieren. So kann das zuständige Reifencenter auf die Daten des Kunden zugreifen und hier Lagerhaltung, Reparaturen und Rechnungsstellung mit den Vertragsdaten des Kunden abgleichen. Der wiederum kann über das System ebenfalls sein „Konto“ einsehen. Dem Kontrollvorteil steht der Nachteil gegenüber, dass etwaige Schäden oder zu wenig Laufleistung nicht mehr diskutiert werden müssen. Reifen kontrollieren Spur und Sturz „Bodenständiger“ ist dagegen der neue Verschleiß-Analyse-Indikator (VAI) bei Conti. Es ist aufpreisfrei auf dem Lenkachsreifen in 315/70 R 22,5 und auf dem 355/50 R.22,5 zu haben. Dabei sind fünf Messpunkte rund um die Schulter verteilt. Dort sitzen zwischen einem und vier Millimeter tiefe Rillen, die sich schon nach wenigen tausend Kilometern abfahren und so anzeigen, ob der Abrieb auf beiden Seiten der Schulter identisch ist. Damit kann der Anwender sofort eine Fehleinstellung von Spur oder Sturz erkennen. Das Reifenlabel sieht übrigens auch ein Runderneuerer wie Kraiburg positiv, da die neue Transparenz eine bessere Positionierung im Wettbewerb ermögliche, „insbesondere für Runderneuerer, die qualitativ hochwertige Erneuerungen anbieten und entsprechende Materialien verarbeiten“, wie Kraiburg-Austria-Geschäftsführer Thorsten Schmid anmerkt. Neu bei Kraiburg sind für die Allroundlinie K-base die Laufstreifen K225 für die Kaltrunderneuerung. Das an den Schultern offene Blockprofil mit vielen Lamellen soll auch bei ungünstiger Witterung für Grip sorgen. Rollwiderstand auch im Regionalverkehr Michelin hat sich derweil um die Nischen gekümmert: Mehrere Neuzugänge gab es zuletzt im Bereich der Kommunal- und Baureifen. Ersteres Segment bedient man mit dem X In-City XZU, der mit seinem robusten Aufbau speziell auf Laufleistung getrimmt wurde und mit soliden Flanken auch einige „Bordsteinküsse“ abkönnen sollte. Neben diesen Standardthemen optimierten die Franzosen aber auch hier den Rollwiderstand, der vor allem beim Anfahren im Stop-and-go auf den Verbrauch schlägt. Der X Works XZY und XDY ist neben dem Straßeneinsatz auch für unbefestigte Pisten gedacht, wo die Profilstollen für gute Querhaftung sorgen sollen. Als „Alleskönner“ für Fern- und Regionalverkehr ist dagegen der Multi Way 3D XDE und XZE gedacht, der die Vorgänger XDE2+ und XZE2+ ablöst. Die wurden vor allem Richtung Zähigkeit und Grip optimiert, wozu Stab-Wassertropfen- und doppelt gewellte Lamellen beitragen sollen. In dem Fall sind aller guten Dinge nicht zwei, sondern drei! ❙❚■ Gregor Soller Das Plus macht den Unterschied: Goodyear LH II+ Leichter: die neuen Fulda Ecocontrol und -force Die Pneus bieten bei vergleichsweise geringem Finanzeinsatz einen großen Hebel bei den Spritkosten Neu bei Conti: Spur- und Sturzkontrolle über Lamellen Solide und sparsam: Michelin Multiway 3D Schwerpunkt Reifen

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