Schwere Neuheitenflut

Die Dauerbrenner Digitalisierung, Gewicht und Varianten bleiben die Hauptthemen der Schwertransport- und Tiefladerbranche 2016. Ersteres Thema erhielt durch die Gesetzesänderung zum 1.1.2016 Auftrieb, die besagt, dass alle Neufahrzeuge, die eine Ausnahmegenehmigung nach Paragraf 70 der StVZO nutzen, mit einem entsprechenden Achslastmanometer ausgerüstet sein müssen. Dazu setzen viele Hersteller auf das Wabco-Smart-Board oder eine Anbindung an den CAN-Bus, mit dem die Werte dann übermittelt respektive vorgehalten werden können. Bei Es-Ge stellt sich die Situation aktuell so dar, dass die Einrichtung bei hydraulisch gefederten Fahrzeugen Standard ist, während es bei luftgefederten Trailern in der Regel ein Smart-Board richten muss, da leider noch nicht alle Zugmaschinen die Achslastdaten der Auflieger über den CAN-Bus auslesen können. Achslastcheck bei Bedarf Auf Nachfrage bestätigte auch Humbaur-Pressesprecherin Monika Niederreiner, dass die ersten Anfragen vor allem von Kunden, die mit "Paragraf 70" operieren, aus Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein kommen. In allen anderen Bundesländern kommt diese Vorschrift erst noch. "Bei Humbaurs Tiefladern lässt sich eine Achslastanzeige beispielsweise über Wabco Smartboard einfach realisieren. Auf Wunsch ist natürlich auch eine entsprechende Telematiklösung möglich", erklärt Niederreiner das Vorgehen, die in dem Zusammenhang übrigens auch für die teils baugleichen Kögel-Produkte gilt. Ähnlich argumentiert Fliegl-Pressesprecherin Tina Böttcher: Auch in Triptis registriere man eine stark steigende Nachfrage. Per Wabco-Smart Board reagiert laut Faymonville-Pressesprecher Marco Andres auch seine Firma auf die Gesetzesänderung. Auch Zandt-Geschäftsführer Manfred Zandt rechnet mit dem Thema und hat eine entsprechende Serienlösung bereits 2012 in die AT-Baureihe integriert. Noch weiter kann man das Thema auch per Knorrs I-TAP treiben, mit dem sich theoretisch der komplette Trailer per Smartphone oder Tablet steuern lässt. Das erklärte Fernziel wäre eines Tages ein komplett sensorgesteuerter Trailer, der sich mehr oder weniger "autonom" durch Engstellen und Hindernisse schlängelt und den zweiten Mann samt Nachlenk-Aktivitäten ersetzen kann. Wie man die Elektronik zum Steuern nutzen kann, demonstriert beispielsweise auch Kässbohrer, wo man den Achtachser mit dem Knorr-System zum Steuern per "Bremseingriff" bringt, was schwere Lenkgestänge und damit Eigengewicht spart. Zum Thema Gewicht gehört im weitesten Sinne auch die Einzelradaufhängung, die mittlerweile alle Hersteller im Markt etablierten (außer Nooteboom, wo man bei der "Manoovr" genannten Reihe auf eine modifizierte Pendelachsversion setzt). Jetzt geht es darum, die Versionen auszubauen. So auch bei Goldhofer, wo man die Weiterentwicklung des MPA-Systems in seiner Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten in den Fokus stellen wird. Als erster Kunde in Deutschland erhielt das Unternehmen Josef Schmidt GmbH & Co. KG einen Semi-Tieflader der neuen MPA-Generation geliefert, der mit wahlweise absenkbaren Radmulden und den typischen zwölf Tonnen Achslast für mehr Flexibilität auf der Baustelle sorgen soll. Ausschlaggebend für den Kauf des MPA-4A war laut Geschäftsführer Stephan Schmidt die Flexibilität: "Die wahlweise absenkbare Radmulde ermöglicht den Transport von hohen Maschinen." Schließt man die Radmulden mit Aluprofilen, kann man auch Raupen fahren. Die 8,7 Meter lange Ladefläche mit einer Ladehöhe von 845 Millimetern (beladen) ist einfach teleskopierbar, womit man den Sattel auf maximalen Auszug optimierte. Ebenfalls ausziehbar: die Verbreiterung um zwei Mal 220Millimeter. Eigentlich plante der zweite Geschäftsführer, Harald Schmidt, anfangs nur einen Ersatzkauf des einfacher konfigurierten Vorgängers, doch im Laufe der Gespräche mit Goldhofer entschied man sich für die komplexere und flexiblere Lösung. Diesen Trend bestätigt übrigens auch Manfred Zandt, der feststellt, dass "die Ausstattung der AT-Anhänger-Tieflader immer höherwertiger wird und das Thema Ladungssicherung ein zentraler Punkt" ist. Und sonst? Goldhofers Messehighlight, ein zusätzlicher Antrieb für die Schwerlastmodule aus dem Selbstfahrerbereich, wird erst auf der Bauma enthüllt. Die auch die TII-Gruppe mit den Marken Scheuerle und Nicolas nutzt, wo man ebenfalls die Varianten erweitert. Ein Beispiel dafür ist unter anderem der sogenannte "Euro Compact" 4+6 der Oberhausener Spedition Timmerhaus. Der bietet bis zu 110 Tonnen Nutzlast und ein innovatives Auslegerkonzept, womit er im Revier der modularen Fahrzeuge wildert. Durch eine zwischen die erste Achslinie des Dollyfahrwerks zurückversetzte Kupplung und weitere Optimierungen holte man bei gleichbleibender Gesamtzug- rund einen Meter Ladelänge. Die gekröpften und um 180 Grad drehbaren Ausleger sorgen für eine besonders niedrige Ladehöhe. Die stufenlose Sattellastverstellung ermöglicht eine leichte Anpassung an unterschiedlichste Sattellasten verschiedener Lkw. 1,5 Meter Achsabstand sollen Straßen und Brücken schonen und die Genehmigungsverfahren vereinfachen. Über die gesamte Fahrzeuglänge gewichtsoptimiert verfügt der Trailer über ein besonders gutes Nutzlastverhältnis und bietet 65 Grad Lenkeinschlag am vorderen Pendelachsdolly und 60 Grad am hinteren Fahrwerk. Eine weitere Panther-Variante mit abkoppelbarem Dolly bringt auch Doll an den Start. Dabei handelt es sich um eine 1+3-Kombination, bei dem die erste Dollyachse fix mit dem Schwanenhals verbunden ist, der zum frontseitigen Beladen abgekoppelt werden kann. Hintergrund ist die Tatsache, dass viele Kunden die vordere einkoppelbare Dollyachse in der Praxis nie abnehmen und sich eine schneller zu verbindende Kombination wünschten. Dazu kommen noch spezielle Überfahrböcke im Tiefbett und Bordwände sowie ein "Ablageschrank" an der Stirnwand. Künftig alle Daten aufs Display Das Stichwort "Varianten" bedient auch Es-Ge wieder: Unter anderem zeigt man den "Mix 15", einen teleskopierbaren nachlaufgelenkten Dreiachs-Mega-Satteltieflader mit Radmulden. Der um 4,05 Meter ausziehbare Sattel mit Liftachse wurde vor allem auf den Transport von Radladern, Zweiwegebaggern sowie zwei Zwanzigrespektive einem Vierzig-Fuß-Container zugeschnitten. Das Ladebett bietet eine Baggerstielmulde. Die doppelte, hydraulische Alurampe mit flachen neun Grad Auffahrwinkel ist eine Sonderanfertigung für den "Mix". Die 410 Millimeter tiefen Radmulden können auf 200 Millimeter Tiefe reduziert werden und sind ausgelegt für Radstände zwischen 2450 bis 3800 Millimeter. Die Ladehöhen betragen am Hals 1080 und im Ladebett etwa 850 respektive 880 Millimeter. Um den verschiedenen Containerabmessungen Rechnung zu tragen, verfügt der "Mix 15" über einen steckbaren Ausgleichsträger mit Containerverschlüssen. Dazu kommt ein nur 10,5 Tonnen leichter, fünfachsiger, teleskopierbarer Semitieflader. Dessen Ladehöhen betragen unbeladen 750 respektive 800 Millimeter im Ladebett und rund 1080 Millimeter am Schwanenhals. Alternativ offeriert Es-Ge die hydraulische Zwangslenkung ETS. Ausstattungsabhängig bieten die fünf verbauten Zehn-Tonnen-Achsen (zugelassen auf je acht Tonnen) mit einer Sattellast von 18 Tonnen circa 47,5 Tonnen Nutzlast. Auch für diesen Typen gibt es etliche Optionen, Serie sind aber zahlreiche Zurrmöglichkeiten. Zu den Satteln hat Es-Ge wieder eine passende Zugmaschine konfiguriert, in dem Fall einen knapp 8,2 Tonnen leichten, komplett luftgefederten Scania R 490 LA 6x2/4 MLB-Dreiachser, der eine unbeladene Aufsattelhöhe von 980 Millimetern bietet. Die Sattellast wurde je nach Version von 17.600 bis 17.840 Kilo ausgelegt, das Gesamtzuggewicht beträgt 70 Tonnen. Die einfach bereifte, zweite Achse ist liftbar sowie zwangsgelenkt und lässt eine Achslast von 7500 kg zu. Die Achslastanzeige zeigt die Gewichte getrennt für die Vorder- und Hinterachsen an. Auf dem Display sind sowohl Ladungsgewicht als auch Lastausgleich ablesbar. Und die einstigen Sorgenkinder Korrosion und Verkabelung? Scheint die Branche langsam in den Griff zu bekommen: Die Oberflächenbehandlung erfuhr zum Beispiel durch HRM-Metallisierung bei Faymonville oder die Zink-Staub-Farb- Beschichtung bei Zandt eine Aufwertung. Bei der Leitungsverlegung hat Faymonville laut Andres Marco die Anzahl Kabel stark reduziert, Fliegl setzt im Standard auf eine ADR-Verkabelung, die Kabelbrüche und-unterbrechungen unterbinden soll. Zandt verbindet die Leitungen direkt und korrosionssicher mit den Steckern - die künftigen Datenströme sollten also problemlos fließen können! Mehr zum Thema im Dossier Schwertransport www.verkehrsrundschau.de/dossiers Kässbohrers K.SLH 8 im Praxiseinsatz Feuertaufe bestanden Zu den ersten deutschen Kunden des Kässbohrer K.SLH 8 gehört Reiser Schwertransport. Dort ersetzt er kein Fahrzeug, sondern ergänzt die Flotte laut Geschäftsführer Stephan Reiser. Positiv fielen ihm neben dem günstigen Preis die elektrohydraulischen Liftachsen auf, die laut Reiser bei Bedarf"sofort oben oder unten sind".Auch mit den SAF-Achsen selbst ist Reiser hochzufrieden. Und das Thema Teleskopieren? Auch im grünen Bereich. Angenehm fiel Reiser in dem Zusammenhang auf, dass es für die Fahrer ziemlich einfach ist, die Plattform des K.SLH 8, die eine Länge von bis zu 9000 Millimeter erreichen kann, zu verlängern oder zu verkürzen. Ebenfalls hilfreich sind seiner Meinung nach auch die Auszugssperren respektive Rastpunkte, die alle 1000 Millimeter anliegen und so "mitteilen", wie weit der Achtachser bereits ausgezogen ist. Sind alle Auszüge genutzt, streckt sich der Trailer auf eine Länge von 24,8 Meter. Das klappt auch jetzt im Winter, wo Streusalz und feuchte Straßen der Mechanik stärker zusetzen.Unter solchen Umständen transportierte man jüngst einen 60 Tonnen-Traforahmen für ein Erdgaskraftwerk in den USA. Nach der Ladungssicherung auf dem achtachsigen hydraulischen Tiefbett startete die 420-Kilometer-Reise zum Duisburger Hafen. Chef-Fahrzeugführer Manfred Richter legte die Fracht mit Zurrmitteln buchstäblich "in Ketten", wobei die Ringe je 6,7 Tonnen tragen. Auch Richter, der den K.SLH 8 seit rund einem Jahr bedient, teilt die Zufriedenheit seines Chefs. Zu Beginn erhielt er eine Anwenderschulung in Goch, was ihm seiner Meinung nach half, das Fahrzeug mit 130 Tonnen Ladekapazität besser kennenzulernen. "Ich habe mich ziemlich schnell daran gewöhnt," bemerkt er. Und wie fährt sich der Trailer im Alltag? Die hydraulische Achslenkung unterstützt Richters Meinung nach die Manövrierfähigkeit auf engen Straßen und Kurven und zeigte auch auf den eisigen Straßenbedingungen des Wintertages gute Fahrstabilität. Beim Manövrieren half Richter das serienmäßige sogenannte "automatische Ausrichtungssystem", das den Trailer bis zu einer Geschwindigkeit von 15 km/h selbsttätig justiert. Sollte es einmal ausfallen, sieht Kässbohrer eine manuelle Notfunktion vor, die Richter aber auch bei niedrigen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nie einsetzen musste.Und die Elektrik? Bislang null Ausfälle, alle LED-Leuchten funktionieren. Einziger Kritikpunkt sind laut Reiser die miserabel lackierten Räder, die jetzt schon erste Rostpickel tragen - ein Problem, das der K-SLH 8 mit den anderen Trailern und Lkw im Fuhrpark teilt. Würde er Kässbohrer wieder kaufen? Aktuell ja: Das nächste Dreiachs-Tiefbett könnte durchaus wieder aus Adapazari respektive Goch kommen. gs Wichtige Anbieter Broshuis 01 70/3 20 65 73 (74 f. D-Süd) www.broshuis.comEs-Ge 02 01/6 16 70 www.es-ge.deFaymonville 01 62/2 53 70 81 (82/83 f. D-Süd) www.faymonville.comFliegl 03 64 82/83 00 www.fliegl-fahrzeugbau.deGoldhofer 0 83 31/1 50 www.goldhofer.deHumbaur 0 8 21/24 92 90 www.humbaur.comLangendorf 0 23 09/93 80 www.langendorf.deKässbohrer 0 28 23/9 72 10 www.kaessbohrer.comKögel 0 82 85/8 80 www.koegel.com MaxTrailer 02 01/6 16 70 www.maxtrailer.euMeusburger 0 85 44/9 62 20 www.meusburger.chMüller Mitteltal 0 74 42/49 60 www.mueller-mitteltal.deNooteboom 01 71/2 41 90 50 (95/99) www.nooteboomgroup.comSchwarzmüller +43/77 13 80 00 www.schwarzmueller.comZandt Cargo 0 96 31/64 23 www.zandt-cargo.com