Schutz vor der Insolvenzwelle

Obwohl der Staat die Wirtschaft mit Milliardenbeträgen unterstützt: Sicher ist, dass nicht alle Betriebe die Folgen der Corona-Krise überstehen werden. Immer wieder ist von einer Insolvenzwelle die Rede. Kommt das dicke Ende im Herbst? Allerdings wird diese Welle wohl nicht vor dem 1. Oktober 2020 Deutschlands Wirtschaft erfassen. Denn das COVInsAG verhindert, dass schon jetzt zahlreiche Firmen ihr Aus verkünden müssen. COVInsAG ist das COVID-19-Insolvenzaussetzungsgesetz und gilt seit März 2020. In einem Satz zusammengefasst, soll es Unternehmen, die eigentlich insolvent sind, die Möglichkeit geben, mit staatlichen Hilfsmitteln die Schieflage zu begradigen. Betriebe können so der Insolvenzantragspflicht entgehen. Was sich zunächst gut anhört, stößt aber keinesfalls auf einstimmigen Beifall. Nicht wenige Unternehmer auch in der Transportbranche befürchten, dass sie derzeit mit (fast) insolventen Kunden Geschäfte machen, ohne zu wissen, ob sie das vereinbarte Geld auch tatsächlich bekommen. Eingeplante Einnahmen könnten mit einem Mal wegbrechen und das Unternehmen in den Insolvenzstrudel mitreißen. Eine Entwicklung, deren Eintrittswahrscheinlichkeit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zunimmt. Mittels Warenkreditversicherungen kann man sich jedoch gegen Zahlungsausfälle absichern. Zu den Anbietern solcher Leistungen gehören Versicherungen wie AXA, ERGO, Euler Hermes, R+V-Versicherung oder die Zurich. "Das Interesse an Warenkreditversicherungen steigt derzeit," weiß Andreas Ludwig Jöst, der bei der R+V in der Warenkreditversicherung tätig ist. Auch laut Axel Salzmann, Leiter des Kompetenzzentrums Straßenverkehrsgewerbe und Logistik bei der R+V-Tochter Kravag, schließen immer mehr Unternehmen aus der Transport- und Logistikbranche solche Verträge ab. Aus gutem Grund: "Wir rechnen im zweiten Halbjahr 2020 und 2021 mit einer Insolvenzwelle", sagt Jöst. Schon jetzt beobachtet er eine steigende Schadensumme in diesem Segment. Doch die R+V hat keine branchenbezogenen oder pauschalen Anpassungen wie die Aufhebung oder die Rückzeichnung von Versicherungssummen vorgenommen - auch deshalb, weil die Bundesregierung gemeinsam mit den Kreditversicherern einen Schutzschirm aufgespannt hat (siehe Kasten oben). Jöst stellt in diesem Zusammenhang nochmals klar: "Bei der Corona-Pandemie handelt es sich nicht um eine Naturkatastrophe im Sinne unserer allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB)." Das bedeutet also, dass die Warenkreditversicherung weiterhin auch Forderungsfälle abdeckt, wenn ein Schuldner aufgrund der Corona-Krise zahlungsunfähig wird. Ausgelaufen ist allerdings die Möglichkeit zur Verlängerung eines Zahlungsziels einmalig um immerhin maximal zwei Monate. Diese Erleichterung für Schuldner konnte nur für Forderungen gewährt werden mit einem Fälligkeitsdatum zwischen dem 1. März 2020 und dem 30. Juni 2020. Eine Warenkreditversicherung kommt immer dann in Frage, wenn es um Forderungen mit Zahlungszielen geht. Wobei es sich hier um kurzfristige Zahlungsziele bis zu sechs Monaten handelt. Für längere Zeiträume sind Investitionskreditversicherungen das richtige Instrument. Warenkreditversicherungen sind weit verbreitet. Die deutschen Versicherer haben 2019 Warenkredite in Höhe von 411 Milliarden Euro abgedeckt. Für kurzfristige Bankkredite betrug das Absicherungsvolumen "nur" 205 Milliarden Euro. Zu der Verbreitung von Warenkreditversicherungen in der Transportbranche gibt es laut Jöst und Salzmann keine offiziellen Zahlen. Aber immer mehr Unternehmen in dieser Branche befassen sich mit dem Thema. "Deshalb bietet die Kravag ihren Kunden über das Portal Kravag Online auch an, einzelne Geschäfte über Warenkreditversicherungen abzusichern", sagt Salzmann. Also für Verträge mit einem hohen Forderungsvolumen oder bei Geschäften mit Neukunden, bei denen der Dienstleister sich nicht sicher ist, wie es um die Bonität des Kunden bestellt ist. Stellt sich natürlich die Frage: Was kostet eine solche Warenkreditversicherung? Dazu kann Jöst keine Angaben machen, denn: "Es gibt da keine pauschale Größe. Das hängt von vielen, ganz individuellen Faktoren ab wie der Branche, in denen die Unternehmen tätig sind, der Höhe des Umsatzes, dem Auslandsanteil, davon, in welchem Land der Schuldner beheimatet ist, von den Zahlungsfristen", zählt er eine ganze Reihe von Einflussgrößen auf. Dementsprechend könnten sich die Kosten einer Warenkreditversicherung je nach Abschluss um ein Mehrfaches unterscheiden. "Wir raten zur individuellen Beratung, in der sich alle Fragen klären lassen", so Jöst. Mehr zum Thema finden Sie unter #Versicherungen www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Deutschland schiebt gerade eine riesige Insolvenzwelle vor sich her. So sehen es zumindest einige Experten. Ob dem so ist, wird sich erst so richtig ab Oktober zeigen. Dann kann es von großem Vorteil für Unternehmen sein, wenn sie eine Warenkreditversicherung abgeschlossen haben. Bund übernimmt eine Garantie in Höhe von 30 Milliarden Euro Welche hohe Bedeutung die Warenkreditversicherung bei der Abwicklung der Geschäfte in der Wirtschaft hat, zeigt das Engagement der Bundesregierung. Zusammen mit den Versicherern hat der Bund einen Schutzschirm gespannt, mit dem Garantien für Entschädigungszahlungen der Kreditversicherer in Höhe von 30 Milliarden Euro abgedeckt werden.Schutzschirm gilt nur bis Ende 2020"Der Schutzschirm ist absolut sinnvoll", sagt Andreas Ludwig Jöst von der R+V-Versicherung."Sonst wäre zu befürchten gewesen, dass die Kreditversicherungen die Versicherungssumme aufgehoben oder zumindest eingeschränkt hätten."Kreditversicherer könnten jetzt mit dem Schutzschirm bestehende Deckungszusagen weiter aufrechterhalten und - trotz erheblich gestiegener Ausfallrisiken - neue übernehmen. Das bedeutet zugleich eine Chance für Unternehmen, die sich in der Krise verstärkt absichern wollen. "Die bereitgestellte Summe ist unserer Einschätzung nach ausreichend", zeigt sich Jöst zufrieden. Aber: Der Schirm ist nur bis zum Jahresende gespannt."Ob man die Regelung vielleicht verlängern müsste über das Jahr 2020 hinaus, das wird man prüfen müssen, wie sich die finanzielle Lage in den Unternehmen bis dahin entwickelt", sagt Jöst. Nachlässe bei den Beiträgen sind jedoch nicht zu erwarten. Im Gegenteil, in der Versicherungsbranche rechnet man aufgrund steigender Nachfrage und erhöhter Risiken mit einem Anstieg der Beiträge. cd

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