Schub im Markt - jetzt ferngesteuert

Vor allem die niederländischen Schubbodenhersteller fahren weiterhin mit vollem Schub voraus: Knapen baut sein Programm im Zuge der "Endless-Innovation-Kampagne" immer weiter aus. Bei Konkurrent Kraker vermeldet Saskia Lockefeer, die die Pressearbeit für die Niederländer macht, ebenfalls hohe Auftragseingänge. Deshalb baue Kraker seine Kapazitäten bis Herbst 2015 aus. Ebenfalls positiv ist man bei Schwarzmüller gestimmt, wo man sich vom einstigen Neueinsteiger mittlerweile zum anerkannten Player gemausert hat. Die deutschen Hersteller engagieren sich nach dem Rückzug von Schmitz Cargobull bis auf Fliegl tendenziell eher regional: Im Norden agieren H&W und Carnehl, im Süden schiebt Reisch den Markt an. Den Takt geben aber weiter die Niederländer vor. Knapen und Kraker nehmen für sich in Anspruch, "ganz genau" auf die Kundenbedürfnisse zu hören, was Knapen-Pressesprecher Thijs Kempen mit einigen Fakten unterlegt. So entwickelte Knapen einen Temperatursensor, der den Schubboden bei Überhitzung der Öle abschaltet. Seit der Einführung im Mai 2014 orderten den etliche Kunden, sodass ihn der Bodenhersteller Cargofloor kurzerhand auch ins Programm hob und ihn allen Aufliegerherstellern anbietet. Gleiches gilt für die Absackanlage für Futtermittel, die 2008 entwickelt wurde und seit 2013 auch von mehreren Herstellern verwendet wird. Damit können die Futtermittel luftdicht verschlossen werden und das Abplanen entfällt. Mehr Platz auf dem "Balkon" ist wichtig Standfest bleibt Knapen auch bei Details wie dem Podest an der Stirnwand, das laut Kempen rund 15 Prozent größer ausfällt als der größte "Balkon" des Wettbewerbs. Dem Trend zur Fernbedienung folgen die Niederländer mit einer neuen Eigenentwicklung, die jetzt je nach Bedarf mit fünf, sechs oder zwölf statt zwei Funktionen belegt werden kann, ohne teurer zu sein als das Vorgängermodell. All die Entwicklungen tragen Früchte. Laut Kempen denkt Knapen bei einem weiteren Auftragseingang dieser Größenordnung ebenfalls über eine Erweiterung der Kapazitäten nach. Am stärksten wächst laut Kempen der Agrarbereich. Ähnlich sehen das auch Clemens Heinrich, bei Carnehl für die Technik zuständig, und Antje Schmidt, die die Vertriebssteuerung bei Schwarzmüller leitet: "Neben der Papierindustrie ist eine vermehrte Nachfrage aus der Holzwirtschaft, der Entsorgungsbranche und dem Fernverkehr - insbesondere beim Transport von Palettenware - zu verzeichnen." Kampf um die Sieben-Tonnen-Grenze Zum guten Ton gehört für Schmidt dabei eine Version, die die sieben Tonnen Leergewicht unterbieten kann. Das postuliert auch Knapen für die 2014 präsentierte Light-Variante, die laut Kempen exakt 6950 Kilo wiegt und keine zweiprozentige Toleranz beinhaltet. Peischl nennt für die Standardversion mit Stahlchassis und 6-Millimeter-Boden inklusive Reserverad und Liftachse 7080 Kilogramm. So oder so sollte man die Schubböden bei Übernahme immer nachwiegen, zumal jedes Extra immer zusätzlich ins Gewicht geht - und gerade die Leergewichte werden gern etwas optimistischer angegeben, als es der Tatsache entspricht. Die Fernbedienung ist auf dem Vormarsch Wie bei Kippern, Absetzern und Abrollern wird die Fernbedienung auch bei den Schubböden immer populärer; das gilt auch für die automatisierten Verdecke: Laut Kempen gehört das noch junge automatische und robuste Powersheet-Verdeck zu den meist georderten Sonderausstattungen. Dem stimmt Schmidt von Schwarzmüller zu: "Unsere Kunden ordern Extras, die das Handling der Be- und Entladung einfacher machen." Dazu gehören nach ihrer Aussage neben dem integrierten Auslauftrichter in mehreren Varianten eben auch das hydraulisch betätigte Scherenverdeck anlog zu Knapens Powersheet. Bei Carnehl werden vor allem Seitenschutzplane, Zurrösen und Palettenkästen dazuaddiert. Topseller im Programm bleiben in der Regel bei allen Herstellern die Standardausführungen, die sich aber von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich definieren: Bei Knapen ist das der K100 mit Stahlfahrgestell, während bei Schwarzmüller die leichte Basisversion komplett aus Alu das Gros der Bestellungen auf sich vereint. Kraker meldet den 92 Kubik fassenden CF Best als Topseller, den die Niederländer auch vorproduziert ab Werk und damit kurzfristig liefern können. Gefolgt wird er vom CF 200, der im Gegensatz zum CF Best individuell nach Kundenwunsch konfiguriert wird. Wie sich die Käufer einen CF Best individualisieren, erklären die Niederländer am Beispiel des Unternehmens Finsterwalder. Dort wird der "Best" um eine Anfahrhilfe erweitert, bei der die erste Achse entlastet wird, um mehr Druck auf die Antriebsachse der Zugmaschine zu bekommen. Die Seitenwände innen schützen kleine Verschleißbleche und für den Boden gönnte sich Finsterwalder zusätzliche Bodengleiter. Nachdem die Schuböden auch Papierrollen können müssen, orderte man dafür zusätzliche Zurrösen. Außerdem legt auch Michael Finsterwalder, einer der beiden Firmeninhaber, größten Wert aufs Gewicht. Hier kann auch Reisch mit ordentlichen Realwerten punkten, wie Georg Wittwer, Juniorchef der gleichnamigen Spedition, feststellen durfte. Neben Gewicht und Ausstattung ist ein weiterer wichtiger Punkt für die Transportunternehmen der Rundlauf. Dazu benötigt es laut Clemens Heinrich von Carnehl aber auch eine "optimale Disposition und etwas Wohlwollen des Fahrpersonals". Dann klappen die Touren, die beispielsweise Hackschnitzel an- und Papierrollen abfahren oder Agrarprodukte in Schüttgutform anliefern, um sie dann als verpackte Palettenware wieder mitzunehmen. Dabei rät Kempen von Knapen interessanterweise, nicht nur die aktuelle Einsatzspezifikation, sondern auch den Wiederverkauf zu berücksichtigen, da der Restwert beim Schubboden stärker ins Kontor schlägt als bei einem Standardsattel. Ein weiteres heikles Thema ist die Wahl der Böden: Hier hat Knapen das Angebot mittlerweile auf 40 verschiedene Bodenprofile ausgeweitet, die unterschiedlichste Einsätze und Eventualitäten abdecken. Nach wie vor umstritten ist vor allem im Schrottbereich der Stahlboden. Er kommt weiterhin viel teurer und wiegt schwerer als die Aluböden. Laut Lockefeer von Kraker entscheiden sich deshalb viele Kunden für die Zwischenlösung des verstärkten 10-Millimeter-Alubodens. "Bei intensiver Nutzung für den Transport schwerer Ladung muss er nach anderthalb bis zwei Jahren ausgetauscht werden. Für viele Betriebe zeigt die Kalkulation, dass dies günstiger ist als der teurere und schwerere Stahlboden", erklärt Lockefeer dazu. Auch Carnehl-Techniker Heinrich gibt den Böden im harten Entsorgungseinsatz selten mehr als drei Jahre. Massive Müllmonster aus Èpernay Während die Pattenser die Böden wie die meisten Hersteller bei Cargofloor zukaufen, fertigt sie Legras selbst. Außerdem bieten die Franzosen zahlreiche Untervarianten an, die ganz speziell auf die Abfallentsorgung zugeschnitten sind. Darunter gibt es auch integrierte Verdichter, die aber wiederum einen deutlich massiveren Auf- und Unterbau fordern, was entsprechend auf Preis und Gewicht schlägt. Doch vor allem in Frankreich und Großbritannien ist das komplette Legras-Angebot, das auch Stationäranlagen im Entsorgungsbereich umfasst, beliebt. Interessant ist auch die Entwicklung im Agrarbereich, in dem allerdings meist die schnelleren (und meist schwereren sowie teureren) Abschiebefahrzeuge bevorzugt werden, wie sie Fliegl oder Krampe anbieten (siehe auch Kasten Seite 48). Zwar nahm Fliegl den "Pushing Floor" offiziell aus dem Programm in Triptis, setzt aber bei Bedarf den Abschiebewagenaufbau (ASW) aus Mühldorf auf ein Straßenfahrgestell und fertig ist der ASS - der Abschiebe-Sattelauflieger. Krampe verbessert und erweitert dagegen das Bandit-Programm der Rollbandwagen kontinuierlich. Dank dem Entladeschild ist eine GMP-Zertifizierung (Good Manufacturing Practice) des Bandit möglich. Ein weiterer Vorteil des Entladeschildes ist, dass die Brückenbildung unterbleibt und sich keine Hohlräume bilden können, zum Beispiel beim Transport von Torf oder Sägemehl. Der Hauptvorteil des Rollbandwagens bleibt die Entladezeit, die Krampe mit "weit unter zwei Minuten" angibt. In der Landwirtschaft mit ihren Akkordtakten ist Zeit Geld. Und Krampes "Bandit" dürfte damit der einzige Bandit weltweit sein, der einem Geld gibt, statt es einem abzunehmen! Spezialist für die Rübenernte Zucker für den Fahrer - Knapens Erntehelfer für Zuckerrübentransporte Die Rübenernte fordert Fahrer und Fahrzeug stärker als viele andere Transporte: Die Rübenzüge laufen im Akkord praktisch rund um die Uhr zwischen den Feldern und den Produktionsstätten der Suiker Unie in Vierverlaten und Dinteloord. Entsprechend sollten die Schubböden im Idealfall Acker und Straße können. Das erhöht die Ansprüche ans Fahrgestell und an den Be- und Entladevorgang. Knapen hat jetzt als erster Anbieter einen Schubbodenauflieger speziell für den Rübentransport präsentiert. Er soll mehr Sicherheit und Stabilität bieten und gleichzeitig das Unfallrisiko minimieren.Außerdem muss der Sattel auch andere Frachten befördern können, in dem Fall natürlich vor allem Rübenschnitzel. Dabei kommt Knapen zugute, dass man bereits seit zehn Jahren Leichtgewicht-Rübenauflieger liefert. In der Regel handelt es sich bei den Rübentrailern um eine 70-Kubikmeter-Variante mit einigen Änderungen. Für Koning & Drenth Transport hat Knapen Trailers einen hochautomatisierten Spezialisten entwickelt. Er verfügt über eine hydraulische Klappe, einen schnelllaufenden High-Speed-Boden, eine automatisch mitlaufende Trennwand und das hydraulische Powersheet-Dach. Dabei achteten die Konstrukteure auch auf Details und integrierten die Rückleuchten in die hydraulische Heckklappe, sodass sie beim Entladen nicht beschädigt werden können. Der kräftige Unterbau sorgt für hohe Stabilität on- und offroad. Unter dem Grundsatz"Drivers' Ease & Safety" hat Knapen alle Be- und Entladefunktionen integriert, was zum Beispiel Fahrer Menno Staal sehr schätzt: "Eigentlich brauche ich die Fahrerkabine zum Laden und Entladen der Rüben gar nicht mehr zu verlassen. Mit der Fernbedienung von Knapen Trailers geht alles automatisch." Auch beim Entladen in der Fabrik kann er mit einem einzigen Tastendruck auf der Fernbedienung das Powersheet-Dach öffnen. Eine weitere Taste aktiviert die hydraulische Heckklappe, während eine dritte Taste zum Einschalten des Schubbodens dient, der die Rüben dann aus dem Fahrzeug befördert.Wichtig ist bei diesen Akkordschichten auch der High-Speed-Boden mit 15 soliden 10-Millimeter-Bodenbrettern, der den Auflieger innerhalb von drei Minuten entleeren kann. Der 70-Kubik-Wagen misst nur 10,5 Meter in der Länge und 3,8 Meter in der Höhe, was die Mehrpreise für die Zusatzausstattung etwas relativiert. Er wiegt 7250 Kilogramm. Auch aus Deutschland gibt es bereits Anfragen, die außerdem Motorwagen für den Maistransport mit 40 Tonnen Gesamtgewicht umfassen. gs Alternativen für Landwirtschaftliche Güter Rollband oder Schiebeplatte statt Stäbe Einst versuchte Fliegl, die in der Landwirtschaft erprobte Abschiebetechnik als "Pushing Floor" ins Trailerprogramm zu integrieren. Obwohl er gegenüber Standardschubböden schneller entlud, konnte er sich wegen Preis und Gewicht nicht etablieren. Jetzt wurde er als "ASS" Abschiebe-Sattelanhänger ins Agrarprogramm integriert und ist als Zweiachs- und Dreichachsversion in Längen von 8,8 bis 10,8 Metern (maximal rund 60 Kubikmeter Füllvolumen) lieferbar mit Parabel- oder Luftfederung. Als Optionen bietet Fliegl Lift- oder Lenkachse sowie eine 40- oder 80 km/h-Ausführung an. Die Gewichte starten bei 7,5 Tonnen für die 38-Kubik-Version. Schneller be- und entladen möchte auch Krampe mit dem "Bandit" genannten Rollbandsattel, der in Tandem- und Tridemausstattung ebenfalls für On- und Offroadzwecke geordert werden kann. Das Volumen der Banditen reicht von 55 bis 86 Kubikmeter. Seit Ende 2014 wartet die Baureihe mit einem Entladeschild auf. Das wird vom Rollband mitgezogen und ist in der Bodengruppe gegen Kippen gesichert. Robuste Abstreifer am Entladeschild sowie an der Umlenkrolle am Heck sollen das Rollbandsystem zuverlässig säubern. gs

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