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Schlussfahrt ins Museum – Die letzte Reise von U17

24.06.2024 10:35 Uhr | Lesezeit: 4 min
Das ausgemusterte U-Boot U17 steht auf dem Gelände des Technikmuseums Speyer. Mitarbeiter des Technikmuseums Sinsheim bereiten das U-Boot für die letzte Reise zu Speyers Partnermuseum ins baden-württembergische Sinsheim vor. (
Das ausgemusterte U-Boot U17 steht auf dem Gelände des Technikmuseums Speyer. Mitarbeiter des Technikmuseums Sinsheim bereiten das U-Boot für die letzte Reise zu Speyers Partnermuseum ins baden-württembergische Sinsheim vor
© Foto: Uwe Anspach/dpa/Picture Alliance

Bei einem spektakulären Transport reist ein aussortiertes U-Boot über Wasser und Land von Kiel nach Speyer. Tausende verfolgen die Tour. Jetzt steht die finale Etappe an, mit großen Herausforderungen.

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Kurs auf den Kraichgau: Das ausgemusterte U-Boot U17 geht auf letzte große Fahrt – erst auf dem Fluss, dann auf der Straße. Niedrige Brücken, enge Wege, zwei Bahnstrecken: Für den respekteinflößenden Stahlkoloss wird die finale Reise von Speyer nach Sinsheim zum Tauchgang in die Verwinkelungen deutscher Verkehrslandschaft. "Der gesamte Transport ist ein kniffliges Unterfangen", sagt Projektleiter Michael Einkörn der Deutschen Presse-Agentur, "und eine große logistische Herausforderung". U17 war seit 1973 im Einsatz und wurde 2010 ausgemustert. Vom Verband Deutscher Ubootfahrer bekamen die Technik Museen Sinsheim Speyer dann den Tipp. Den Gesprächen mit der Bundeswehr und dem Bundesverteidigungsministerium folgte ein Leihvertrag. Vor mehr als einem Jahr hievte ein Portalkran dann das 500 Tonnen schwere Gefährt in Kiel auf einen Schwimmponton, seitdem nähert sich der knapp 50 Meter lange maritime Oldtimer schrittweise seinem Ziel.

Projekt kostet rund zwei Millionen Euro

Im Mai 2023 kam U17 in Speyer (Pfalz) an – dort beginnt an diesem Sonntag (30.6.) die mit Spannung erwartete letzte Etappe. Geht alles gut, trifft die Ladung am 28. Juli in Sinsheim (Baden) ein. "Das U-Boot ergänzt im Technik Museum die Ausstellung um eine marinegeschichtliche Perspektive und bietet den Besuchern die seltene Gelegenheit, ein solches Fortbewegungsmittel aus nächster Nähe zu erleben", erklärt Museumsleiter Andreas Hemmer. Das Projekt kostet demnach rund zwei Millionen Euro und wird überwiegend mit Spenden finanziert. Der spektakuläre Transport nach Sinsheim dauert Wochen. Züge müssen gestoppt und Ampeln, Oberleitungen und Leitplanken entfernt werden. Und immer wieder muss U17 auf dem Weg zu seinem Bestimmungsort um mehr als 70 Grad gekippt werden, weil Neckar-Brücken zu niedrig, Schleusen zu eng und Wege nicht breit genug sind. "Wir manövrieren den 90 Meter langen und 10 Meter hohen Schwertransport nicht nur unter niedrigen Brücken hindurch, sondern auch durch engste Straßen des malerischen Kraichgaus", schildert Einkörn. Das mehrmalige Drehen gehört zweifellos zu den kniffligsten Momenten der Schlussfahrt. "Bisher wurde das Boot nur an Land gedreht. Auf dem Wasser muss die Crew nicht nur das Boot, sondern auch den Ponton im Gleichgewicht halten", erläutert der Projektleiter des Transports.

"Banderolen" aus Stahl

Robuste Lastverteilbänder wurden in Speyer an den Koloss geschweißt – als Schoner zwischen Rollen aus Polyurethan und dem Boot. Mit den "Banderolen" aus Stahl werden Verformungen an der Außenhaut bei der Drehung vermieden. Eine besondere Herausforderung ist auch am 12. Juli das Abfahren vom Ponton in Haßmersheim im Neckar-Odenwald-Kreis, wenn U17 an Land geht. "Auch hier muss der Ponton mit Wasser ausbalanciert werden, um die sich verändernde Last auszugleichen." Tausende Schaulustige standen am Rheinufer in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und verfolgten im vergangenen Jahr den Transport des ungewöhnlichen Ausstellungsstücks nach Speyer. Dort wurden in den zurückliegenden Monaten Flüssigkeiten wie Öl und Wasser entfernt, um einen sicheren und effizienten Transport zu gewährleisten. "Auch verschwanden zum Beispiel Tauchgewichte und Batterien." Nun wiegt das Gefährt 350 Tonnen und ist leichter für anstehende Drehungen. Die Organisatoren rechnen auch diesmal mit zahlreichen Interessierten entlang der Strecke. "Der Transport eines U-Boots ist ein seltenes und beeindruckendes Ereignis, das viele Menschen anzieht", meint Einkörn. Feiern oder Ansprachen seitens des Museums seien unterwegs nicht geplant. "Im Vordergrund steht der sichere und effiziente Transport." Man höre aber von Veranstaltungen in Orten, die U17 "gebührend begrüßen" werden.

Zwischen Anspannung und Vorfreude

In Sinsheim wollen der Museumsvorstand und Oberbürgermeister Jörg Albrecht (CDU) dann den stählernen Neuankömmling empfangen. "Anschließend feiern wir gemeinsam mit den Zuschauern und lassen den Tag gemütlich ausklingen." Und wie ist das vorherrschende Gefühl vor der letzten Fahrt von U17? "Eine Mischung aus Spannung und Vorfreude", sagt der Projektleiter. "Anspannung, weil ein so komplexer Transport auch viele Sicherheitsaspekte mit sich bringt, die sorgfältig geplant und umgesetzt werden müssen. Gleichzeitig empfinden wir große Vorfreude." Wenn das rare Exponat in Sinsheim steht, wird nur ein U-Boot südlicher in Deutschland zu sehen sein: U1, das erste U-Boot der Deutschen Marine. Es wurde 1906 in Kiel vom Stapel gelassen und befindet sich im Deutschen Museum in München. Allerdings ist der Bereich noch einige Jahre geschlossen: Erst 2028 soll die Modernisierung abgeschlossen sein.

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