Stockholm/Schweden/München. Die skandinavische Fluggesellschaft SAS fürchtet nach der Serie von Bruchlandungen mit Propellermaschinen vom Typ Dash-8 Q400 neben massivem Imageschaden auch einen Einbruch beim erwarteten Jahresgewinn 2007. Wie die Stockholmer Wirtschaftszeitung „Dagens Industri“ heute berichtete, berechnet das Unternehmen den Einnahmeausfall durch die permanente Stilllegung aller 27 SAS-Flugzeuge vom Typ Dash-8 bis zum Jahresende auf mindestens 300 bis 400 Millionen Kronen (32,6 bis 43,5 Mio Euro). Dies könne eine Halbierung des Ertrags für 2007 bedeuten. Allein heute sagte SAS 72 Flüge mit mehreren tausend Reisenden kurzfristig ab. Konzernchef Mats Jansson hatte nach der dritten Bruchlandung einer Q400 am Samstag in Kopenhagen die Stilllegung der kompletten Dash-8-Flotte angeordnet. Er begründete diese Maßnahme mit massivem Vertrauensverlust bei den Kunden, den Arbeitsbedingungen für das eigene Personal sowie „Sorge um den Markennamen SAS“. Schon nach der zweiten von drei glimpflich verlaufenen Notlandungen in zwei Monaten mit defektem Fahrwerk hatte SAS Schadenersatzforderungen an den kanadischen Flugzeughersteller Bombardier über 500 Millionen Kronen angekündigt. Bombardier nannte die Stilllegung der Maschinen „enttäuschend“, weil die Fahrwerke sicher seien. Es scheine keinen Zusammenhang zwischen dem jüngsten und vorangegangenen Vorfällen zu geben. Das Unternehmen informierte nach eigenen Angaben alle Betreiber von Q400-Flugzeugen über den Zwischenfall, empfahl jedoch keine Änderung des laufenden Flugbetriebs. Die Fluggesellschaft Augsburg Airways will ihre Maschinen dieses Typs weiter nutzen. „Wir haben in keiner Weise irgendeine Indikation, die uns an der Lufttüchtigkeit der Maschinen zweifeln lassen würde“, sagte Flugbetriebsleiter Wolfgang Huber heute. „Wenn nur der leiseste Zweifel wäre, dann würden wir reagieren.“ Nach Bekanntwerden der Vorfälle bei SAS habe man in den vergangenen Wochen umfangreiche Inspektionen an den eigenen Dash-8-Maschinen durchgeführt. Augsburg Airways gehört dem Verbund Lufthansa Regional aus insgesamt fünf Airlines an. Experten sehen in der SAS-Pannenserie kein pauschales Qualitätsproblem des Herstellers. „Bombardier hat mit der Q400 ein wirklich gutes Flugzeug gebaut, man muss jetzt sorgfältig schauen, wo die Ursache für die Fahrwerksprobleme sind“, sagte Bernd Bockstahler, Sprecher der Gesellschaft der Flugsicherung und ehemaliger Flugkapitän. Nach Angaben des Herstellers sind weltweit bisher mehr als 160 Q400 ausgeliefert. Das Turboprop-Flugzeug mit einer Reisegeschwindigkeit von bis zu 650 Stundenkilometern und rund 70 Sitzplätzen gilt als besonders sparsam und leise. (dpa)
SAS: Serie von Bruchlandungen
Die skandinavische Fluggesellschaft fürchtet um ihr Image wegen einer Reihe von Pannen mit Propellermaschinen vom Typ Dash-8 Q400