Berlin. Der Sachverständigenrat – die sogenannten „Wirtschaftsweisen“ – sehen bedeutsame Risiken für die Entwicklung der Konjunktur in Deutschland. Dazu gehören länger andauernde Lieferengpässe sowie ein erneut stark aufflammendes Pandemiegeschehen im Winter, wie aus dem Jahresgutachten hervorgeht, das am Mittwoch, 10. November, in Berlin vorgestellt wird und der „Deutschen Presse-Agentur“ vorab vorlag.
Der Sachverständigenrat will demnach seine Wachstumsprognose für dieses Jahr senken. Die Wirtschaftsleistung werde 2021 um 2,7 Prozent zulegen. Im März hatten die Ökonomen noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 3,1 Prozent gerechnet. Die Bundesregierung erwartet für 2021 ein Wachstum um 2,6 Prozent. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaftsleistung in Deutschland infolge der Pandemie um 4,9 Prozent eingebrochen.
Aussichten für weitere Erholung eingetrübt
Im Vergleich zum Frühjahr hätten sich die kurzfristigen Aussichten für die weitere Erholung eingetrübt, heißt es im Gutachten. „Insbesondere die weltweiten Liefer- und Kapazitätsengpässe treffen die stark in globale Wertschöpfungsketten eingebundene deutsche Industrie. Steigende Energie-, Rohstoff- sowie Transportkosten belasten die Gewinnspannen der Unternehmen und dürften zumindest teilweise auf die Verbraucherinnen und Verbraucher überwälzt werden.“
Die weitere wirtschaftliche Entwicklung unterliege bedeutenden Risiken, heißt es in dem Gutachten. „Erneute umfassende pandemiebedingte Einschränkungen oder länger anhaltende Liefer- und Kapazitätsengpässe könnten die Erholung stärker beeinträchtigen als in der Prognose unterstellt. Wenn die Engpässe aber schneller überwunden werden, eröffnen sich Chancen, dass die aufgestaute Konsum- und Investitionsnachfrage für einen dynamischeren Aufschwung sorgt.“ Für 2022 erwarten die Wirtschaftsweisen einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts um 4,6 Prozent.
Warnung vor anhaltend höheren Inflationsraten
Die weltwirtschaftliche Erholung in diesem Jahr sei von einem Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise begleitet worden. Dies habe mit zu einem deutlichen Anstieg der Verbraucherpreisinflation geführt. Der Sachverständigenrat erwartet in Deutschland für das Gesamtjahr eine Inflationsrate von 3,1 Prozent und von 2,6 Prozent für das Jahr 2022. Allerdings bergen laut Gutachten länger anhaltende Engpässe auf der Angebotsseite, höhere Lohnabschlüsse und steigende Energiepreise das Risiko, dass „eigentlich temporäre Preistreiber“ zu anhaltend höheren Inflationsraten führen könnten. (dpa)