St. Petersburg. Russland will seinen Seehandel bis 2030 auf 1,2 Milliarden Tonnen im Jahr mehr als verdoppeln und misst dabei den Frachtrouten über die Ostsee größte Bedeutung bei. Wie Vertreter der russischen Regierung und der westrussischen Häfen am Donnerstag auf einer Fachkonferenz in St. Petersburg betonten, gelten deutsche Ostseehäfen dabei als wichtige Anlaufstellen. „Die Russen haben großes Interesse, mit ihren Produkten auf den westeuropäischen Markt zu kommen. Wir werden alles dafür tun, damit dies über die Häfen in Mecklenburg-Vorpommern passiert“, sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU), der als Mitglied einer Wirtschaftsdelegation von etwa 60 Unternehmern aus Mecklenburg-Vorpommern an der Konferenz teilnahm.
Als wichtige Voraussetzung für größere Umschlagmengen nannte der Chef der Rostocker Hafenentwicklungsgesellschaft Ulrich Bauermeister die Vertiefung der Zufahrt zum größten Hafen des Lands auf 16,50 Meter. „Das größte Wachstum ist sicher bei den Massengütern zu erwarten, die mit großen Schiffen transportiert werden. Da reichen 13,50 Meter, die wir jetzt bieten, nicht aus. Die Hafenausbaggerung muss in den neuen Bundesverkehrswegeplan, damit wir 2016 loslegen können“, betonte Bauermeister.
Mehr als zwei Drittel der in den Häfen Mecklenburg-Vorpommerns umgeschlagenen Güter laufen über Rostock. Laut Bauermeister macht das Russlandgeschäft dort gut 20 Prozent des jährlichen Umschlags von derzeit etwa 26 Millionen Tonnen aus. Zuwächse erhofft er sich auch im Containertransport von und nach Russland. „Wir haben einen Reeder für die Route und auch die Schiffe. Jetzt müssen wir noch die Waren bekommen“, sagte Bauermister vor den rund 120 Konferenzteilenehmern.
Eisenbahn-Fährverbindung will davon profitieren
Auf zusätzliche Güter und eine bessere Auslastung hoffen auch die Betreiber der im Juni in Betrieb genommenen Eisenbahn-Fährverbindung zwischen Sassnitz auf Rügen und dem russischen Ust-Luga. Es ist die einzige Route nach Westeuropa, auf der Züge mit russischer Breitspur transportiert werden können, maximal 49 Waggons. „Die Entwicklung der Fährlinie ist eine Herkulesaufgabe. Das Potenzial ist auf jeden Fall da. Russland ist ein Bahnland und die Eisenbahnfähre dem Land eine Herzensangelegenheit. Die Bahn in Deutschland ist aber leider raus aus dem Projekt“, erklärte der Chef des Sassnitzer Fährhafens, Harm Sievers.
Seinen Angaben zufolge verkehrt die Eisenbahnfähre bedarfsabhängig einmal pro Woche. Unter anderem werden neue Personenzüge befördert, die Siemens für die Winterolympiade in Sotschi herstellt. Von 38 Zügen mit je fünf Wagen seien 12 transportiert worden. Die Kapazitätsauslastung der bislang 16 Fähranläufe bezifferte Sievers mit 60 Prozent. (dpa/bw)