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Robert Blackburn: "Ich bin ein Nerd"

23.02.2018 08:00 Uhr
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© Foto: BVL

Der neue Vorsitzende des Vorstands der Bundesvereinigung Logistik (BVL) Professor Robert Blackburn im Interview mit der VerkehrsRundschau.

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Seit Jahresanfang ist der neue Vorstandsvorsitzende der BVL im Amt: Professor Robert Blackburn hat die Nachfolge von Professor Raimund Klinkner angetreten. Die VerkehrsRundschau hat ihn zum Interview getroffen.

VerkehrsRundschau: Seit 1. Januar 2018 sind Sie neuer Vorsitzender des Vorstands der BVL. Wie wollen Sie die BVL jetzt weiter nach vorne bringen?
Robert Blackburn: Fest steht: Mit mir wird es keinen Strategiewechsel in der BVL geben. Wie schon immer werden wir im Vorstand die Strategie im Sinne unserer Mitglieder stetig weiterentwickeln. Ich bin seit 2007 BVL-Mitglied, seit 2011 im BVL-Vorstand und war seit Ende 2016 stellvertretender Vorsitzender des Vorstands. Die jetzige Strategie habe ich als Vorstandsmitglied – wie alle anderen Vorstände im Übrigen auch – und stellvertretender Vorsitzender maßgeblich mitgestaltet. Dank der Arbeit meines Vorgängers Raimund Klinkner stehen wir als Verein bestens da. Wir müssen jetzt nur die gleichmäßige Gewichtung und Vernetzung unserer Mitgliedsgruppen, nämlich Industrie, Handel und Logistikdienstleistung, in Deutschland und international stärker vorantreiben, zudem einige Akzente setzen und ein wenig mehr Profil zeigen: Anderen Logistikorganisationen und unseren mehr als 1600 Mitgliedsunternehmen gegenüber, aber auch gegenüber der Politik.

Apropos Profil: Kritiker werfen der BVL vor, zu unpolitisch zu sein. Werden Sie das nun ändern?
Diese Kritik habe ich noch nie von unseren Mitgliedern gehört. Wir sind kein Verband, wir sind ein Verein, deshalb vertreten wir keine Partikularinteressen. Unser Ansatz ist es, dass wir uns für die gesamte Logistik einsetzen – sowohl in Industrie und Handel als auch in der Logistikdienstleistung. Dazu gehört es, immer objektiv und sachlich zu bleiben. In unserer Vision aus dem Jahr 2008 haben wir festgelegt: Objektivität ersetzt Neutralität. Damit sind wir auch politischer geworden im Sinne von Daten, Fakten und Analysen sowie sachlichen Hinweisen und Handlungsaufforderungen an die Politik. Beispiele dafür sind unser 52-Seiten-Thesen-Papier im Jahr 2014, das wir Politik und Wirtschaft in Deutschland und Europa zur Verfügung gestellt haben, oder unser offener Brief im Jahr 2017 an die neu gewählten Mitglieder des Bundestags.

Sie sagen, dass die BVL stärker Akzente setzen müsse. Welche Themen stehen da bei Ihnen explizit auf der Agenda?
Das sind die Themen Digitalisierung sowie der Ausbau der physischen und digitalen Infrastruktur in Deutschland. Hier muss Deutschland massiv nachbessern. Und da zähle ich nicht nur den Breitbandausbau dazu, sondern auch das Narrowband, die deutschlandweite Netz-Abdeckung für Mobilfunk oder die Schaffung eines deutschen Cyber-Raums. Damit meine ich einen Raum, der Rechtssicherheit auf Basis klarer, transparenter Regeln und länderübergreifender Lösungen und Vereinbarungen bietet, beispielsweise mit einer sicheren „German Cloud“.Vor allem aber müssen wir das Thema Bildung angehen.

Was kritisieren Sie am deutschen Bildungssystem?
Das deutsche Bildungssystem ist klasse. Die ganze Welt beneidet uns darum, aber nicht, wenn es um das Thema Digitalisierung geht. Darauf bereitet unser System unsere jungen Menschen nicht vor. In Deutschland lernen sie nur, am Computer schnell zu tippen - und das nicht einmal in englischer Sprache. Ihnen fehlen aber die Medienkompetenz, das Know-how im Umgang mit den sozialen Medien sowie Grundkenntnisse in der Programmierung. Wir müssen unsere Kinder schon im Alter von vier, fünf oder sechs Jahren im Umgang mit Computern und digitalen Medien schulen. Da sind Länder wie die USA, China und Indien sehr viel weiter als wir.

Wird mit Ihnen die BVL auch den Mittelstand stärker in den Fokus rücken?
Ich werde in der Tat auch einen erneuten Fokus auf den Mittelstand legen. Schon bei BASF hatte ich viel mit mittelständischen Lieferanten zu tun. Zudem nehme ich Beirats- und Aufsichtsratsfunktionen in Mittelstandsunternehmen in Deutschland wahr. Insofern weiß ich, dass der Mittelstand sehr viel über die Digitalisierung spricht. Aber die Unternehmen wissen nicht genau, an welchen Themen sie konkret ansetzen sollen – mit der Folge, dass die meisten Mittelständler bei der Digitalisierung noch ganz am Anfang stehen.

Nun meint der deutsche Blogger, Journalist und Strategieberater Sascha Lobo, um bei der Digitalisierung mitspielen zu können, müsse ein Mittelständler tief in die Tasche greifen. Kann das ein Betrieb aus der Logistikbranche überhaupt finanziell leisten?
Von Pauschal-Aussagen halte ich wenig. Das sehe ich differenzierter. Ein mittelständischer Logistikdienstleister muss „lediglich“ drei Themen digitalisieren: die Verbindung zu seinen Kunden, seine internen Abläufe sowie den Überblick darüber, was genau passiert, während Waren von A nach B befördert werden. So gesehen hält sich der Aufwand in Grenzen. Etwas anderes ist das bei einem Hersteller, der die Digitalisierung auch in seine Produkte einbetten muss. Insofern muss ein mittelständischer Produzent für die Digitalisierung ungleich tiefer in die Tasche greifen.

Stichwort Digitalisierung: Dieses Thema macht ja selbst vor dem Deutschen Logistik-Kongress der BVL nicht halt. Was werden Sie tun, damit dieser auch im Zeitalter der sozialen Medien und des Internets für die jüngere Generation attraktiv bleibt?
Mit meinem Bachelor-Abschluss in Computer Science und einem Master-Abschluss zum Thema Künstliche Intelligenz habe ich mich schon sehr früh mit diesen Themen auseinander gesetzt. Insofern kann man sagen: Ich bin ein „Nerd“.

Und wie ticken Nerds?
Nerds wollen sich online austauschen, und das nicht erst, seit es soziale Medien wie Twitter, LinkedIn oder Facebook gibt. Die BVL bietet viele Möglichkeiten: wir setzen verstärkt digitale Tools ein, um die Interaktivität zu erhöhen, zum Beispiel über neue Apps oder unsere Social-Media-Präsenzen und unsere moderne Homepage. Genauso wichtig aber, auch für IT- und Logistik-Nerds, ist der persönliche Austausch miteinander – in den Regionalgruppen, Foren und beim Logistik-Kongress. Dessen Inhalte sind in jedem Jahr an den aktuellen strategischen Themen des Wirtschaftsbereichs Logistik orientiert. Außerdem werden Trends antizipiert, die noch nicht allgemein wahrgenommen werden. So ist und bleibt der Deutsche Logistik-Kongress auch im Zeitalter der Digitalisierung attraktiv.

Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteurin Eva Hassa.

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