Läuten Sie jetzt einen Strategiewechsel ein?

Sie sind neuer Vorsitzender des Vorstands der Bundesvereinigung Logistik. Wie wollen Sie die BVL weiter nach vorne bringen? Fest steht: Mit mir wird es keinen Strategiewechsel in der BVL geben. Ich bin seit 2007 BVL-Mitglied, seit 2011 im BVL-Vorstand und war seit Ende 2016 stellvertretender Vorsitzender des Vorstands. Die jetzige Strategie habe ich als Vorstandsmitglied und stellvertretender Vorsitzender maßgeblich mitgestaltet. Und dank der Arbeit meines Vorgängers Raimund Klinkner stehen wir als Verein bestens da. Wir müssen jetzt nur die gleichmäßige Gewichtung und Vernetzung unserer Mitgliedsgruppen, nämlich Industrie, Handel und Logistikdienstleistung, in Deutschland und international stärker vorantreiben, zudem einige Akzente setzen und ein wenig mehr Profil zeigen: Anderen Logistikorganisationen und unseren mehr als 1600 Mitgliedsunternehmen gegenüber, aber auch gegenüber der Politik. Sie sagen, dass die BVL stärker Akzente setzen müsse. Welche Themen stehen dabei denn explizit auf der Agenda? Das sind die Themen Digitalisierung sowie der Ausbau der physischen und digitalen Infrastruktur in Deutschland. Hier muss Deutschland massiv nachbessern. Und da zähle ich nicht nur den Breitbandausbau dazu, sondern auch das Narrowband, die deutschlandweite Netz-Abdeckung für Mobilfunk, oder die Schaffung eines deutschen Cyber-Raums. Damit meine ich einen Raum, der Rechtssicherheit auf Basis klarer, transparenter Regeln und länderübergreifender Lösungen und Vereinbarungen bietet, etwa mit einer sicheren "German Cloud". Vor allem aber müssen wir das Thema Bildung angehen. Die ganze Welt beneidet uns indes um das deutsche Bildungssystem. Aber nicht, wenn es um das Thema Digitalisierung geht. Denn darauf bereitet unser Bildungssystem unsere jungen Menschen nicht vor. In Deutschland lernen sie nur, am Computer schnell zu tippen - und das nicht einmal in englischer Sprache. Ihnen fehlen aber die Medienkompetenz, das Know-how im Umgang mit den sozialen Medien sowie Grundkenntnisse in der Programmierung. Wir müssen unsere Kinder schon im Alter von vier, fünf oder sechs Jahren im Umgang mit Computern und digitalen Medien schulen. Da sind Länder wie die USA, China und Indien sehr viel weiter als wir. Das Thema Digitalisierung macht selbst vor dem Deutschen Logistik-Kongress der BVL nicht halt. Was werden Sie tun, damit dieser auch im Zeitalter des Internets für die jüngere Generation attraktiv bleibt? Mit meinem Bachelor-Abschluss in Computer Science und einem Master-Abschluss zum Thema Künstliche Intelligenz habe ich mich schon früh mit diesen Themen auseinandergesetzt. Insofern kann man sagen: Ich bin ein "Nerd". Und wie ticken Nerds? Nerds wollen sich online austauschen, und das nicht erst, seit es soziale Medien wie Twitter, LinkedIn oder Facebook gibt. Die BVL bietet viele Möglichkeiten: Wir setzen verstärkt digitale Tools ein, um die Interaktivität zu erhöhen, etwa über Apps oder unsere Social-Media-Präsenzen und unsere Homepage. Genauso wichtig aber, auch für IT- und Logistik-Nerds, ist der persönliche Austausch - in den Regionalgruppen, Foren und beim Logistik-Kongress. Dessen Inhalte sind in jedem Jahr an den aktuellen strategischen Themen des Wirtschaftsbereichs Logistik orientiert. Zudem werden Trends antizipiert, die noch nicht allgemein wahrgenommen werden. So ist und bleibt der Deutsche Logistik-Kongress auch im Zeitalter der Digitalisierung attraktiv. Stabwechsel bei der BVL Seit 1. Januar 2018 ist Robert Blackburn neuer Vorsitzender des Vorstandes der Bundesvereinigung Logistik (BVL). Sein Vorgänger in diesem Gremium war Raimund Klinkner. Robert Blackburn ist außerdem Multi-Aufsichtsrat und Interims-CEO. Zuvor war er Vorstand der Hoffmann SE in München und unter anderem in dem Chemiekonzern BASF President des Bereichs Supply Chain Operations & Information Services. eh

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