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Rettung für Speditionen: Wie Sanierungsexperten Transportunternehmen wieder zukunftsfit machen

26.02.2025 14:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
Sanierungsexperte Daniel M. Giel im VerkehrsRundschau-Interview
Sanierungsexperte Daniel M. Giel im VerkehrsRundschau-Interview
© Foto: Abagonia GmbH

Was hilft, wenn ein Transportunternehmen in die Schieflage rutscht? Ein Interview mit Sanierungsberater Daniel M. Giel, Gründer und Geschäftsführer der Speditionsexperten in Köln.

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Herr Giel, Sie sind Sanierungsberater. Aktuell rutschen viele kleine und mittelständische Transport- und Speditionsbetriebe in die Schieflage. Warum?

Das Problem ist, dass in den Unternehme im Moment überall die Fixkosten steigen, während ihre Auslastung immer mehr sinkt. Und die Auslastung wird wohl auch auf unten bleiben. Deshalb versuchen viele Firmen Umsatz, also Liquidität, reinzuholen, ohne zu beachten, ob diesem Umsatz auch ein positiver Ertrag entgegensteht. Die Folge ist, dass vielerorts Betriebe schon wieder zu jedem Preis fahren, nur um ihre laufenden Kosten wie etwa Tankkarten, Personal-Entgelte und Leasingraten bezahlen zu können.

Eine Umsatzrendite von beispielsweise fünf Prozent bedeutet in einem Transportunternehmen aber: In einem Monat mit 20 Arbeitstagen braucht es an 19 Einsatztagen hintereinander einen positiven Deckungsbeitrag, um alle Kosten zu decken. Und zwar Lkw für Lkw. Wenn dann nur eine einzige profitable Relation wegfällt, wird es gefährlich. Denn die hohen Fixkosten, die rund zwei Drittel der Gesamtkosten ausmachen, fallen ja weiter an.

Was sollte also jeder Unternehmer jetzt dringend tun?

Entscheidend ist, dass ein Unternehmer einmal im Monat jeden Lkw, jede Tour und jeden Deckungsbeitrag analysiert. Es muss klar sein, welcher Lkw mit welchem Kunden auf welcher Tour gutes Geld verdient, und welcher Lkw weniger verdienst. Ändert sich etwas, kann ein Unternehmer so sofort mit sinnvollen Maßnahmen gegensteuern, bevor es Auswirkungen auf das Ergebnis hat. Wer das beherzigt, dem kann nichts passieren.

In den typischen betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA) aus der Buchhaltung oder vom Steuerberater ist das auf den ersten Blick nicht immer erkennbar. Die sind natürlich auch gut, aber eben nur, solange das Geschäft gut läuft. Verschlechtert sich das Ergebnis, sind aggregierte Konten für Kfz-Kosten, Lkw-Maut oder auch Umsatz wenig hilfreich. Derweil türmen sich die laufenden Kosten zu einer Welle auf. Wenn dann die BWA wegen einer Dauerfristverlängerung beim Finanzamt erst zwei Monate nach der Ursache für das schlechte Ergebnis kommt, ist bereits viel Geld weg.

Wie eingangs gesagt, beraten Sie unter anderem auch Firmen, die in die Schieflage gerutscht sind. Wie viel Prozent solcher Sanierungsfälle können Sie retten?

Das hängt vom Zeitpunkt ab. Wenn sich ein solches Unternehmen früh genug an uns wendet, liegen die Chancen, bei fast 100 Prozent. Früh genug heißt: erste Kunden brechen weg, und die BWA wird schlechter.  Kritisch wird es, wenn die ersten Mahnungen kommen und insbesondere bei ersten Pfändungen. Zu spät ist es, wenn das Unternehmen keine Liquidität mehr hat. Fakt ist aber, dass die meisten Betriebe zu uns zu spät kommen.

Was tun Sie, um solche Unternehmen wieder zukunftsfit zu machen?

Wir prüfen dafür – sehr vereinfacht formuliert – was macht das Unternehmen stark, was schwächt es? Die Stärken gilt es dann auszubauen und die Schwachstellen zu schließen. Im Kern geht es aber auch da immer um die Auslastung, also die Verteilung der Kosten auf die bezahlte Transportleistung und die bezahlte Zeit. Dabei geht es aber weniger um höhere Frachten oder Kostensenkung. Auch wenn unsere Unternehmensberatung natürlich eine gute Übersicht über Beschaffungspreise hat und hier oft sogenannte „Quick-Wins“ realisieren kann.

Sie sagen, dass es im Kern immer um die Auslastung geht. An welchen Stellschrauben kann ein Transportunternehmer hier drehen, wenn das Auftragsvolumen mau ist?

Statt eine derzeit eher schwierige Preisverhandlung mit einem Kunden zu führen, könnte ein Transportunternehmer mit diesem klären, ob bei diesem die Lkw-Beladung vielleicht früher erfolgen könnte. Vorteil wäre, dass man so den Berufsverkehr vermeidet und so Lenkzeit gewinnt. Und in dieser gewonnenen Lenkzeit ist vielleicht sogar eine zusätzliche Ladung für einen anderen Kunden möglich. Bei konstanten Fixkosten könne man so recht einfach der Umsatz erhöhen.

Und wenn das alles nichts hilft, sprich die Tour defizitär bleibt?

Es kann immer mal der Fall sein, dass eine Tour für ein bestimmtes Unternehmen nicht auskömmlich oder gar defizitär ist. Das heißt aber nicht, dass sich diese Tour vielleicht nicht für einen anderen Unternehmer lohnt.  Deshalb kann ich jedem Transportunternehmer nur raten: Streichen Sie die Tour nicht einfach, sondern suchen Sie nach einem solchen Subunternehmer: Da bei dem Verkauf der Tour gar keine Kosten anfallen können, kann also aus einer eigentlich schlechten Tour noch ein Gewinnbringer werden. Schritt für Schritt verschieben sich so Touren und Lkw von vormals negativen zu immer positiveren Deckungsbeiträgen. Das Unternehmen kann gesunden.

Kompliziert wird es allerdings, wenn ein Unternehmen hohe Verbindlichkeiten aufgebaut hat. Denn dann gilt es zu klären, mit welchem zukunftsfähigen Geschäft verdient die Firma in den nächsten Jahren überhaupt noch ihr Geld, und gleichzeitig muss sie ihre Schulden reduzieren. Letztlich hat man aber immer eine gute Chance als angeschlagenes Unternehmen. Wie gesagt, wenn sich der Unternehmer frühzeitig darum kümmert. 

Das Interview führte Eva Hassa, Redakteurin Verkehrsrundschau

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