Berlin. Fünf Verbände der maritimen Wirtschaft haben der Bundesregierung eine Vernachlässigung der Interessen der Branche vorgeworfen. So habe man im Koalitionsvertrag ein Programm zur Förderung des Flüssiggases LNG verabredet, doch zur Halbzeit der Wahlperiode sei nicht geschehen, kritisierte Ralf Nagel, Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Reeder (VDR). In Finnland und Frankreich etwa würden Einbau und Nutzung der LNG-Technologie durch Ko-Finanzierungen unterstützt.
Nagel, der früher unter anderem beamteter Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium war, forderte den vollständigen Einbehalt der Lohnsteuer unter deutscher Flagge. Außerdem sollten zukünftig nicht mehr bis zu vier sondern maximal zwei deutsche beziehungsweise europäischen Seeleute unter deutscher Flagge vorgeschrieben sein. Das würde die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Flagge im europäischen Vergleich wenigstens angleichen, so Nagel.
Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) verwies auf das steigende Güterverkehrsaufkommen in den kommenden Jahren. Dafür sei Deutschland nicht gerüstet, urteilte Hauptgeschäftsführer Daniel Hosseus. „Es muss endlich gebaut werden“. Da der Bund die Verkehrsinvestitionen steigere, müssten jetzt die Planungskapazitäten bereitgestellt werden. Der Verband Schiffbau und Meerestechnik (VSM), der Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere (VDKS) und der Zentralverband Deutscher Schiffsmakler (ZVDS) verwiesen mehrfach auf Zusagen aus dem Koalitionsvertrag. Darin heißt es unter anderem: „Wir werden die maritime Wirtschaft stärken, Deutschland weiter zu einem maritimen Hightech-Standort ausbauen und die Nationalen Maritimen Konferenzen fortführen“. (jök)