Berlin. Die amtierende Bundesregierung denkt offenbar über den Verkauf der DB-Tochter Schenker nach. Wie verschiedene Medien berichten, gehe das aus einem Schreiben des Finanzministeriums hervor, das der Nachrichtenagentur „Reuters“ vorliegt. In dem Schreiben an den Haushaltsausschuss des Bundestages heißt es demnach, „dass eine Komplett- oder Teilveräußerung beispielsweise der Schenker AG durchaus wieder aufgegriffen werden könnte“.
Der Haushaltsauschuss hatte das Ministerium nach möglichen Plänen gefragt, wie die Deutsche Bahn weiterentwickelt und finanziell stabilisiert werden könnte, nachdem die Regierung der DB eine Geldspritze in Höhe von 2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt hatte. Nach Informationen des Fernsehsenders „n-tv“ sympathisieren die möglichen Koalitionspartner der neuen Regierung, FDP und Grüne, schon länger mit einem Verkauf der Speditionssparte und auch in der Union soll es Befürworter geben.
Verkaufspläne gab es schon 2015
Eine Sprecherin des Finanzministeriums bestätigte die Existenz des Schreibens gegenüber „Reuters“. Inhaltlich sei aber das Bundesverkehrsministerium für den Bericht zuständig heißt es in Medienberichten. Der Bahn-Vorstand selbst hatte bereits den Teilverkauf oder Börsengang von Schenker ins Auge gefasst, nachdem der Konzern für 2015 einen Milliardenverlust ausgewiesen hatte und die Verschuldung die Marke von 20 Milliarden Euro zu überschreiten drohte.
Die Pläne wurden zunächst fallengelassen, als die Bundesregierung den Konzern mit über zwei Milliarden Euro unter die Arme griff. Der neue Bahnchef Richard Lutz hatte laut „n-tv“ erst am Montag Schenker als eine integralen Bestandteil des Konzerns bezeichnet.
Verkauf von Schenker bleibt eine Option
Bei den möglichen Koalitionspartnern Union, FDP und Grüne wird dem Nachrichtensender zufolge jedoch eine umfassende Bahnreform einschließlich des Verkaufs von Schenker erwogen und offen gefordert. Die Kapitalspritze aus Steuermitteln habe auch bei Unionspolitikern für Unmut gesorgt. Daher sollte dem Ausschuss ein Bericht mit Möglichkeiten zur finanziellen Stabilisierung des Konzerns vorgelegt werden.
In diesem werde nun gewarnt, dass Konzern bei steigenden Zinsen am Kapitalmarkt angesichts seiner hohen Verschuldung erneut in Bedrängnis geraten könnte. Ein Verzicht auf Investitionen sei aus Sicht der Bundesregierung keine Option, heißt es. Es bestehe aber die Möglichkeit, Unternehmensteile zu verkaufen. Im Anschreiben an den Haushaltsausschuss werde die Option des Verkaufs von Schenker noch einmal hervorgehoben.
Der Wert der DB-Spedition war laut „Reuters“ vor zwei Jahren auf etwa vier bis fünf Milliarden Euro geschätzt worden. (jt)