Bremen. „Zwei Jahre Wachstumsraten mit vier bis fünf Prozent jährlich fehlen", sagte Thomas Mackenthum, Vorstandsvorsitzender des „Bremer Rhedervereins", unmittelbar im Anschluss der Mitgliederversammlung im Bremer World Trade Center. In Anbetracht der wohl größten Krise der internationalen Seeschifffahrt seit Ende des 2.Weltkrieges sei man im Unterwesergebiet „vergleichsweise glimpflich" davongekommen, die Talsohle mittlerweile durchschritten. Mit 400 gemanagten Schiffen in Bremen liege man heute schon um 50 Schiffe höher als im Vorjahr.
Ein Vier-Punkte-Programm habe für Stabilität im schweren Fahrwasser" gesorgt, so Vereinsgeschäftsführer Robert Völk.: „Viele bestellte Schiffe wurden gecancelt, etliche Schiffe umgewandelt (zum Beispiel vom Containerschiff zum Bulker), einige Neubauten auf spätere Jahre verschoben und nicht zuletzt das sogenannte „slow steaming" forciert. Diese „verlangsamte Fahrt" um ca. 30 Prozent sorgt für eine Kostenersparnis von täglich etwa 50 Prozent an Bunkerkosten."
Thomas Mackenthum kommentierte: „Schifffahrt ist nicht nur eine zyklische Industrie sondern auch ein Sekundärmarkt, der von den primären Im- und Exportgeschäften abhängt. Hier muss als man Reeder kreativ agieren." Auch das laufende Jahr wird nach Aussage der Bremer Reeder insbesondere für die Containerschifffahrt schwierig – aufgrund von Unterauslastung könnten Betriebskosten und laufende Tilgung von Schiffskrediten häufig noch nicht erwirtschaftet werden.
In Bremen nur wenige aufgelegte Schiffe wegen fehlender Fracht
Während weltweit 620 Schiffe vorübergehend aufgelegt waren wegen fehlender Fracht, waren es in Bremen nur zurückhaltende 13 Schiffe", so Mackenthum. Letztere seien zudem mittlerweile alle wieder in Fahrt. Aktuell gebe es 93 Neubestellungen Bremer Reeder, davon allein ein Drittel Bulker.
Bremen ist der zweitgrößte Reedereistandort Deutschlands mit rd. 35 Reedereien. Die Märkte: 28 Prozent Containerschiffe, 1/6 Tanker, 1/6 Schwergut und das restliche 1/4 Schlepper, Forschungsschiffe & Co. Die Containerschifffahrt komme, so Mackenthum weiter, trotz starker Rückgänge schneller als erwartet aus dem Tal, die Tankschifffahrt werde etwas zeitversetzt das „Auftragsloch" hinter sich haben, da die Lager noch zuvor ordentlich aufgefüllt worden seien.
Die aktuellen TEU-Auslastungen im Containerbereich geben allerdings ein weiteres anschauliches Bild der Krise: „Während ca. 1,75 Mio. TEU Ablieferung geplant gewesen seien, sind es momentan etwa 1 Mio. TEU weniger", so Mackenthum.
Zuversicht: Zunehmende Markterholung erwartet
Der Verbandsvorsitzende und Geschäftsführende Gesellschafter der Hanseatic Lloyd Reederei GmbH & Co. KG blickt jedoch nach eigenen Worten wieder deutlich zuversichtlicher und in Erwartung einer zunehmenden Markterholung auf die Tagesgeschäfte der kommenden Jahre. Dafür generell unerlässlich sei allerdings der Erhalt der Tonnagesteuer, betonte der Vorsitzende Thomas Mackenthum. Mit 18 Prozent bereederter Bremer Schiffe unter deutscher Flagge sei man voll im Soll.
Mackenthum legte im Rahmen der Pressekonferenz des Rhedervereins abschließend besonderen Wert auf die Feststellung der weiter hohen Ausbildungsquote Bremer Reeder trotz andauernder Krise: „Rund 500 junge Leute werden von den Reedereien an Land oder auf See ausgebildet, die Betriebe beschäftigen über 1000 qualifizierte Fachkräfte sowie etwa 8.000 Seeleute." (hjw)