Raus aus der Dieselpreis-Spirale

Seit Jahren war der Preis für Rohöl nicht mehr so hoch. So stieg am 17. Mai 2018 der Preis für ein Barrel (159 Liter) Brent seit November 2014 erstmals wieder auf über 80 US-Dollar. Auch an der Tankstelle zahlen alle wieder spürbar mehr. Wird 2018 ein teures Jahr für Transporteure und Spediteure? Gefährliche Entwicklung Seit einem Jahr sind die Dieselpreise deutlich gestiegen. Demnach kletterte im Mai 2018 laut ADAC der Durchschnittspreis für einen Liter Diesel auf durchschnittlich 127,7 Cent. Noch vor einem Jahr lag er im Mai bei durchschnittlich114,4 Cent. Problematisch sind die Schwankungen: Wer zum Beispiel morgens tankt, bezahlt deutlich mehr als am Abend. Und am Dienstag und Mittwoch liegen die Preise in der Regel niedriger als am Montag oder am Freitag. Dem Bundesverband Güterkraftverkehr und Logistik (BGL) zufolge sind die Dieselkosten von April 2017 bis April 2018 um 3,2 Prozent gestiegen. "Für kleinere Transport- und Speditionsunternehmen ist diese Entwicklung gefährlich, wenn sie für ihre Fremdtankungen nicht über Vereinbarungen konstanter Abnahmepreise in vereinbarten Zeiträumen mit ihrem Dieselkarten-Anbieter verfügen, was häufig der Fall ist ", warnt deshalb Ernst Mäußler, Geschäftsführer der Mittelstandskooperation KoLoS. Viele Transportdienstleister hätten zwar mittlerweile, weiß er, Dieselpreis-Gleitklauseln mit ihren Verladern vereinbart - in der Regel allerdings nicht auf Tages-, sondern auf Drei-Monats-Basis. Ein Transporteur könne aber höhere Dieselpreise nie sofort an den Verlader durchreichen, sondern müsse sie vorfinanzieren - schlimmstenfalls mit Kontokorrentkredit. "Und das wird dann richtig teuer für ihn", mahnt Mäußler. Besser wären kürzere Zeiträume bis zu einem Tages-Floater. Jeder Unternehmer sollte deshalb, empfiehlt der KoLoS-Geschäftsführer, dem Thema Dieselpreise dringend Priorität einräumen. Das beginnt beim Einkauf über die Auswahl des Dieselanbieters beziehungsweise entsprechender Karten, die zum Tankverhalten des Unternehmens passen. Und geht dann über die Nachkontrolle, ob das Fahrpersonal die Karten wie vorgesehen einsetzt bis hin zur Rechnungsprüfung. Es hört auch nicht bei der ständigen Schulung des Fahrpersonals zum kraftstoffsparenden Fahren auf. "Die Dieselkosten sind ein großer Kostenblock. Bei einem Fernverkehrs-Lkw mit jährlich 145.000 Kilometern Laufleistung können sich diese schnell auf 45.000 Euro belaufen", rechnet Jutta Meyer, Prokuristin bei der SVG Bundes-Zentralgenossenschaft in Frankfurt/Main, vor. Damit liege im Fernverkehr der Dieselkosten-Anteil bei rund 23,8 Prozent der Vollkosten beziehungsweise 56,4 Prozent der variablen Kosten. Bis zu zehn Prozent Ersparnis sind drin Trotzdem weiß Meyer aus langjähriger Erfahrung, dass immer noch zu wenige Transportbetriebe die Entwicklung ihrer Dieselkosten regelmäßig kontrollieren. Dabei ließen sich so, konsequent umgesetzt, gut zehn Prozent der jährlichen Dieselkosten einsparen. "Am besten, Sie stellen dafür einen kommunikativen Mitarbeiter in der Buchhaltung oder im Controlling ab", rät sie. Dieser müsse regelmäßig das Tankverhalten der Lkw-Fahrer überprüfen, sagt Meyer. Die SVG habe für SVG-Karten-Nutzer das SVG-Portal www.mySVG.de entwickelt, mit dem diese nachvollziehen können, wo und zu welchen Konditionen ihre Fahrer getankt haben. Wichtig sei auch der stetige Preisvergleich. Eben dafür gebe es heute viele hilfreiche Apps, um die günstigste Tankstelle zu finden. "Achten Sie aber darauf, dass die so erzielte Kostenersparnis nicht durch unnötige Umwegkilometer aufgefressen wird", mahnt sie. Und es gibt noch viele andere Hebel, die auch kleinere Transportbetriebe umsetzen können, weiß Meyer (siehe Kasten rechts). Auch der Ladungsverbund Elvis AG, Alzenau, will seinen Mitgliedsfirmen helfen, Geld beim Tanken zu sparen. So startete Elvis in Kooperation mit dem Mineralölhändler Hoyer das Tankstellen-Netz Fuel Net. Für Hoyer habe gesprochen, dass dies - wie die Elvis-Mitgliedsfirmen auch - ein inhabergeführtes Unternehmen sei, sagt Christine Platt, Prokuristin bei Elvis (siehe Kasten oben). "Da waren wir gleich auf Augenhöhe und konnten mit Hoyer für unsere Mitglieder die beste Lösung auf den Weg bringen." Neben den in der Regel deutlich niedrigeren Dieselkosten - der gesamte Elvis-Verbund bringt da laut Platt einen Bedarf von rund 600 Millionen Litern ein - birgt Fuel Net auch folgenden Vorteil: Unternehmen können ihre eigene Betriebstankstelle ebenfalls in das Fuel Net einbringen. Hoyer hat dafür unterschiedliche Betreibermodelle entwickelt: "Die Betriebstankstelle, die häufig nur als Kostentreiber gesehen wird, kann so ein echter Erlösbringer werden", macht Platt den Unternehmen Mut, bei Fuel Net mitzuwirken. Wichtig sei vor allem die Lage. Aber auch der ausreichend Platz für Fremd-Tanker müsse vorhanden sein. Schon jetzt hätten sich einige Elvis-Mitglieder zu diesem Schritt entschlossen - 80 weitere Mitglieds-Tankstellen werden derzeit auf ihre Eignung geprüft. Spritpreise per App vergleichen Wem das alles nicht schnell genug geht, der hält sich am besten an den Rat des Automobilclubs ADAC. Der hat nämlich in einer Untersuchung Folgendes herausgefunden: " Morgens um fünf Uhr ist Tanken am teuersten, die günstigste Zeit für einen Stopp an der Zapfsäule ist zwischen 21 und 22 Uhr. Dazwischen sinkt der Preis schrittweise ab, durchbrochen von zwei Preisspitzen, eine von 12 bis 13 Uhr und eine von 17 bis 18 Uhr. Im Internet können Unternehmer die Dieselpreise sogar minutengenau abrufen und vergleichen: Per App "ADAC Spritpreise" oder auf der Seite www.adac.de/tanken. Mehr zum Thema im Dossier "Unternehmensführung" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Praxislösung So spart die Elvis AG ihren Mitgliedsfirmen Dieselkosten Seit Anfang 2018 ist das Tanknetz "Elvis Fuel Net" der Elvis AG in Betrieb. An europaweit 1000 Tankstellen können die Mitglieder des Verbunds damit günstig tanken, führt Christine Platt, Prokuristin bei Elvis, aus. Ein Unternehmen mit 60 bis 80 Lkw könne dadurch im Jahr durchaus 100.000 Euro einsparen. Gleichzeitig seien aber für eine flächendeckende Dieselversorgung in Europa nach wie vor etablierte Tankkartenanbieter wie DKV für den Verbund wichtig.Kooperationspartner für Fuel Net ist die Wilhelm Hoyer GmbH & Co. in Visselhövede. An rund 300 Hoyer- und 700 Akzeptanztankstellen gelten damit für Mitglieder, die in Besitz der Elvis-Hoyer-Card sind, Sonderkonditionen beim Tanken. Berechnungsgrundlage ist in Deutschland der Oil Market Report (O.M.R.). Bei dem O.M.R.-Preis handelt es sich um einen Durchschnittswert, der meist unter dem Preis an der öffentlichen Tankstelle liegt. Laut Platt habe dies vor allem aber den Vorteil, dass Fahrer damit unabhängig vom Zapfsäulenpreis seien und jederzeit bei Bedarf die Tankstelle im Fuel-Net-Netz anfahren können.Elvis selbst verdient an dem neuen Tankstellennetz Fuel Net im Übrigen keinen Euro, sagt Platt."Das ist ein Service ausschließlich für unsere Mitgliedsfirmen, der in ihrem Mitgliedsbeitrag inkludiert ist." eh Experten-Tipp Dieselkosten: Schnell gespart - Tanken Sie bewusst: Überprüfen Sie regelmäßig, zu welcher Zeit und an welchem Ort Ihre Fahrer tanken. Damit lassen sich mindestens 10 Cent pro Liter einsparen.- Tanken Sie nur an den rabattierten Tankstellen Ihres Tankkarten-Anbieters, nicht an Tankstellen des Akzeptanznetzes ...- Achten Sie nicht nur darauf, welche Rabatte Ihnen die Tankkarten-Anbieter offerieren, sondern lesen Sie auch deren Vertragsbedingungen. Dort können sich versteckte Kostentreiber wie Service-Gebühren, Mindestmengen oder begrenzte Rabattzeiträume verbergen- Tanken Sie nicht zwischen fünf und neun Uhr. Da sind die Preise am höchsten. eh Jutta Meyer, Prokuristin bei der SVG Bundes-Zentralgenossenschaft Straßenverkehr in Frankfurt/Main

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