Frankfurt/Bonn. Die Deutsche Post hält ein höheres Briefporto für gerechtfertigt. „Im europäischen Durchschnitt kostet ein Brief 80 Cent. Das wäre sicher auch im wirtschaftlich stärksten Land Europas zu verkraften”, sagte Konzernvorstand Jürgen Gerdes der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Donnerstag). Der Brief sei in Deutschland „immer noch sehr preiswert”. Derzeit kostet es in Deutschland 70 Cent, einen Standardbrief zu verschicken.
Das Porto für den Versand eines Standardbriefs innerhalb Deutschlands war zuletzt zum 1. Januar 2016 um acht auf 70 Cent gestiegen. Es war der vierte Anstieg innerhalb von drei Jahren. Erst Anfang 2013 waren die Kosten für einen Standardbrief von 55 Cent auf 58 Cent gestiegen, ein Jahr später auf 60 Cent. Anfang 2015 wurde das Porto um weitere zwei Cent auf 62 Cent erhöht. Die Post, die sich als Marktführer alle Preise im lizenzierten Briefbereich bis 1000 Gramm von der Bundesnetzagentur genehmigen lassen muss, hatte sich damals auch verpflichtet, das Porto für alle Briefprodukte bis einschließlich 2018 stabil zu halten. Wie hoch das Briefporto maximal sein darf, wird über eine Formel berechnet, die auf der Inflationsrate basiert. Als Maßstab gelten dabei seit 2015 Profite, die Postdienstleister in anderen Staaten Europas erwirtschaften können.
BIEK übt Kritik
Die Aussicht auf eine weitere Portoerhöhung ruft den Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK) auf den Plan. Dessen Vorsitzender Florian Gerster bezeichnet die Aussage von Post-Konzernvorstand Gerdes als anmaßend. Mit der Anpassung der Postentgeltregulierungsverordnung im vergangenen Jahr habe die Bundesregierung der Deutschen Post die Möglichkeit gegeben, die Briefportopreise nach Belieben anzuheben. Eine weitere Portoerhöhung zu Lasten der Verbraucher sei jedoch durch nichts zu rechtfertigen. Aus diesem Grund fordere der Verband die Bundesregierung zum wiederholten Male auf, die Änderung der Postentgeltregulierungsverordnung zurückzunehmen. (dpa/sno)