Berlin. Der Tarifkonflikt beim Berliner Briefdienstleiter PIN ist eskaliert. Rund 230 Zusteller traten am Dienstag in einen unbefristeten Streik, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. 200 von ihnen waren am Montag von ihrem Arbeitgeber für zwei Tage ausgesperrt worden. Sie dürfen nicht arbeiten und bekommen auch keinen Lohn.
Die PIN AG bestätigte am Dienstag, dass der bislang befristete Streik „durch Aussperrung in dem durch die Rechtsprechung gebilligten Umfang beantwortet wurde”. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit sei beachtet worden, die Dauer der Aussperrung entspreche der Dauer des Streiks, teilte das Unternehmen mit.
Verdi-Verhandlungsführer Roland Tremper kritisierte, mit der Aussperrung richte sich das Unternehmen „direkt gegen die Mehrheit der seit vielen Jahren im Unternehmen tätigen Stammbelegschaft”. Zugleich würden die etwa 250 befristet beschäftigten Zusteller unter Druck gesetzt.
Verdi hatte 10,5 Prozent mehr Einkommen gefordert, zuletzt seien aber nur 2,5 Prozent angeboten worden. „Das ist unverschämt”, sagte Tremper. Unter diesen Voraussetzungen werde Verdi die Tarifverhandlungen nicht fortsetzen.
PIN-Vorstandschef Axel Stirl warf Tremper vor, sich in dem Unternehmen nur für die Interessen der Zusteller einzusetzen. Die Tarifforderung spalte das Unternehmen mit seinen insgesamt rund 1100 Mitarbeitern. Das jüngste Arbeitgeberangebot liege „im Volumen nahe bei der Forderung der Gewerkschaft”, schrieb Stirl an Tremper in einem Brief vom 9. Dezember, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Nur auf dessen Basis „kann eine Einigung gefunden werden”, fügte er hinzu.
PIN befördert in der Hauptstadt laut Verdi täglich etwa 380.000 Sendungen, darunter die gesamte Berliner Behördenpost. Tremper appellierte an den Senat von Berlin, „die Fortführung des Vertrages mit der PIN AG streng zu prüfen. Solch ein Arbeitgeberverhalten darf durch den Senat von Berlin nicht auch noch gefördert werden.” (dpa)