Unweit des Frankfurter Flughafens soll noch in diesem Jahr mit dem Bau der bislang weltgrößten Produktionsanlage für synthetisches Flugbenzin begonnen werden. Der Betreiber Ineratec will dabei die Infrastruktur des Chemie-Industrieparks Frankfurt-Höchst nutzen und das dort anfallende Kohlendioxid (CO2) zusammen mit Wasserstoff aus Grünstrom für die Produktion des E-Fuels verwenden.
Mit einer geplanten Jahreskapazität von 3500 Tonnen Kerosin-Vorprodukt ist die Anlage rund zehn Mal so groß wie das Ineratec-Pilotprojekt im niedersächsischen Werlte. Das Unternehmen aus Karlsruhe investiert im Industriepark rund 30 Millionen Euro, wie Geschäftsführer Philipp Engelkamp am Donnerstag in Wiesbaden sagte.
In einem Teilbereich wird in einem Forschungsprojekt des Kompetenzzentrums für Klima- und Lärmschutz im Luftverkehr (CENA) simuliert, dass der Grünstrom wie bei Windkraftanlagen nur in natürlichen Schwankungen verfügbar ist.
Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) bekräftigte die Notwendigkeit klimaneutraler Kraftstoffe für den Luft- und Seeverkehr. Eine direkte Elektrifizierung wie bei Autos sei auf der Langstrecke noch über Jahrzehnte aus technischen Gründen nicht möglich. Die Mengen aus der Pilotanlage reichten aber auch bei weitem nicht aus, den Bedarf am Frankfurter Flughafen zu decken, der mit gut 4,7 Millionen Tonnen Kerosin pro Jahr rund ein Viertel des gesamten Energiebedarfs in Hessen ausmache. Es gehe darum, Erfahrungen für die Massenproduktion zu sammeln.
Diese Produktion soll nach Engelkamps Worten perspektivisch in Regionen der Welt stattfinden, in denen erneuerbare Energie in großen Mengen und zu sehr geringen Kosten zur Verfügung steht, etwa in Wüsten. Angestrebt werde ein Preis von etwa einem Euro pro Liter. Momentan kostet synthetisches Kerosin noch ein Vielfaches des fossilen Produkts.
Power-to-Liquid-Kerosin (PtL) darf in herkömmlichen Flugzeugmotoren verbrannt und bis zur Hälfte dem fossilen Kerosin beigemischt werden. In Deutschland gilt ab 2026 eine Beimischungsquote von 0,5 Prozent, die bis 2030 auf 2,0 Prozent steigt. In der EU gibt es noch keine entsprechenden Vorgaben, aber entsprechende Pläne in dem Kommissionsvorschlag «Fit for 55» zur Klimawende. (ste/dpa)