Luxemburg. Der 72-jährige Paul Helminger ist von den Mitgliedern des Gremiums zum neuen Verwaltungsratschef der Frachtfluglinie Cargolux gewählt worden. Er folgt Albert Wildgen, der im November das Amt zeitgleich mit dem Ausstieg von Qatar Airways bei Cargolux niederlegte. Die katarische Gesellschaft hielt 35 Prozent der Anteile an der Frachtlinie, die inzwischen vom Luxemburger Staat zurückgekauft worden sind.
Die Wahl von Helminger erfolgte nicht einstimmig von den Mitgliedern des Kontrollgremiums, da einige Gewerkschaftsvertreter nach Informationen der VerkehrsRundschau sich bei seiner Wahl enthielten. Sie werfen ihm vor, bei der Auseinandersetzung mit dem früheren Anteilseigner Qatar Airways die Position der Katarer einseitig zum Schaden des Luftfrachtstandorts Luxemburg und von Cargolux unterstützt zu haben. Die Pläne sahen die Verlagerung von Teilen der technischen Flugzeugwartung vom Luxemburger Flughafen Findel in Niedriglohnstandorte sowie die Auslagerung eines Teils der Flotte nach Katar im Rahmen eines Kostensenkungsprogramms vor.
Mit diesen Vorstößen war Qatar Airways am Widerstand der Belegschaft von Cargolux, der örtlichen Gewerkschaften und teilweise auch der politischen Parteien im Großherzogtum gescheitert, was zum Rückzug der Araber vergangenen November führte.
Aufgabe: Suche nach passendem Investor
Paul Helminger , der zuvor Bürgermeister von Luxemburg-Stadt war und derzeit Aufsichtsratschef von Cargolux-Hauptaktionär Luxair ist (43,4 Prozent), steht vor schwierigen Aufgaben. So muss er in Absprache mit der Regierung und dem aktuellen Management der Frachtlinie einen neuen Käufer für das bisher von Qatar Airways gehaltene und vom Staat zurückgekaufte 35-prozentige Anteilspaket finden. Im Gespräch sind hier, internen Quellen zufolge, mehrere Interessenten. Das Spektrum reicht von der chinesischen Fluglinie HNA-Gruppe (Hainan Airlines), über die russische Air Bridge Cargo, die japanische Nippon Cargo Airlines bis zu einem US-Finanzkonsortium. Zudem soll Air France-KLM-Martinair angeklopft haben sowie eine Airline aus Aserbeidschan. Zudem müssen unter der Regie von Helminger die Weichen bei Cargolux gestellt werden, um die sich auftürmenden Verluste der Gesellschaft schrittweise zu verringern. Nach Angabe von Cargolux-Sprecherin Martine Scheuren besteht die Flotte ihrer Airline derzeit aus 17 Frachtjumbos, darunter sind sechs fabrikneue Boeing 747-8F. (hs)