Paris. Mit Investitionen von mehr als 3 Milliarden Euro bis 2020 will der Pariser Flughafenbetreiber Aéroports de Paris (ADP) den bislang führenden Flughäfen London-Heathrow und Frankfurt/Main die beiden ersten Plätze streitig machen. Der Flughafen Roissy-Charles de Gaulle (CDG) soll innerhalb von vier Jahren der größte internationalen Flughafen in Europa werden. Heathrow kam zuletzt auf 73 Millionen Passagiere pro Jahr, Roissy auf 63,8 Millionen und Orly im Süden der französischen Hauptstadt auf 28,9 Millionen. Für Roissy-CDG peilt ADP jetzt im neuen Vierjahresplan 78,5 Millionen und für Orly 31,5 Millionen an, und zwar ausschließlich durch Optimieren und Ausweiten der gegenwärtig schon bestehenden Infrastruktur.
In Konkurrenz sieht sich Paris nicht nur in Europa mit London und Frankfurt, sondern auch mit den großen Hubs im Mittleren Osten. Dubai beispielsweise hat letztes Jahr erstmals beim Passagieraufkommen mit Heathrow fast gleichgezogen. Roissy-CDG dagegen registrierte bei der besonders lukrativen Transit-Kundschaft einen leichten Rückgang. Gegensteuern will ADP durch verstärkte Investitionen im Bereich des Langstrecken- und Transitverkehrs. „Darauf ausgerichtet werden wir unsere gesamte Tarifstruktur modifizieren“, unterstreicht der für Finanzen und Strategie verantwortliche stellvertretende Generaldirektor Edward Arkwright. Er denkt an eine Absenkung der Flughafenentgelte um 6 bis 10 Prozent für den Sektor. Die Transitsteuer von 12,2 Euro pro Passagier hat die Pariser Regierung schon gestrichen. Mit beiden Maßnahmen werde man den aktuellen Unterschied bei der Wettbewerbsfähigkeit mit der Frankfurter Fraport ausgleichen und mit dem deutschen Konkurrenten gleichziehen können, meint Arkwright. Dies sei auch im Interesse der französisch-niederländischen Fluggesellschaft Air France/KLM. Die aber ist von dem Vier-Jahres-Kalkül des Flughafenbetreibers nicht unbedingt überzeugt; sie fordert, die Höhe der Abgaben schon ab diesem Jahr einzufrieren, und hält das Investitionsvolumen von 3,1 Milliarden Euro für übertrieben. Vor allem die 900 Millionen Euro, die darin für die Wartung vorgesehen sind, ließen sich durch Kostensenkungen und mit Hilfe der ADP-Gewinne aus dem Handelsgeschäft am Flughafen zusammenbekommen.
Die Verhandlungen zwischen den Fluggesellschaften und dem Staat über das Programm bis 2020 sind bisher hinter verschlossenen Türen geführt worden. Jetzt treten sie in die Phase öffentlicher Konsultationen ein, und da dürfte es schwierig werden, beides miteinander zu verbinden: die Investitions- und Rentabilitätsziele der ADP und den erklärten Wunsch von Air France/KLM nach Senkung der Flughafengebühren. (jb)