Paris. Nach dem Scheitern der bisherigen Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern und Beschäftigten im Straßengütertransport dürfte sich der Konflikt ab Mitte dieser Woche verschärfen. Die in dem Gewerbe führende Gewerkschaft CFDT hat beschlossen, sich dem Ausstand anzuschließen und die Phalanx der 4 seit 18. Januar streikenden Organisationen CGT, FO, CFTC und CFE-CGC zu verstärken.
Deren Vertreter hatten am vergangenen Donnerstag den Verhandlungsort im Haus der Arbeitsdirektion „Direction générale du travail“ unverrichteter Dinge wieder verlassen, weil die Arbeitgeberseite zu dem Termin nicht erschienen war und die Gewerkschaften auch bei Ministerpräsident Manuel Valls eine Abfuhr erlitten hatten. Ihrer Bitte um ein Gespräch mit ihm hatte Valls nicht stattgegeben. Vor verschlossenen Türen standen sie anschließend ebenso am Sitz des Arbeitgeberverbandes Medef. „Seit heute Morgen wird überall vor uns dicht gemacht“, kommentierte der CFTC-Sprecher Thierry Douine die jüngste Entwicklung und beklagte, dass es keinen „sozialen Dialog“ gebe.
Am Nachmittag wollten sich die Streikvertreter zum Elysée-Palast begeben und sich dort um ein Gespräch mit Staatspräsident François Hollande bemühen. Sie folgen damit der Logik alter französischer Konflikttradition, nach der letzten Endes immer der Staat eine Lösung suchen soll, wenn die Verhandlungen zwischen den eigentlichen Konfliktparteien in einer Sackgasse stecken.
Die abweisende Haltung von Arbeitgebern und Regierung könnte damit zusammenhängen, dass der bisherige Streikverlauf ohne größere Beeinträchtigungen für die Wirtschaft des Landes gekennzeichnet gewesen ist. Dies trifft beispielsweise auf alle größeren Ballungsräume wie Marseille und andere zu. Im Norden Frankreichs kam es auf der A1 am Donnerstagmorgen lediglich zu einem Stau von zirka 10 Kilometer Länge. In Bordeaux wurde eine Schneckentempo-Aktion auf dem Périphérique wieder gestoppt, nachdem die Polizei gedroht hatte einzugreifen. Im normannischen Carpiquet bei Caen blockierten 20 Lkw ein Logistikterminal des Einzelhändlers Carrefour. Je mehr Zeit verstreiche, umso stärker werde die Gefahr, dass sich der Ausstand radikalisiere, sagte ein FO-Vertreter gegenüber der Presseagentur Agence France Press (AFP). Die Arbeitgeber beharren jedoch bislang auf ihrer Position, dass mehr als 2 Prozent Lohnerhöhung nicht möglich seien, wogegen die Gewerkschaften 5 Prozent fordern. (jb)