Palettendiebstahl

Palettendiebstahl Der Palettenklau geht um Eigentlich sollen Paletten gegen Paletten getauscht werden. Doch mitunter tauschen Fahrer diese verbotener Weise beim Händler gegen Bares. Wie sich Unternehmer vor Palettendiebstahl schützen können. Dreihundertfünftausend oder in Zahlen: 305.000 Paletten in fünf Jahren sollen ehemalige Mitarbeiter von BASF und einer für BASF tätigen Spedition in Zusammenarbeit mit LKW-Fahrern vom Werksgelände des Chemieriesen in Ludwigshafen geklaut und verkauft haben, berichtet die Regionalzeitung Rheinpfalz. Das waren mehrere hundert Paletten am Tag mit einem Gesamtwert zwischen 610.000 und 1,53 Millionen Euro – es war damit sicher einer der größten Coups in Sachen Palettendiebstahl in Deutschland. Aber bei weitem kein Einzelfall. Oft sind die Mengen allerdings kleiner: „Es kommt immer wieder vor, dass uns LKW-Fahrer ein paar Paletten gegen Bares anbieten“, sagt ein Palettenhersteller und -händler, der nicht genannt werden möchte. Natürlich nehme er die Paletten nicht an, es gäbe aber an Rastplätzen auch kleinere Händler, die gerne zugreifen würden. Je nach Zustand gibt es zwischen zwei und fünf Euro bar auf die Hand – „Paletten sind gebraucht gut handelbar“. Die Neupreise liegen momentan zwischen 7,50 und 8 Euro. Kleine Stückzahlen regemäßig entwendet läppern sich zusammen: Auf 5000 bis 25.000 Euro monatlich schätzt Alex Kotsiwos, Geschäftsführer von SSD Safe Services Deutschland, den Schaden je Niederlassung bei einer Stückgutspedition, der durch Palettenschwund entsteht. Mit den von SSD gemeinsam mit Spediteuren in zahlreichen Bundesländern gegründeten Sicherheits-initiativen gegen Lademitteldiebstahl hat Kotsiwos nach eigenen Angaben seit 2007 über 200 Täter, die für einen Gesamtschaden von mehr als fünf Millionen Euro stehen, überführt. „Wir waren auch betroffen, sind aber in den letzten zehn Jahren dabei, die Maschen enger zu ziehen“, sagt ein für das Ladeträgermanagement verantwortlicher Mitarbeiter einer Spedition, die anonym bleiben will. Wo nicht kontrolliert werde, da werde geklaut. Gemeint sind damit tägliche Überprüfungen. Neben einem Sicherheitsmanagement, das im Zweifel auch auf Verdacht anfängt zu ermitteln, wurden an allen Standorten monatliche Inventuren eingeführt. „Der Standort trägt die Verantwortung für einen möglichen Verlust“. Zudem werden Prozesse und Administration des Managements der Ladehilfsmittel jährlich auditiert. „Man muss das Bewusstsein schaffen, dass Paletten einen Stellenwert im Unternehmen haben.“ Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser Eine Maßnahme des Sicherheitsmanagements sind stichprobenartige Be- und Entladekontrollen – auch in Hochzeiten. Die Angaben von Rollkarte und Palettenschein werden dabei mit dem Inhalt von Auflieger oder Aufbau abgeglichen. Wichtig sei es vor allem, an den Schnittstellen genau hinzuschauen, beispielsweise in der Be- und Entladung. Ein weiterer Ansatz ist die Fahrerabrechnung mit Liefer- und Palettenscheinen. Hieraus muss lückenlos ersichtlich sein, wie viele Paletten wo getauscht wurden. Ob sich der Aufwand rechnet? „Ja, klar“, so der Speditionsmitarbeiter. Die Fahrer sind aber nicht die alleinigen Übeltäter. „In rund einem Drittel der Fälle arbeiten sie mit dem Hallenpersonal zusammen“, weiß Kotsiwos. Der Sicherheitsexperte hat ähnliche Tipps, wie der Spediteur: Vor allem an Schnittstellen aufmerksam sein und die Papierlage mit der tatsächlichen Ladungsträgeranzahl abgleichen. Tauschpaletten niemals unbeobachtet lagern – Zäune und Videokameras sind dazu nützliche Helfer. Den Fahrern könnten Vereinbarungen zur Unterschrift vorgelegt werden, wie ein sicheres Palettenhandling auszusehen habe. Darin könne das Anfahren von Palettenhändlern ohne einen Auftrag untersagt und die Überwachung von Händlern angekündigt werden. In Verdachtsfällen liefern auch Telematikdaten über den Tourverlauf wertvolle Hinweise. Wichtig ist ein Hinweis darauf, dass Beobachtungs- und Telematikdaten gespeichert werden. „Konsequent handeln, wer die Augen zudrückt, verliert sein Gesicht“, mahnt Kotsiwos. Ein Fahrer, den er und seine Mitarbeiter hätten hochgehen lassen, „hat eine interessant hohe Strafe bekommen“, erinnert sich Kotsiwos. Zwei Jahre Freiheitsstrafe, ausgesetzt zur Bewährung, habe das Urteil gelautet. Zudem hat der Transportunternehmer den Täter auf 30.000 Euro Schadensersatz verklagt. Dieser war der Urkundenfälschung in 168 Fällen und der Unterschlagung von Paletten und Gitterboxen in nicht definierter Anzahl überführt worden. Gitterboxen, Neupreis etwa 75 Euro, bringen beim Hehler zwischen 20 und 40 Euro. „Die Fahrer verdienen ja nicht viel“, legt der Palettenhändler den Finger in die Wunde. Das mache verführbar. ❙❚■ Serge Voigt Die Serie Trailer, Diesel oder Paletten – Gauner plündern Spediteure VR 24: Achtung, Überfall: Frachtklau greift um sich VR 25: Diebstahlprävention: So kann man sich schützen VR 27: Spritsauger: Dieseldiebe zapfen den Tank an VR 29: Ladungsmittel weg: Plötzlich fehlt die Palette So ticken Palettendiebe Tricks der Palettendiebe Ladehilfen – Paletten, die zum vermeintlichen Stützen und Stabilisieren der Ladung genommen aber nirgendwo verbucht werden, verschwinden hinterher. Heile gegen defekte Paletten tauschen: Unterwegs werden bei einem Palettenhändler oder auf einem Rastplatz die Ladungsträger ausgetauscht. Defekte oder ganze Paletten als Schrott deklarieren. Dazu wird meist die Quittung gefälscht. Palettenschein manipulieren – da wird bei der Stückzahl aus einer „8“ ganz einfach eine „18“. Also Zahlen zusätzlich immer in Worten ausschreiben lassen (wie beim Scheck) Palettenscheine an der Rampe blind quittieren lassen, so können hinterher Zahlen und Qualität nach Bedarf eingetragen werden. Abgeladene Paletten werden hinterher wieder aufladen Unterschlagung beim Kunden – Fahrer fährt zum Lagerplatz für Tauschpaletten und greift einige ab. Solche Plätze nie ungesichert oder unüberwacht lassen (Zaun, Video) „Ausreden“ ertappter Diebe „Die habe ich geschenkt bekommen“ „Das waren meine“ „Die tauschen wir gegen immer Schmuggelzigaretten“ „Das hat der Chef erlaubt“ „Das macht doch hier jedoch jeder“ „Ich habe nur aufgeräumt“ „Die waren defekt“ „Konsequent handeln ist wichtig.Wer die Augen zudrückt, verliert sein Gesicht“ Alex Kotsiwos, Geschäftsführer, SSD Safe-Services Deutschland