Wien. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) präsentierten vergangene Woche in Wien ihre Bilanz 2015 ohne „Zaubertricks und Sensationen“, wie es ÖBB-CEO Christian Kern formulierte. Im Güterverkehr wurden 136 Millionen Tonnen transportiert und unterm Strich ein Vorsteuerergebnis EBT von 57 Millionen Euro gegenüber 59 Millionen Euro im Jahr 2014 eingefahren, was laut der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Österreich und Europa sowie dem drastisch gesunkenen Dieselpreis um 25 Prozent geschuldet ist. Der Betriebsgewinn (Ebit) im Güterverkehr brach nach bei stagnierendem Umsatz von 2,058 Milliarden Euro – um 26 Prozent auf 76,6 Millionen Euro ein.
„Auf Entfernungen bis 400 Kilometer haben wir gegenüber dem Lkw Marktanteile verloren“, räumte Kern ein. Aber auch die steigende Zahl an Mitbewerbern bekomme die Rail Cargo Group (RCG), Güterkonzern der ÖBB, immer stärker zu spüren. Derzeit sind in Österreich 33 Bahngesellschaften im Güterverkehr tätig, die dem Platzhirsch RCG das Terrain streitig machen.
RCG hat in Europa einen Marktanteil von 40 Prozent und sieht sich neben den Staatsbahnen Deutschlands, Frankreichs und Polens als vierter starker Player auf dem europäischen Markt. Außerhalb von Österreich ist im Vorjahr das Cargovolumen um fünf Prozent auf 54 Millionen Tonnen gestiegen, in Österreich ist es um einem Prozent auf 82 Millionen Tonnen gesunken. Die eigene Wertschöpfungskette zwischen Österreich und den Seehäfen im Nord- und Südeuropa zu vertiefen, ist erklärte Strategie für die Zukunft: Mit den beiden in Deutschland zugekauften Bahngesellschaften EBM Cargo und PCT „werden wir die Eigentraktion in Deutschland vertiefen“, kündigte Kern an. Vertieft wird auch die Zusammenarbeit mit den Slowenischen Eisenbahnen im Verkehr von Österreich zu dem Hafen Koper, der Österreichs wichtigster Überseehafen ist. (mf/ks)