Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) befürworten die Verlängerung der Breitspurtrasse zwischen dem heutigen Endpunkt Kosice (Kaschau) in der Slowakei bis nach Wien. Es könne der Cargotochter Rail Cargo Austria (RCA) durch die Verlagerung von Verkehrsleistungen auf die Breitspur dadurch zwar Geschäft verloren gehen. Durch die Weiterführung der Trasse bis in die Region Bratislava (Pressburg) / Wien würden sich die Beförderungsmengen jedoch deutlich erhöhen. „Der Verlust wird dadurch mehr als ausgeglichen; die RCA wird also in Summe eine positive Bilanz ziehen können!“, betonte Pressesprecher Herbert Ofner von der ÖBB auf Anfrage exklusiv gegenüber der VerkehrsRundschau.
Die Eisenbahnstrecke zwischen Wien und Kosice beträgt lediglich 450 Kilometer. Die heutigen unterschiedlichen Spursysteme zwischen europäischer Standard- (1435 mm) und russischer Breitspurweite (1520 mm) seien ein Hindernis für den durchgängigen Güterverkehr. Durch die Verlängerung der Breitspurstrecke zwischen der Ostslowakei und Wien würde ein einheitliches Schienensystem geschaffen, das die osteuropäischen und die asiatischen Märkte mit den europäischen Märkten direkt und ohne Zeitverzögerung miteinander verbindet. Gleichzeitig sei dies ein Signal, hebt Ofner hervor, „für ein umweltverträgliches Transportwesen der Zukunft“. Dadurch würden auch Wachstum und Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden, fügt er hinzu.
Studie von Roland Berger
Der Sprecher verweist auf eine Studie von Roland Berger Strategy Consultants, die von der Breitspur Planungsgesellschaft mbH in Auftrag gegebenen wurde. Das ist ein gleichberechtigtes Gemeinschaftsunternehmen der nationalen Eisenbahngesellschaften Österreichs (ÖBB), Russlands (RZD), der Ukraine (ZU) und der Slowakei (ZSR). Das zentrale Ergebnis der Untersuchung lautet: Mit dem Ausbau der Breitspurstrecke käme es zu einer stärkeren Nutzung des Schienensystems zwischen Europa und China bzw. Russland als attraktive Alternative zum Seeweg. Zudem sei die Doppelstadt-Region Wien-Bratislava, in der sich zahlreiche Infrastrukturachsen kreuzen, ein idealer Standort für die Systemgrenze zwischen Normal- und Breitspur – und damit für einen weiteren in Europa dringend benötigten Logistikstandort mit tausenden Arbeitsplätzen. Durch die Verlängerung der Breitspur entstünde ein durchgängiger Güterkorridor von 8000 Kilometer Länge, der eine verkürzte Transportzeit auf 15 Tagen mit der Bahn gegenüber bisher 35 Tagen mit dem Schiff ermöglicht. Die Frachtkapazität der Strecke liegt bis 2050 bei mindestens 16 Millionen Tonnen jährlich.
ÖBB-Sprecher Ofner verweist darauf, dass der Gütertransport auf der Schiene eine sichere Alternative zum Seeweg ist, da kritische Streckenpassagen (z.B. von Piraterie betroffene Seewege) oder Krisengebiete vermieden werden. Mit der Streckenverlängerung der Breitspurbahn würde ein elektrifiziertes und somit umweltfreundliches Verkehrsnetz geschaffen. (hs)