Insbesondere die Modernisierung von Güterterminals fand die Zustimmung der Branche, die gleichzeitig zu einer „realistischen Betrachtung der Gesamtsituation“ aufrief und „verstärkte Maßnahmen zur Förderung eines umweltfreundlichen Straßengüterverkehrs“ forderte. Das Klimaministerium müsse die „Dekarbonisierung des Straßentransports verstärkt und mit längerem Planungshorizont fördern“, um sich dem Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zumindest anzunähern.
Die geplante Aufwertung teilweise überlasteter und veralteter Güterterminals im Rahmen des ÖBB-Rahmenplans sei als Schritt in die richtige Richtung zu begrüßen. Dabei dürfe aber nicht vergessen werden, dass „Österreich als Binnenland im Herzen Europas von seinen Nachbarländern abhängig ist, deren Schieneninfrastruktur, wie zum Beispiel in Deutschland, nicht für eine verstärkte Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene ausreicht“, so der Zentralverband Spedition & Logistik.
Politik muss Straßengüterverkehr mehr unterstützen
Der Verband verweist in diesem Zusammenhang auf die Studie zur Langzeitverkehrsprognose im Auftrag des deutschen Verkehrsministeriums, die zeige, dass die gesamte Güterverkehrsleistung von 2019 bis 2051 um 46 Prozent ansteigen wird (1,2 Prozent pro Jahr). Der Straßengüterverkehr werde dabei – im Verhältnis stärker – um 54 Prozent wachsen. Das bedeute, dass vier Prozent mehr Güterverkehr auf der Straße stattfindet, während die Schiene und die Binnenschifffahrt jeweils zwei Prozentpunkte verlieren. Eine Studie von Professor Sebastian Kummer aus dem Jahr 2021 habe bereits für Österreich einen Anstieg des Straßengütertransport-Volumens um 49 Prozent bis 2040 prognostiziert. Angesichts der österreichischen Klimaziele, die eine Emissionsfreiheit des Güterverkehrs bis 2040 vorsehen, wäre das eine „Entwicklung in die falsche Richtung“, so der Zentralverband Spedition & Logistik.
„Die Politik muss die Zeichen der Zeit erkennen und den umweltfreundlichen Straßengüterverkehr, so wie sie das bei der Schiene tut, stärker unterstützen“, sagte Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik. Die hohe Nachfrage nach dem vom Klimaministerium mehrfach verschobenen Förderprogramm ENIN für emissionsfreie Nutzfahrzeuge und deren Infrastruktur unterstreiche die Bereitschaft der Branche. Allerdings stünden die verfügbaren Fördermittel „in keinem angemessenen Verhältnis zur Anzahl der mehr als eine halbe Million angemeldeten Lkw in Österreich“, so der Verband.
Ausbau der Tank- und Ladeinfrastruktur
Das Klimaministerium sollte „angesichts des starken Interesses an einer Ökologisierung des Straßengüterverkehrs zusätzliche Budgetmittel planen und über das Jahr 2025 hinaus zur Verfügung stellen“, sagte Friesz. Für Unternehmen bedeute die Umstellung auf Elektro- und insbesondere Wasserstoff-Lkw „enorme Investitionen in Fahrzeuge, Tank- und Ladeinfrastruktur“. Deshalb müsse die Politik sicherstellen, dass die Fördermittel den Anforderungen der Branche gerecht werden. Es sei darüber hinaus unverständlich, dass E-Fuels, die als schnell einsetzbare Übergangslösung genützt werden könnten, in Österreich trotz der EU-Ziele nicht gefördert werden.
Effektive Lösungen zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs würden dahr eine enge Zusammenarbeit auf europäischer Ebene erfordern, so der Zentralverband Spedition & Logistik. Dies betreffe insbesondere den Aufbau von Lade- und Tankinfrastruktur. Der Verband kritisiert daher: „Hierfür ist eine flächendeckende Tankinfrastruktur erforderlich, die bisher auf EU-Ebene noch nicht in Angriff genommen wurde. Die EU plant, bis 2030 auf Autobahnen alle 200 Kilometer Tankstellen einzurichten. In Österreich gibt es aber bisher insgesamt weniger als fünf Tankstellen, die für Lkws geeignet sind.“