Wien. Die Rolle des Schienengüterverkehrs vor dem Hintergrund des Klimawandels war ein zentrales Thema bei der Jahrespressekonferenz der ÖBB Rail Cargo Group (RCG) am Freitag, 24. September. „Wollen wir den Temperaturanstieg bei maximal 1,5 Grad einbremsen, dann müssen wir vor allem im Verkehr eine Trendwende schaffen. Dafür wird die schnelle Verlagerung der Gütertransporte von der Straße auf die Schiene entscheidend sein. Das wird nur mit fairen Wettbewerbsbedingungen und Kostenwahrheit im Verkehr gehen“, betonte Andreas Matthä, CEO der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).
Matthä forderte unter anderem ein Emissionshandelssystem für Gebäude und Verkehr – und die soziale Abfederung dafür. Ein Viertel der Einnahmen daraus sollte seiner Ansicht nach auch direkt für Digitalisierung und Ausbau des Bahnsystems zweckgebunden werden. Was die Höhe einer CO2-Bepreisung betrifft, begrüßte der ÖBB-Chef den Vorschlag der europäischen Investitionsbank von 250 Euro pro Tonne CO2 bis zum Jahr 2030.
Für die Verkehrswende brauche der Schienengüterverkehr vor allem faire Wettbewerbsbedingungen. Als wichtige Punkte nannten Andreas Matthä und der Vorstandssprecher der ÖBB Rail Cargo Group, Clemens Först, die „Kostenwahrheit im Verkehrssektor“. In Österreich lägen die externen Kosten beim Lkw dreimal höher als bei der Bahn und würden von den Steuerzahlern getragen.
Bahnanschluss als Voraussetzung für eine Standortgenehmigung
Um eine CO2 neutrale Ver- und Entsorgungskette für Gewerbe- und Industrieparks sicherzustellen, schlagen die ÖBB zusätzlich vor, in Zukunft einen Bahnanschluss zur Voraussetzung die Standortgenehmigung zu machen. Die Gesamtattraktivität des Netzes der Güterbahnen steige mit jedem zusätzlichen Betrieb, der mittels Anschlussbahn mit anderen Betriebsstandorten in ganz Europa verbunden ist. Aktuell kommen laut ÖBB in Österreich etwa 80 Prozent des Gesamtgüteraufkommens, das mit der Bahn transportiert wird, über Anschlussbahnen in das System. „Was einmal im System Bahn ist, verbleibt also auch zum überwiegenden Teil im System“, betonte das Eisenbahnunternehmen.
Es müsse „ein Ruck durch die gesamte Staatengemeinschaft gehen, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen“, forderte Matthä. „Europa braucht mehr Bahn und die Bahn mehr Europa – ein im Schienenverkehr harmonisiertes Europa. Dafür müssen auch grenzüberschreitend technische, organisatorische und legistische Hürden abgebaut werden. Einen Zug durch Europa zu fahren, muss so einfach werden wie einen Lkw.“ (tb)